Norderstedt. Starkes 4:1 der Portugiesen gegen die U 19 aus der Ukraine. Warum sich auch Eintracht Norderstedt als Sieger fühlen darf.
- Schachtar Donezk trägt Uefa-Youth-League-Heimspiele in Norderstedt aus.
- Erster Gegner der Ukrainer ist der portugiesische Traditionsverein FC Porto.
- Veranstalter Eintracht Norderstedt arbeitet 94-seitigen Katalog der Uefa ab.
Als Ausrichter von Junioren-Länderspielen haben die Verantwortlichen von Eintracht Norderstedt in der Vergangenheit schon geglänzt. Und nun haben Geschäftsführer Finn Spitzer sowie sein Organisationsteam – inklusive Greenkeeper Oliver Schaper – bewiesen, dass sie auch Uefa Youth League können.Das Match zwischen der als Gastgeber fungierenden U-19-Mannschaft von Schachtar Donezk und dem FC Porto ging glatt über die Bühne. Spitzer: „Es gab nur einen Kritikpunkt der Uefa; es wurde bemängelt, dass die Auswechselbänke in unserem Edmund-Plambeck-Stadion zu dicht am Spielfeldrand stehen. Doch das ist ein infrastrukturelles Problem, das sich auf die Schnelle nicht ändern lässt.“
Uefa Youth League: Wettbewerb der Champions-League-Clubs
Knapp 16 Jahre, genauer gesagt 6131 Tage, ist es her, dass der Hamburger SV in der Fußball-Champions-League vor heimischen Publikum antrat. Damals gewann das Team von Trainer Thomas Doll 3:2 gegen ZSKA Moskau. Dieser Sieg konnte das Ausscheiden nach der Gruppenphase – weitere Gegner waren derFC Porto und der FC Arsenal London – allerdings nicht verhindern.
Doch jetzt ist die europäische Königsklasse zurück in der Hansestadt. Auf dem Rasen steht allerdings nicht der 2017 in die 2. Bundesliga abgestiegene HSV. Stattdessen absolviert der ukrainische Meister Schachtar Donezk wegen des russischen Angriffskriegs seine Vorrunden-Heimspiele in der Gruppe H gegen den FC Porto, den FC Barcelona (7. November) und Royal Antwerpen (28. November) im Volksparkstadion.
Internationale Atmosphäre im Edmund-Plambeck-Stadion
An denselben Tagen gehen zwölf Kilometer Luftlinie entfernt auch die Nachwuchskicker dieser Clubs zur Sache. Parallel zum Erwachsenen-Wettbewerb finden im Norderstedter Edmund-Plambeck-Stadion die Heimpartien der U-19-Mannschaft aus Donezk in der Uefa Youth League statt. Anstoß ist jeweils um die Mittagszeit, das Prozedere so durchstrukturiert wie bei den Erwachsenen.
Den Zuschlag erhielt der Verein von der Ochsenzoller Straße, weil sich der HSV nicht imstande sah, zusätzlich die Matches der hoffnungsvollen Talente auszurichten und bei der Eintracht anfragte – was dazu führte, dass die Ukrainer das Edmund-Plambeck-Stadion für drei Begegnungen mieteten.
94 Seiten dicker Katalog muss abgearbeitet werden
„Wir haben Mitte August mit unseren Vorbereitungen begonnen und mussten einen 94 Seiten dicken, von der Uefa vorgegebenen Katalog abarbeiten“, so Spitzer. Und Olaf Bösselmann, der wie bei den Regionalliga-Heimspielen von Eintracht Norderstedt den Kontakt zum Ordnungsdienst Power hielt, ergänzte: „Es ist kaum zu glauben, was da so alles verlangt wird.“
Beispiele gefällig? Zum Pflichtprogramm gehörten die Produktion eines Uefa-Youth-Banners, der Druck von 1000 Sitzplatztickets nach dem Entwurf von Schachtar Donezk, obwohl der Eintritt frei war. Nur so ließ sich die Zahl der Besucher (es waren am Ende 800) kontrollieren.
Uefa-Delegierter Charles Robba achtet mit Argusaugen auf alle Details
Gefordert waren weiterhin ein Vip-Bereich mit Bewirtung, Räume für das Schiedsrichtergespann, die medizinische Betreuung und die Doping-Tests, getrennte Umkleidekabinen für beide Teams im Jugendhaus, die Versorgung aller Beteiligten mit Obst, sportlergerechten Snacks und Getränken, die Organisation des gemeinsamen Essens der Mannschaften im Clubheim, eine sorgfältige Einweisung der Ballkinder, zwei Dolmetscher als Hilfe für Stadionsprecher Ewald Koch. Und, und, und...
Dies alles wurde vom Uefa-Delegierten Charles Robba, der aus Gibraltar anreiste und nach dem Champions-League-Match der Erwachsenen im Hotel Schmöker in Norderstedt übernachtete, kontrolliert. Der Funktionär achtete zudem mit Argusaugen darauf, dass der bis in die kleinsten Details ausgetüftelte Zeitplan vor Beginn der Partie wie vorgeschrieben eingehalten wurde.
Uefa Youth League: Klasse 9 c des Coppernicus-Gymnasiums schaut zu
Das Publikum war bunt gemischt, unter den Fans befanden sich erwartungsgemäß mehr Ukrainer als Portugiesen. Aber auch die Klasse 9 c des Coppernicus-Gymnasiums, die mit ihrem Lehrer Christopher Renz zuschaute. „Unsere Schulleiterin hat Werbung für dieses Spiel gemacht, ich konnte mich daraufhin mit meinen Kollegen abstimmen. Wir wollten uns auf keinen Fall die Möglichkeit entgehen lassen, hochkarätigen Jugendfußball zu sehen“, so Renz.
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Übrigens: Der FC Porto setzte sich gegen Schachtar Donezk durch Tore von Rodrigo Mora de Carvalho (7./32.), Jorge Meireles (38./Strafstoß) und Ussumame Djaló (54.) souverän mit 4:1 (3:0) durch. Den Ehrentreffer für die Ukrainer erzielte Oleh Pushkarov (90.+3).
Die Portugiesen begeisterten die Zuschauer – kritisch beäugt von diversen Scouts – mit ihrer guten Technik, präzisem Passspiel und flotten Angriffen. Die robusten Osteuropäer wirkten im Vergleich dazu manchmal etwas hölzern.