Norderstedt. Der 60 Jahre alte Coach hat mit den Regionalliga-Kickern von Eintracht Norderstedt in 41 Partien 65 Punkte geholt – eine starke Bilanz.

Ein Satz, 27 Wörter, 182 Zeichen: „Eintracht Norderstedt freut sich, bekannt geben zu können, dass der Vertrag mit unserem Trainer Dirk Heyne um ein weiteres Jahr, also bis Saisonende 2018/2019, verlängert werden konnte.“ Die betont sachliche Pressemitteilung passt zum Charakter des Übungsleiters. „Wir waren uns schnell einig, es war keine große Sache“, sagt Heyne.

Eine durchaus „große Sache“ ist dagegen Heynes Leistung seit seiner Beförderung vom A-Jugend zum Cheftrainer am 6. Oktober 2016. Die wichtigste Währung im Fußball sind die nackten Zahlen. Und die sprechen für den früheren DDR-Nationalkeeper: 65 Zähler holten die Garstedter in 41 Spielen unter Heynes Regie, verbuchten einen Punkteschnitt von 1,58. Obendrein gelang 2017 die Titelverteidigung des Oddset-Pokals (2:1 nach Verlängerung gegen Oberliga-Absteiger SV Halstenbek-Rellingen). Am Pokal-Aus in dieser Saison, als der Verein verbotenerweise Philipp Koch im Pokalspiel der vierten Runde in Niendorf einsetzte (das Abendblatt berichtete), trägt Heyne keine Schuld.

Der Fußball-Lehrer fragt die Spieler nach ihrer Meinung

An die erfolgreiche Ära seines Vorgängers Thomas Seeliger, unter dessen Leitung der Mannschaft im Herbst 2017 die Luft ausging, knüpfte Fußball-Lehrer Heyne mit seinem Stil an. Der 60 Jahre alte Magdeburger verstand sich von Beginn als Erster unter Gleichen. Ob Standards, Laufwege oder Taktik – Heyne fragt die Spieler nach ihrer Meinung und bezieht diese in seine Vorgaben mit ein.

„Einer meiner ersten Sätze an die Jungs war: ,Ich will mit euch diskutieren‘“, erinnert sich Heyne, „was bringen mir denn Akteure, die alles abnicken? Wenn ich als Trainer sage: ,Spring von der Brücke‘, dann fragt sich der Spieler doch, warum er das tun soll. Eventuell denkt er: ,Der Trainer hat doch einen Schuss‘. Wenn ich ihm meine Gedanken erkläre, versteht er mich besser. Und ich ihn, wenn er mir offen sagt, was er denkt und wie er sich wohl fühlt.“

„Er ist ein sehr kommunikativer Trainer, spricht nicht nur mit dem Mannschaftsrat. Er ist mit allen im Austausch“, sagt Kapitän Marin Mandic. „Man kriegt viel Feedback von ihm. Auch gute Erklärungen dafür, warum man nicht spielt“, ergänzt Stürmer Jan Lüneburg. Er verlor unter Heyne seinen Stammplatz an Sinisa Veselinovic, muckte trotzdem nicht auf. Grund: Der Coach band ihn gut ein.

„Er begreift sich als Teil des Ganzen, nimmt sich zu Herzen, was wir sagen“, lobt Mittelfeldspieler Linus Meyer – und weist noch auf einen weiteren entscheidenden Punkt hin: „Unter Herrn Heyne haben wir uns fußballerisch und taktisch enorm weiterentwickelt. Wir stehen defensiv besser, haben zudem einen guten Plan für unser Offensivspiel.“

Tatsächlich sprengte Dirk Heyne nach seiner Amtsübernahme das risikoreiche 4-1-4-1-System von Thomas Seeliger. Er installierte im Mittelfeld einen zweiten Sechser, kehrte zum
4-2-3-1 zurück. Zudem scheute er sich nicht, den damaligen Kapitän Philipp Koch auf die Bank zu setzen, als dieser sich im Leistungstief befand; Koch war unter Seeliger stets gesetzt.

Das Team spielte besser und strukturierter, doch in den ersten drei Regionalliga-Partien gelang kein Sieg. „Wir haben am Anfang etwas Zeit gebraucht, das war eine schwierige Phase“, so Heyne. Er blieb nach außen aber stets gelassen und ruhig, öffentliche Wutreden liegen ihm nicht. Doch intern kann er sehr deutlich werden. Linus Meyer: „Er weiß genau, wann er dazwischenhauen muss.“ Als „Zuckerbrot und Peitsche“ beschreibt Jan Lüneburg Heynes Art im internen Umgang.

Einen Einblick in seine Ansprüche gibt Heyne, dessen Arbeit Vereinspräsident Reenald Koch mit dem Prädikat „überragend“ adelte, beim Rückblick auf die Hinrunde. Mit 27 Zählern ist die Eintracht Achter. Wiederholt sie diese Leistung in der zweiten Saisonhälfte, wäre die Vereins-Bestmarke aus der Serie 2015/2016 (52 Punkte) geknackt.

„Die Hinrunde war in Ordnung, aber zufrieden sollte man nie sein“, sagt Heyne. „Wir hatten Verletzungen, einige Platzverweise. Keiner weiß, was gewesen wäre, hätten wir stets mit der vollen Kapelle gespielt. Grundsätzlich will ich, dass alle Spieler an ihre Leistungsgrenze kommen.“ Und das sei auch drin, denn: „Das Klima in der Mannschaft ist toll. Viel Ehrgeiz und Konkurrenzkampf, immer fair, viel Respekt untereinander. Das ist eine sehr gute Basis.“