Ein Festakt läutet die Jubiläumsfeier am zweiten Septemberwochenende in dem Gebäude an der Bismarckstraße ein
Elmshorn. Es sind kleine und große Fälle, die dort täglich verhandelt werden. Ehen werden geschieden, Sorgerechtsfälle bearbeitet, Nachbarschaftsstreitigkeiten beigelegt und Straftäter abgeurteilt. Im Amtsgericht an der Elmshorner Bismarckstraße wird seit 100 Jahren Recht gesprochen. Dieses Jubiläum soll am zweiten Septemberwochenende gefeiert werden.
Gerichtsstandort ist die Stadt an der Krückau übrigens viel länger - nämlich bereits seit 1867. Im Herbst 1910 zog das Gericht dann in seine heutigen Räume an der Bismarckstraße. Sie entstanden im holländischen Renaissancestil und umfassten das eigentliche Gerichtsgebäude sowie ein Gefängnis. Letzteres verfügte über 26 Einzel- sowie mehrere Doppelzellen.
Auch eine Dunkelzelle für besonders widerspenstige Gefangene war in Elmshorn vorhanden. Bis 1955 saßen hier Strafgefangene ein. Dann stand dieser Trakt bis zu seinem Abriss im Jahr 1970 leer. Heute steht an seiner Stelle der Anbau des Amtsgerichts, der 1980 eingeweiht wurde.
Richter Tim Feicke stellt seine besten Justiz-Cartoons aus
Im Alt- und Neubau startet am Freitag, 10. September, ab 10.30 Uhr der offizielle Festakt. Als Redner konnten der Vizepräsident des Schleswig-Holsteinischen Oberlandesgerichts, Heinz-Karl Waßmuth, und der Präsident des Landesverfassungsgerichts, Bernhard Flor, gewonnen werden.
Ein Streichquartett - übrigens bestehend aus Richtern - sorgt für den musikalischen Rahmen. Im Anschluss wird eine Ausstellung eröffnet. Und wie sollte es anders sein: Ausstellen wird ein Richter. Tim Feicke, selbst als Jurist am Amtsgericht tätig, zeigt seine besten Justiz-Cartoons. Außerdem wurde das Gerichtsarchiv für eine Ausstellung "geplündert". Zu sehen sind historischen Fotos und Dokumente, die 100 Jahre Gerichtsbarkeit in Elmshorn nachzeichnen.
Besucher können Musterverhandlungen und eine Versteigerung verfolgen
Am Sonnabend 11. September, öffnet das Amtsgericht zwischen 10.30 und 17 Uhr seine Türen für die Öffentlichkeit. Interessierte können Musterverhandlungen in einer Strafsache und einem Zivilfall verfolgen - und hautnah miterleben, wie sich der Alltag bei Gericht von den einschlägigen Fernsehshows unterscheidet. Verhandelt wird um 11, 12.30 und 13.30 Uhr. Auch eine Zwangsversteigerung wird nachgestellt, bei der ab 14 Uhr mitgeboten werden darf.
An diesem Tag sind alle Abteilungen des Gerichts mit Infoständen vertreten. Im Schöffensaal wird beispielsweise die Strafabteilung auf Schautafeln den Ablauf eines Strafverfahrens vom Ermittlungsverfahren bis zum Blick hinter die Gefängnismauern deutlich machen.
Weiter können sich die Bürger unkompliziert über den Elmshorner Weg in Sorge- und Umgangsrechtsverfahren, über die Beratung in einer Ehesache, aber auch über das Betreuungsverfahren oder den Ablauf von Zwangsversteigerungen informieren.
Auch Mitarbeiter des Kreisjugendamtes, der Diakonie-Beratungsstelle und des Betreuungsvereins des Kreises stehen für Fragen zur Verfügung - ebenso wie alle Mitarbeiter des Gerichtes. Auch sind die Gerichtswachtmeister aktiv. Sie führen die modernen Sicherheitstechniken vor - und ermöglichen Interessierten auch Einblicke in den Zellentrakt.
Das Amtsgericht beschäftigt derzeit 82 Mitarbeiter in Elmshorn. Gearbeitet wird in kleinen Serviceeinheiten, die Arbeitsabläufe wurden dadurch erheblich verkürzt. Allerdings hat die Umorganisation auch zu einem Personalabbau geführt: Heute arbeiten weniger Menschen am Amtsgericht Elmshorn als noch im Jahr 1993. Die Zahl der Richter - 1993 waren es neun, heute sind es 13 - ist als Folge der stetig wachsenden Fallzahlen gestiegen, in den untergeordneten Dienststellen hingegen wurde Personal eingespart.