Norderstedt. Das Team des Trainerduos Matthias Karbowski und Amen Gafsi bezwingt Aufsteiger TuS Ferndorf in einer kurisosen Begegnung mit 23:20.

Wenn Glück und Freude ein Gesicht hätten, es würde vermutlich so aussehen wie das von Justin Rundt. Der Torhüter der Zweitliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg stand nach dem Schlusspfiff strahlend auf der Sportfläche der Moorbekhalle und stand gern Rede und Antwort, wie es zum im Abstiegskampf extrem wichtigen 23:20 (13:9)-Sieg der „Frogs“ in der Heimpartie gegen den TuS Ferndorf kommen konnte. Rundt hatte zuvor mit seinen elf Paraden eine entscheidende Rolle gespielt.

„Das, was da in der zweiten Halbzeit passiert ist, das ist einfach nur gigantisch!“, sagte der SVHU-Torhüter. Der 21-Jährige steht zwar beim Bundesligisten HSV Hamburg unter Vertrag, hat aber per Zweitspielrecht nun vollends den Platz von Jan Peveling eingenommen, der sich das vordere Kreuzband im linken Knie gerissen hat und bis zum Saisonende ausfällt. Gegen den TuS Ferndorf erwies sich Justin Rundt prompt als eine würdige Nummer eins zwischen den Pfosten. Bemerkenswert: Der junge Keeper zeigte seine Paraden immer wieder in Momenten, in denen sie für sein Team Gold wert waren.

Aber der Reihe nach. Denn mit einer konstanten Leistung über 60 Minuten hätten die Henstedt-Ulzburger die Partie früh abhaken können. Nach einer Phase des Abtastens waren es die Gastgeber, die sich mit konsequenter Abwehrarbeit und dynamischen, variablem Angriffsaktionen über 10:5 bis zum 13:9-Pausenstand absetzten.

Zu diesem Zeitpunkt war es ein Spiel, das vor offiziell 900 Zuschauern – Lücken auf den Rängen lassen aber vermuten, dass rund 100 Karteninhaber nicht erschienen waren – unter normalen Umständen gar nicht mehr verloren werden konnte.

Doch was ist in der 2. Handball-Bundesliga schon normal? Nach fünf Minuten in der zweiten Halbzeit – für den am Oberschenkel per Pferdekuss lädierten Daniel Eggert spielte seit der 20. Minute Stanislaw Demovic im rechten Rückraum – passierte etwas, das sich beim SVHU niemand erklären konnte. „Wir haben auf einmal komplett den Faden verloren. Die Abwehr fand keinen Zugriff auf Alexander Koke im Ferndorfer Rückraum, und im Angriff sind wir überhaupt nicht mit deren aggressiver 3:2:1-Abwehr zurechtgekommen“, sagte Trainer Matthias Karbowski.

Die Henstedt-Ulzburger blieben zwischen der 40. und 55. Minute eine Viertelstunde lang ohne eigenen Torerfolg, leisteten sich dabei sieben Fehlwürfe und fünf Ballverluste – also kam, was kommen musste: Ferndorf ging mit 18:17 in Führung (47.), schien das Match tatsächlich wenden zu können.

Doch zum Glück für den SV Hen­stedt-Ulzburg erwiesen sich die Siegerländer als solidarisch und schlossen sich der Fehlerparade der Hausherren an. Sieben Minuten lang fiel auf beiden Seiten kein Treffer mehr. Dann wurde Justin Rundts Torhüterkollege Timo Schmidt für einen Siebenmeter eingewechselt und lenkte den Wurf des zuvor fünfmal erfolgreichen Alexander Koke an den Pfosten. „In diesem Moment hatten wir das Publikum zurückgewonnen“, so Rundt, „plötzlich stand die ganze Halle hinter uns – das hat wie eine Initialzündung gewirkt.“

Zunächst traf Robert Schulze in Unterzahl zum 18:18 (55.). Nach einem Kraftakt von Tim Völzke, einem Zauberanspiel von Nico Kibat auf Kreisläufer Martin Laursen, zwei Glanzparaden von Justin Rundt sowie einem „Roller“ von Rechtsaußen Julian Lauenroth hieß es 21:18 (59.) – die Entscheidung.

Coach Karbowski blieb indes auf dem Teppich. „Spielerisch war das ein Rückschritt im Vergleich zum Derby gegen den VfL Bad Schwartau, aber mit dem Sieg im Rücken können wir uns nun in Ruhe auf unser Match in Erlangen am 19. Dezember vorbereiten.“

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