Norderstedt. Für Jörg Schwarzer und Yavuz Kement hat das Modell Vorteile – aber sie sehen sich aus einem Grund trotzdem nicht als Trendsetter.
Mit einem so lauten Medien-Echo hatten sie wohl nicht gerechnet. Ende der vergangenen Serie verkündeten die Fußballer von TuRa Harksheide, frischgebackener Aufsteiger in die Oberliga Hamburg, zwar keinen Wechsel auf der Trainerposition.
Aber zumindest eine neue Gewichtung der Zuständigkeiten. In der Saison 2022/2023 werden der bisherige Cheftrainer Jörg Schwarzer (56, von 2005 bis 2012 und seit 2016 bei TuRa) sowie sein „Co“ Yavuz Kement (42, seit 2020 mit an Bord) als gleichberechtigte Trainer fungieren.
Fußball: Oberliga-Aufsteiger geht ungewöhnlichen Weg
Für die beiden ausgewiesenen Fußballexperten war das nach zweieinhalb Jahren intensiver und guter Zusammenarbeit eigentlich ein ganz normaler und logischer Schritt. Immer wieder wurden Schwarzer und Kement in den vergangenen Wochen und Monaten aber genau auf diese neue Konstellation und deren Besonderheit angesprochen
„Ganz ehrlich: Mittlerweile geht es uns diese Diskussion schon ein wenig auf die Nerven. Scheinbar geht es den Leuten nur noch darum. Dabei ist das für uns nichts Besonderes. Wir haben uns da gar keine großen Gedanken drüber gemacht“, so Yavuz Kement, der als Spieler von 2011 bis 2015 für die Harksheider die Stiefel schnürte – ein halbes Jahr lang kickte er unter der Regie von Jörg Schwarzer.
Gemeinsam ist das Duo stärker
Der hat schon immer viel von seinem Trainerkollegen gehalten: „Am Ende war es meine Entscheidung zu sagen: Komm, wir machen das gemeinsam. Alleine kann ich die ganzen Dinge, die da anfallen, gar nicht mehr bewerkstelligen. Videoanalyse, Spielergespräche, Trainingsinhalte, Spielvorbereitung – die Aufgaben, die es zu erledigen gilt, sind sehr vielfältig geworden. Yavuz und ich sind eigentlich immer der gleichen Meinung. Es gab zwischen uns nie Differenzen, auch nicht bei der Aufstellung. Wir sind halt ein richtig gutes Team. Deshalb brauchen wir die Aufteilung mit Chefcoach und Co-Trainer auch nicht mehr.“
Jörg Schwarzer, der mit Ehefrau Anja (54) und den beiden Kindern Florian (24) und Alexandra (22) in Henstedt-Ulzburg auf dem Rhen wohnt, sowie Kement, der seit 14 Jahren mit Freundin Maritza (42) und Sohn Ricardo (22) in Norderstedt lebt, kennen sich gefühlt schon ewig. 1998 sind sich beide beim 1. SC Norderstedt erstmals über den Weg gelaufen.
Erster Kontakt: 1998 beim 1. SC Norderstedt
Schwarzer ließ seine Karriere damals in der Landesliga-Herrenmannschaft langsam ausklingen. Kement war gerade aus der A-Jugend gekommen, trainierte zusammen mit dem Regionalliga-Kader, absolvierte seine Punktspiele allerdings zwei Klassen tiefer.
„Ich war gerade einmal 18. Schon damals hat es mir imponiert, wie Jörg als 32-Jähriger immer noch Vollgas gegeben hat. Das war ein Anreiz für mich. Es war dieser unbedingte Wille, der ihn als Spieler und dann auch als Trainer ausgezeichnet hat. Er ist ein absoluter Teamplayer und ein echtes Vorbild für mich.“
Vor jeder Übungseinheit wird telefoniert
Eine spezielle Aufgabenteilung im Training gibt es beim Duo nicht. Vor jeder Übungseinheit wird telefoniert, um über die Inhalte zu sprechen. Jörg Schwarzer hat im Laufe der Jahre bei den Spielern einen Charakterwandel ausgemacht: „Die Jungs sind viel sensibler als früher. Wenn die merken, dass Aufgaben, die sie machen müssen, nur vom Co-Trainer und nicht vom Chefcoach betreut werden, dann fehlt ihnen die Wertschätzung.“ Diese haben Schwarzer und Kement schon immer füreinander gehabt: „Yavuz ist sehr loyal, fleißig und immer auch mal für einen Spaß oder Spruch zu haben.“
Dass das Modell „gleichberechtigtes Trainerteam“ im Fußball ein neuer Trend werden könnte, glauben die beiden Protagonisten übrigens nicht: „Meistens will einer dann doch der Chef sein und den Hut aufhaben. Es muss einfach passen. So wie bei Jörg und mir. Wir schätzen uns als Menschen und als Sportler“, so Kement.
Jörg Schwarzer und Yavuz Kement sind vorzügliche Teamplayer
Gemeinsam wollen er und sein Kollege nach dem Aufstieg in die Oberliga Hamburg nun das nächste große Ziel gemeinsam anpacken: den Klassenerhalt. Und dafür werden die beiden Teamplayer ihre gesamte Energie einsetzen, gemeinsam an einem Strang ziehen.
Ob es in diesem Zusammenhang ein gutes Omen ist, dass die TuRaner in der Saisonvorbereitung ungeschlagen geblieben sind? Im Test gegen Landesligist Meiendorfer SV gab’s zuletzt einen glatten
6:0 -Erfolg. Ein Eigentor durch Ryota Takada (10.) sowie ein Doppelpack von Yannick Fischer (26./43., Foulelfmeter) bescherten den Gastgebern zur Pause eine 3:0-Führung. Moussa Mane (76.), Jannes Vörtmann (86.) und Juan Hernandez Genao (90.) sorgten nach dem Wechsel mit ihren Treffern für den Endstand.
6:0 im Test gegen schwachen Meiendorfer SV
Trotz des deutlichen Resultats war Yavuz Kement mit der Leistung der Mannschaft alles andere als zufrieden: „Meiendorf spielt zwar in der Landesliga, hatte aber nur Kreisliga-Niveau. Leider haben wir uns diesem angepasst. Gegen so eine Mannschaft sollte man schon einen Qualitätsunterschied merken.“
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Allerdings trat TuRa auch mit dem letzten Aufgebot an. Wegen Verletzungen, Krankheit, Urlaub und beruflicher Verpflichtungen saßen lediglich drei Akteure auf der Ersatzbank. Das wird im ersten Pflichtspiel der neuen Saison, dem Lotto-Pokal-Match bei der SV Blankenese, anders aussehen: „Ganz klar, am Freitag müssen wir eine Runde weiterkommen. Es wird personell auch keine Experimente geben“, sagt Yavuz Kement.
Die ersten zehn Punktspiele des Oberiga-Aufsteigers
Sonntag, 31. Juli, 15 Uhr: Hamm United – TuRa: Freitag, 5. August, 19.30 Uhr: TuRa –
FC Türkiye; Sonntag, 14. August, 15 Uhr: TSV Sasel – TuRa; Freitag, 19. August,
19 Uhr: TuRa – USC Paloma; Dienstag, 23. August (die Anstoßzeit ist noch offen): Niendorfer TSV – TuRa; Freitag, 26. August, 19.30 Uhr: TuRa – Hamburger SV III; Sonntag, 4. September, 15 Uhr: TSV Buchholz 08 – TuRa; Freitag, 9. September, 19.30 Uhr: TuRa – Oberliga-Meister TuS Dassendorf; Freitag, 16. September, 19.30 Uhr: TuRa – Eimsbütteler TV; Freitag, 23. September: WTSV Concordia – TuRa.