Norderstedt. 4600 Zuschauer verfolgen die 0:5-Niederlage des Hamburger Cupsiegers HSV Barmbek-Uhlenhorst und Zweitliga-Tabellenführer SC Freiburg.

Für die Amateurfußballer des HSV Barmbek-Uhlenhorst war der Erstrunden-Auftritt im DFB-Pokal gegen den SC Freiburg vor 4600 Zuschauern womöglich einzigartig, für den Favoriten angesichts des 5:0 (1:0)-Erfolgs eine Pflichtübung. Doch die Geschichten wurden nicht nur auf dem Platz des Edmund-Plambeck-Stadions, sondern auch am Rande geschrieben. Ein Protokoll des außergewöhnlichen Tages in Garstedt.

4.00 Uhr: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Oliver Schaper, Greenkeeper von Eintracht Norderstedt, steht auf, um sich um sein „Baby“ zu kümmern – den Rasen im Edmund-Plambeck-Stadion. „Ich habe fünf Stunden lang gemäht, einmal längs, einmal quer. Schlafen gegangen bin ich danach nicht mehr.“

12.34 Uhr: Der Hamburger Oddset-Pokal-Sieger Barmbek-Uhlenhorst trifft in Garstedt ein. Zuvor hatten die Amateure zusammen in ihrem Vereinsheim an der Steilshooper Straße gefrühstückt.

12.50 Uhr: Kurz bevor der Ansturm auf Bier- und Wurststände beginnt, verschluckt Katja Lazaridis, Clubwirtin der Eintracht, aus Versehen eine Wespe, die ihr in den Hals sticht. Die „Spielmacherin“ des Catering-Teams beißt aber auf die Zähne und kühlt die Schwellung in der Folgezeit mit Eiswürfeln.

13.00 Uhr: Die Eingangstore öffnen sich. Viele Zuschauer sind pünktlich zum offiziellen Einlass bereits vor Ort, es bilden sich lange Schlangen. Gerade einmal 600 Tickets sind noch an der Tageskasse zu haben.

13.06 Uhr: Jetzt ist auch der SC Freiburg da – der Mannschaftsbus rollt auf den Parkplatz am Kunstrasen. Trainer Christian Streich erblickt beim Aussteigen sogleich HSV-Ikone Horst Hrubesch, derzeit Coach der deutschen U21-Nationalmannschaft. Beide nehmen sich die Zeit für einen Plausch.

13.40 Uhr: Die Aufstellungen liegen vor. Freiburg verzichtet auf Experimente, bietet neun Spieler mit Erstliga-Erfahrung auf, darunter den gefürchteten Torjäger Nils Petersen.

13.45 Uhr: BU beginnt mit dem Aufwärmen, zehn Minuten später folgt der SCF.

14.28 Uhr: Zur offiziellen Hymne des DFB-Pokals betreten beide Mannschaften den Rasen, begleitet von einem blau-gelben Fahnenmeer.

Nils Petersen erzielt nach 88 Sekunden das erste seiner vier Tore. BU-Torhüter André Tholen ist chancenlos
Nils Petersen erzielt nach 88 Sekunden das erste seiner vier Tore. BU-Torhüter André Tholen ist chancenlos © Anne Pamperin | Anne Pamperin

14.33 Uhr: Die kalte Dusche. Nach einer Minute und 28 Sekunden erzielt Nils Petersen mit einem platzierten Schuss aus halblinker Position das 1:0 für Freiburg.

15.15 Uhr: Was für eine Gelegenheit... BU-Linksaußen Pascal El-Nemr steht nach einer Flanke plötzlich frei am langen Pfosten, trifft den Ball aber nur mit dem Knie.

15.18 Uhr: Unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff ist es wieder Nils Petersen, der nach einem Pfostenschuss von Maximilian Philipp aus spitzem Winkel zum 0:2 abstaubt. Fazit zur Pause: Der Außenseiter schlägt sich tapfer, Freiburg zeigt aber kaum Schwächen.

15.59 Uhr: Mittlerweile steht es 0:5. Erst legt Petersen kaltschnäuzig zwei weitere Tore nach (61./63.), dann ist Freiburg-Kapitän Julian Schuster zur Stelle (71.).

16.16 Uhr: Um Zentimeter streicht ein Kopfball von Christian Merkle am Pfosten vorbei. Es ist die letzte Chance auf einen Ehrentreffer für BU.

16.18 Uhr: Abpfiff, der SC Freiburg steht in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Die unterlegenen Amateure werden mintenlang gefeiert, die Fans singen „Wir sind stolz auf euch“.

16.25 Uhr: „Wir haben das souverän heruntergespielt. Der Zeitpunkt der ersten beiden Tore war entscheidend“, sagt Matchwinner Nils Petersen.

16.27 Uhr: Pascal El-Nemr freut sich riesig. „Ich habe mit Julian Schuster das Trikot getauscht, es bekommt einen Ehrenplatz. Jetzt geht es aber darum, in den Alltag zurückzukehren.“

16.40 Uhr: Im Kabinengang bekommen die Gäste Nudeln und Salat auf den Teller. „Und wo bleibt unser Essen?“, fragen die BU-Kicker.

16.44 Uhr: Auf der Pressekonferenz zeigt sich Christian Streich zufrieden mit dem Vortrag. „Wir haben konzen­triert gespielt. Die Atmosphäre war total schön.“ Barmbeks Coach Frank Pieper-von Valtier sagt: „Mit dem 0:5 können wir sehr gut leben.“ Sein Manager Volker Brumm bedankt sich noch einmal bei Eintracht Norderstedt: „Der Verein hat uns super aufgenommen und mit seinem Team dazu beigetragen, dass es ein toller Tag gworden ist.“