Kaltenkirchen. Der Bosauer Fokke Kramer pulverisiert die Straßenlauf-Weltbestmarke in der Klasse M 85. Doch in Kaltenkirchen war noch mehr los.
Unglaublich, aber wahr: Fokke Kramer vom Bosauer SV hat beim 33. Kaltenkirchener Stadtlauf einen Weltrekord über zehn Kilometer aufgestellt. Kramer kam nach 48:57 Minuten ins Ziel und unterbot die bisherige Bestmarke in der Altersklasse M 85 um fast eineinhalb Minuten.
Die grandiose Leistung des Bosauers, der vor drei Wochen 85 Jahre alt geworden ist, war der Höhepunkt der Veranstaltung. Die Stimme von Stadtlaufsprecher Bernd Hausmann überschlug sich fast, als er den staunenden Zuschauern die Zielankunft des Routiniers ankündigte.
33. Kaltenkirchener Stadtlauf: Weltrekordler an der Leistungsgrenze
So richtig freuen konnte sich der neue Weltrekordhalter zunächst allerdings nicht. Nachdem er wie alle anderen Aktiven seine Teilnehmer-Medaille in Empfang genommen hatte, setzte er sich erst einmal auf einen Stein und pustete ganz tief durch. „Ich bin an die Grenze meiner Leistungsfähigkeit gegangen“, sagte Fokke Kramer völlig erschöpft.
Die von der Kaltenkirchener Turnerschaft ausgerichtete Veranstaltung hatte alles andere als planmäßig begonnen. Zu Beginn sollten die seit zehn Jahren ins Programm des Stadtlaufs integrierten Nordic Walker geehrt werden.
Die Veranstaltung beginnt mit einigen Hindernissen
Doch während die Jubilare schon mit den Füßen scharrten, weil sie in wenigen Minuten auf die Strecke gehen sollten, hatten sich die Laudatoren noch nicht eingefunden.
Dann fiel auch noch die rund 100 Meter vor dem Ziel liegende Matte für die Zeiterfassung aus. Moderator Hausmann Hausmann bekam die Namen der Athleten nicht auf seinem Laptop angezeigt. Also wurde improvisiert: Drei Helfern soufflierten ihm, damit er wenigstens einige der Finisher erwähnen konnte.
Helfer der Kaltenkirchener TS gehen mit gutem Beispiel voran
Jil Lilly Asmus haderte derweil mit der Tatsache, dass aus Zeitersparnisgründen die Walker und Nordic Walker zusammen mit den 634 Fünf-Kilometer-Läufern losgeschickt wurden. „Zu Beginn musste ich deshalb permanent den langsameren Teilnehmern ausweichen“, sagte die einzige Geherin im Starterfeld – das machte sich am Ende negativ bei der Zeit bemerkbar.
Asmus war aber nicht nur als Sportlerin aktiv. Zusammen mit ihrer Mutter Petra Rogowski-Asmus half sie beim Eintüten der Startunterlagen und an der Getränkeausgabe. „Das gehört sich doch so, die KT ist schließlich unser Verein“, sagte Jil Lilly Asmus.
Marathonläufer Gerd Gröschner hat die Seiten gewechselt
Als Streckenposten hatte sich Gerd Gröschner, der 31-mal beim Berlin-Marathon angetreten ist, gemeldet. Seit er vor drei Jahren ein künstliches Knie bekommen hat, mag er nicht mehr laufen.
Er stand an der Einmündung Hüttmannstraße/Holstenstraße, einem der sensiblen Punkte des Kaltenkirchener Stadtlaufs. Denn dort befindet sich eine beliebte Bäckerei, die von Bürgern gerne direkt mit dem Pkw aufgesucht wird. Erst recht an einem Feiertag.
Ein guter Streckenposten besänftig die Autofahrer
„Da sind sie bei mir aber genau richtig. Hier kommt keiner durch“, sagte der 66-Jährige lachend. Stets freundlich und mit unglaublicher Ruhe wimmelte er die genervten Autofahrer ab.
„Der Job als Streckenposten ist wirklich nicht die Welt. Das Material für die Absperrung bekommt man angeliefert. Man muss nur noch die Verkehrshütchen positionieren, mit Flatterband die Kurve absperren und die Warnweste anziehen. Anschließend kann man die Läufe als Zuschauer genießen.“
Über fünf Kilometer werden auch die Landesmeister ermittelt
Gerd Gröschner, die übrigen Helfer und das Publikum sahen guten Sport. Auch deshalb, weil in Kaltenkirchen die neuen Landesmeister im Straßenlauf ermittelt wurden. Über fünf Kilometer liefen die Jugendlichen der Altersklassen 14 bis 16 um die Titel, über zehn Kilometer die Erwachsenen, Senioren sowie die Kategorie U 18.
Als neue Landesmeister und Stadtlaufsieger über zehn Kilometer durften sich Fenna Froehlich vom LC Lübeck und Philipp Rusch vom LAC Kronshagen feiern lassen. Die beiden 26-Jährigen ließen die Konkurrenz um etwa eine halbe Minute hinter sich.
Zum ersten Mal gibt’s eine Wertung für den Süd-Segeberg-Cup
Beide führen automatisch auch den Süd-Segeberg-Cup an – den gewinnt, wer am schnellsten beim Kaltenkirchener Stadtlauf, „HU läuft“ und beim Norderstedter Stadtlauf über die zehn Kilometer unterwegs ist. Froehlich war aber nur wegen der Landesmeisterschaft vor Ort, sie wird nicht in Henstedt-Ulzburg und Norderstedt starten.
Philipp Rusch hatte von der Cup-Wertung noch nichts gehört. „Mal sehen, ob die beiden anderen Veranstaltungen in meinen Trainingsplan passen“, sagte der Kieler.
33. Kaltenkirchener Stadtlauf: 1885 Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Über fünf Kilometer war der für die Landesmeisterschaft gemeldete Nachwuchs zwar gut, aber nicht gut genug, um den Stadtlauf zu gewinnen. Bette Schwarz vom SC Rönnau 74 (Altersklasse U 16) belegte in der Schleswig-Holstein-Wertung Platz eins und wurde im Gesamtklassement mit 42 Sekunden Rückstand Zweite hinter Hjørdis Mick vom TSV Bargteheide Triathlon.
„Ich vermisse in Kaltenkirchen das Schwimmen und Radfahren“, sagte die Siegerin lachend. Landesmeister Lasse Carstens (U 16, SC Itzehoe) wurde bei den Männern Zehnter. Schnellster Starter war sein Vereinskollege Friedrich Hegge.
- Gelungener Neustart des Kaltenkirchener Stadtlaufs
- So funktioniert der 24. Norderstedter Stadtlauf
- Riesige Begeisterung und Volksfestatmosphäre bei „HU läuft“
Insgesamt gingen 1885 Läufer und Läuferinnen auf die Strecken – über fünf Kilometer 634 Aktive plus 33 Walker/Nordic Walker, über zehn Kilometer 329. Beim Sparkassen-Grundschullauf machten 691 Kinder mit, den Bambini-Lauf bestritten 198 Kids.
Alle Ergebnisse gibt’s unter www.kaltenkirchener-stadtlauf.de