Henstedt-Ulzburg. Zweitliga-Männer verlieren trotz guter Leistung mit 31:34 in Ludwigshafen. Tim-Oliver Brauer feiert vielversprechenden Einstand.

Die Zweitliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg machten sich nach ihrer 31:34 (15:18)-Niederlage bei der TSG Ludwigshafen-Friesenheim gefrustet auf die Rückfahrt mit dem Reisebus. Die gedrückte Stimmung war nachzuvollziehen: Die „Frogs“ hatten auch ihr zweites Match nach der sechswöchigen EM-Pause gegen einen in der Tabelle deutlich besser platzierten Kontrahenten ausgeglichen gestaltet, bis zum Schluss berechtigte Hoffnung auf einen Punktgewinn gehegt. 168 Sekunden vor dem Abpfiff sorgte Rechtsaußen Julian Lauenroth mit seinem siebten Treffer für das 30:30. Doch wie schon beim 26:27 zu Hause gegen den HSC 2000 Coburg stand die Crew des Trainergespanns Matthias Karbowski und Amen Gafsi am Ende mit leeren Händen da.

Während die traurigen Helden nach spielerisch leicht überlegener Vorstellung ihren achtbaren Auftritt gedanklich noch einmal Revue passieren ließen, blickten die Coaches über den Moment hinaus. Sie hatten während der Partie so manches Element entdeckt, das Mut für die verbleibenden 17 „Endspiele“ im Abstiegskampf macht.

Eines dieser Mosaiksteinchen hat einen konkreten Namen: Tim-Oliver Brauer. Der 23 Jahre alte Kreisläufer mit dem Gardemaß von 1,96 Metern bei 115 Kilogramm Kampfgewicht ist ein echter Hamburger Jung und stammt aus der Konkursmasse des insolventen Bundesligisten HSV Hamburg. Anders als die Mehrzahl seiner früheren Teamkameraden ist er nicht bei einem Erstligaclub untergekommen.

Seit Freitagmittag hat Brauer, der das Handball-Einmaleins beim SC Poppenbüttel sowie der SG Hamburg-Nord erlernte, ehe er 2012 zum HSV wechselte, die Spielberechtigung für den SVHU. Ein schweres Stück Arbeit für die Vereinsverantwortlichen, da die Dachorganisation HBL Bedenken hatte, den ebenfalls in finanzieller Schieflage befindlichen „Frogs“ die Verpflichtung zu gestatten.

„Ein persönlicher Brief von Tim-Oliver hat den Ausschlag zu unseren Gunsten gebeben“, sagte Co-Geschäftsführer Olaf Knüppel, „er hat in diesem Schreiben um die Gelegenheit gebeten, für ein Basisgehalt weiterhin auf einem Profilevel aktiv sein zu dürfen, um sich präsentieren und weiterentwickeln zu können. Da wir die zusätzlichen Personalkosten über einen Einzelsponsor decken können, hat die Ligaleitung dem Ersuchen stattgegeben.“

Seine Qualitäten durfte Brauer in Ludwigshafen nach 20 Minuten beweisen, als er in der Offensive von Martin Laursen die Kreisläuferposition übernahm, prompt traf und später noch zwei Tore nachlegte. „Oliver ist ein ganz anderer Spielertyp als Martin“, sagte Karbowski. „Während Martin über Agilität die Chancen sucht, ist er der kraftvolle und eher stationäre Typ. So haben wir je nach Situation jetzt viel mehr Möglichkeiten.“

Zusammen mit dem von seiner Sprunggelenksverletzung nicht ganz genesenen, aber wieder spielfähigen Tim Völzke im linken Rückraum sollte diese Entwicklung den Verlust von Robert Schulze kompensieren helfen. Der Linksaußen muss wohl noch in dieser Woche am Sprunggelenk operiert werden und fällt vier bis sechs Wochen aus. „Dennoch bin ich sicher, dass unser Leistungsvermögen ausreicht, um die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu holen“, sagte Amen Gafsi. Damit beginnen wollen die „Frogs“ am Freitag (20 Uhr) im Heimspiel gegen den Tabellensechsten Wilhelmshavener HV.