Henstedt-Ulzburg. Sven Rusbült hat seinen Vertrag als Trainer des Drittliga-Frauenteams unbefristet verlängert. Steffen Wegner wird Sportlicher Leiter.

Die Verwunderung war groß, als Sven Rusbült (28) im Sommer 2017 Coach der Drittliga-Handballerinnen des SV Henstedt-Ulzburg wurde. Schließlich warf die Verpflichtung des A-Lizenz- Inhabers, der bis dato nur Nachwuchsmannschaften im männlichen Bereich trainiert hatte, etliche Fragen auf: Bringt Rusbült die nötige Erfahrung für die 3. Liga mit? Verfügt er trotz seines Alters über genügend Autorität? Gelingt ihm der Sprung vom Jugend- in den Frauenhandball?

Zehn Monate später hat der gebürtige Kieler fast alle Zweifler verstummen lassen. Mit 26:8 Punkten ist der SVHU fünf Spieltage vor Saisonende Tabellenzweiter, hat gute Chancen, Staffelmeister zu werden und den Aufstieg in die 2. Bundesliga perfekt zu machen. Im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt erklärt Sven Rusbült, weshalb er seinen Vertrag in Henstedt-Ulzburg erst kürzlich unbefristet verlängert hat.

Herr Rusbült, wie überraschend ist es für Sie, gleich im ersten Jahr als Trainer einer Frauenmannschaft um die Meisterschaft in der 3. Liga mitzuspielen?

Sven Rusbült: (lacht) Eine gute Frage. Vor der Saison hatte mein Team qualitativ einige schmerzhafte Abgänge zu verzeichnen, die nicht leicht wegzustecken waren. Dina Versakova fehlt uns zum Beispiel als starke Waffe im Rückraum. Wir sind mit einem schmalen Kader voller junger Talente in die Runde gestartet. Von daher ist es nicht selbstverständlich, dass wir konstant oben mitmischen. Bislang macht das Team einen richtig guten Job. Gerade die jungen Spielerinnen sind sehr ehrgeizig und haben einen enormen Leistungssprung vollzogen. Ich bin sehr stolz auf diese Entwicklung.

Eine unbefristete Vertragsverlängerung hat im Sport Seltenheitswert. Aus welchem Grund plant der SV Henstedt-Ulzburg nach weniger als einem Jahr der gemeinsamen Zusammenarbeit so langfristig mit Ihnen?

Die Vereinsführung wollte mir damit zeigen, dass ich für sie ein wichtiger Baustein in der langfristigen Planung des SVHU Handball bin. Das ist ein großer Vertrauensvorschuss, aber auch ein Indiz für die Zufriedenheit der Verantwortlichen mit meiner bislang geleisteten Arbeit. Bereits in den ersten Gesprächen über meine Zukunft habe ich signalisiert, dass ich mich in Hen­stedt-Ulzburg sehr wohl fühle und dass das Gesamtpaket für mich passt. Im Endeffekt war die Vertragsverlängerung also Formsache.

Haben Sie die Abgänge von Ihrem Co-Trainer Frank Hamann, der nach der Saison zum Handballverband Schleswig-Holstein wechselt, sowie von Torjägerin Marleen Kadenbach, die ein Auslandssemester einlegt, nicht ein wenig ins Grübeln gebracht?

Was mir in Henstedt-Ulzburg ganz wichtig ist: Hier wird ein Gesamtprojekt vorangebracht. Solche Personalien sind nicht schön, aber entscheidend ist, dass die Fortsetzung des Ganzen nicht von Einzelpersonen abhängig gemacht wird. In der SVHU-Handballsparte gibt es gesunde Strukturen, die dieses Konzept gewährleisten.

Mit Rosario Cassara hat vor Kurzem nun auch der bisherige Sportliche Leiter seinen Rückzug aus persönlichen Gründen erklärt. Ersatz hat SVHU-Abteilungsleiter Wulf Winterhoff mit dem Schenefelder Vereinssportlehrer Steffen Wegner bereits gefunden. Wie sehr hat Sie dieser Wechsel überrascht?

Ich habe mit Rosarios Entscheidung nicht gerechnet. Sein Ausscheiden ist sehr schade für uns, er hat eine gute Arbeit in der Abteilung geleistet. Auch persönlich sind wir sehr gut miteinander klargekommen. Mit Steffen Wegner habe ich gemeinsam in Kiel Sportwissenschaften studiert und im Nachwuchsbereich des THW Kiel gearbeitet. Wir haben damals gut harmoniert und sind seitdem in Kontakt geblieben. Ich wusste, dass er auf der Suche nach einer neuen Herausforderung im Handballsport ist, und so kam der Kontakt mit dem SV Hen­stedt-Ulzburg zustande. Ich freue mich schon auf die erneute Zusammenarbeit.

Welche Aufgabe reizt den Trainer Sven Rusbült mehr: der Abstiegskampf in der 2. Liga oder das Aufstiegsrennen in der 3. Liga?

Ich nehme das, was kommt. Deshalb habe ich meinen Vertrag auch unabhängig von der Ligazugehörigkeit verlängert. Beide Aufgaben haben ihren Reiz. Aber natürlich bleibt unser oberstes Ziel, den Aufstieg in die 2. Bundesliga perfekt zu machen.