Es gibt gleich eine Reihe von Hoffnungen, die Christian von Boetticher durch seine Gefühle pulverisiert hat.
Eine von ihnen war jene, mit seinem Amtsantritt zum Ministerpräsidenten würde sich die Gewichtung der Regionen in Schleswig-Holstein etwas verändern. Es war die Aussicht, der Kreis Pinneberg und die anderen Regionen im Hamburger Rand, könnten endlich ein höheres Maß an Aufmerksamkeit erhalten - ein Maß, das ihnen nach Wirtschaftskraft und Bevölkerungszahl zusteht.
Denn nur allzu sehr sind die politischen Handlungsweisen des Landes von Kiel-provinzieller Denkungsart geprägt. Der jetzige Ministerpräsident ist ein Landwirt von der Westküste. Bei allem Unterhaltungswert steht dem perfekten Platt-Schnacker seine Bodenständigkeit im Weg, wenn es um große Zukunftsentwürfe und Perspektiven geht. In Kiel werden derzeit vorwiegend kleine Karos ausgefüllt, was man an den Pressemitteilungen aus den Ministerien erkennen kann: Minister X eröffnet Fahrradweg zwischen Dorf A und Dorf B irgendwo südlich von Dänemark, Ministerin Y besucht Schrottbetrieb und weist darauf hin, wie wichtig der Rückfluss von Recycling-Material ist - Themen einer Regierung des flachen Landes.
Themen der Metropolregion, die derzeit eindeutig zu kurz kommen oder dilettantisch angefasst werden, wären bundesländerübergreifend durch einen MP von Boetticher wegen seiner Hamburg-Affinität sicherlich souveräner behandelt worden. Dazu zählt der Kampf gegen das Schulchaos durch zu unterschiedliche Systeme beispielsweise oder der Streit für eine stärkere Zusammenarbeit bis zur intensiveren Verschmelzung der Länder auf verschiedenen Gebieten. Davon hätte auch der Kreis Pinneberg stark profitieren können. Nun wird wohl leider die "Deichgrafen-Fraktion" am Ruder bleiben, die Bremser von Kreisgebietsreformen und Fans von Kiel als Nabel der Welt. Aber das ist jetzt verschüttete Milch.