Todesfelde. Schleswig-Holsteins Oberliga-Meister sammelt durch seinen Auftritt beim 0:1 im DFB-Pokal gegen den VfL Osnabrück viele Sympathien.

Kurz nach dem Schlusspfiff versammelte sich vor dem Eingang zum Pressezelt eine Fangruppe mit den knalligen gelb-blauen Schals um den Hals. Wenig später erschien Sven Tramm, Teamchef der Oberliga-Fußballer der SV Todesfelde, zum Interview. Er bedankte sich persönlich und auch im Namen seiner Mannschaft bei der feiernden Anhängerschar. „Es ist riesig, wie ihr uns in all den Wochen unterstützt habt. Auch in Corona-Zeiten hat man immer das Gefühl, dass ihr uns zur Seite steht und mitfiebert.“

Das Fußball-Märchen des Landespokalsiegers hat nun doch keine Fortsetzung gefunden. Die Erinnerung aber wird bleiben, die Erinnerung an ein außergewöhnliches Fußballspiel, an die Spannung im Vorfeld der größten aller bisherigen Partien des Oberliga-Meisters. Der lieferte in der ersten Runde des DFB-Pokals Zweitligist VfL Osnabrück einen verbissenen Kampf. Im „Jahrhundertspiel“ im Joda-Sportpark unterlag der krasse Außenseiter nach energischer Gegenwehr nur knapp mit 0:1 (0:0).

Entscheidung in der 77. Minute

Nicht wenige unter den zugelassenen 500 Zuschauern liebäugelten in der Schlussphase schon mit einer Verlängerung, als die Gäste doch noch zuschlugen. An der Strafraumgrenze war die sonst konsequent agierende Deckung einen Moment lang unaufmerksam, sodass ein leicht abgefälschter Schuss von Sebastian Klaas im Tor landete (77.).

In den verbleibenden Minuten wurden die Schützlinge von Trainer Bastian Holdorf noch einmal mutiger, drangen bei einsetzendem Regen aber nicht entscheidend durch. Die Offensive des SVT hatte auch sonst einen schweren schweren Stand. Morten Liebert konnte nicht wie erhofft in Szene gesetzt werden, weil es im Mittelfeld immer wieder schnelle Ballverluste gab.

Zusätzliche 30.000 Euro vom DFB

Aber das Endergebnis war mehr als achtbar, schließlich liegen drei Klassen zwischen beiden Teams. Und dass der SV Todesfelde in der ersten Pokalrunde als einziger Oberliga-Vertreter sein Heimrecht wahrnahm, fand in den nationalen Medien tagelang große Beachtung. Der Dorfclub brachte das Match übrigens ohne finanzielle Einbußen über die Bühne. Für das Erreichen der Auftaktrunde gab’s knapp 140.000 Euro netto. Und die Kosten für die Austragung des Heimspiels (40.000 Euro) sind fast dadurch gedeckt, dass der SVT zusätzlich 30.000 Euro vom DFB erhält.

Auch für sie galt im Joda-Sportpark die Maskenpflicht: Landrat Jan Peter Schröder, Ministerpräsident Daniel Günther und Hauptsponsor Bernd Jorkisch (v. l.).
Auch für sie galt im Joda-Sportpark die Maskenpflicht: Landrat Jan Peter Schröder, Ministerpräsident Daniel Günther und Hauptsponsor Bernd Jorkisch (v. l.). © Thomas Maibom

Diese Summe bekommen die Clubs aus der 3. Liga, Regionalliga oder Oberliga, wenn sie Pokalpartien auf eigenem Platz auf die Beine stellen. Das ermöglichten in Todesfelde insbesondere Vereinspräsident Holger Böhm sowie Teammanager Timo Gothmann. Letzterer befand sich im Vollstress und freute sich über einen problemlosen Ablauf des Top-Events – auch weil die strengen Corona-Auflagen erfüllt wurden.

VfL-Coach Marco Grote lobt den Underdog

Diese Tatsache nötigte Osnabrücks neuem Trainer Marco Grote Respekt ab. „Ihr habt mit diesem Spiel eine coole Nummer abgezogen“, sagte der Nachfolger des zum Hamburger SV gewechselte Daniel Thioune. Grote: „Der Gegner hat eine couragierte Vorstellung abgeliefert.“ Seine Crew sei insgesamt überlegen gewesen und habe verdient gewonnen. In der 2. Bundesliga müsse beim Punktspielauftakt in Fürth am kommenden Sonntag allerdings eine Steigerung her. Der Sieger der Herzen war aber fraglos derSV Todesfelde...

In vielen Phasen des Spiels fand der hohe Favorit keine Lösung, das Abwehrbollwerk der Todesfelder zu knacken. Die Mannschaft spielte immer wieder in die Breite, versuchte es mit Flanken zu direkt vors Tor, wo Torhüter Fabian Land­voigt die Bälle dankend abfing.

Todesfeldes Defensive überzeugt

Den Rest bereinigten die Abwehrrecken Kai-Fabian Schulz, Lennard Koth und Christian Rave. Apropos Landvoigt: Der Schlussmann meisterte mehrere kritische Situation – vor allem in der Anfangsphase. Die Frage, ob die Schüsse von Zweitliga-Kickern härter als in der Oberliga seien, beantwortete er so: „Das kann ich eigentlich nicht sagen.“

Kapitän Luca Sixtus bezeichnete die Niederlage als sehr bitter. Wie alle Mitspieler spulte er mit hoher Laufbereitschaft mehrere Kilometer herunter. „Es überwiegt bei uns der Stolz, im Pokal so weit gekommen zu sein.“ Am kommenden Sonntag (13 Uhr) geht nun der Oberliga-Alltag beim VfB Lübeck II los. Sixtus: „Wir wollen vermeiden, mental in ein Loch zu fallen.“

SV Todesfelde – VfL Osnabrück 0:1 (0:0). – Schiedsrichter: Ittrich (MSV Hamburg). – Zuschauer: 500. – Tor: 0:1 Sebastian Klaas (77.) – SVT: Landvoigt – Koth, Schulz, Rave (86. Chaumont) – Weidemann (74. Krause), Stehnck (80. Gelbrecht), Sixtus, Bento (80. Studt), Szymczak – Sirmais, Liebert (74. Pajonk).