Henstedt-Ulzburg. Henstedt-Ulzburgs Männerteam hätte gegen den SC DHfK Leipzig sogar gewinnen können. Till Gottstein wird am 1. Juli Geschäftsführer.

Was für ein Auftritt im letzten Heimspiel der Saison 2014/2015: Die Zweitliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg haben dem haushoch favorisierten Staffelmeister und Bundesliga-Aufsteiger
SC DHfK Leipzig ein 22:22 (9:10)-Unentschieden abgerungen.

Der SVHU, der vor 650 Zuschauern ohne seine Leistungsträger Nico Kibat (Fieber und Fersenverletzung), Daniel Eggert (Oberschenkelprobleme), Jens Thöneböhn (Sehnenriss unter dem Fuß) und Rückraum-Shooter Kevin Wendlandt antrat, hatte die Sachsen trotz eines 1:7-Fehlstarts sogar am Rand der Niederlage – doch Robert Schulze (Tempogegenstoß) und Florian Bitterlich (scheiterte nach 59:01 Minuten per Siebenmeter an Gästekeeper Felix Storbeck) vergaben kurz vor Schluss hochkarätige Möglichkeiten.

Statistisch betrachtet war der von Spielern und Fans ausgelassen gefeierte Achtungserfolg bedeutungslos – die „Frogs“ haben schon seit zwei Wochen den Klassenerhalt sicher. Entsprechend gelassen nahm Olaf Knüppel, Geschäftsführer der SV Henstedt-Ulzburg Spielbetriebsgesellschaft mbH, das Endresultat zur Kenntnis. Der
48-Jährige und seine Mitstreiter im Umfeld des Teams stehen aktuell eh vor ganz anderen Herausforderungen: Sie müssen zeitnah drei Fragen klären.

Das in Deutschland einmalige Modell mit einem Trainerduo steht auf der Kippe

Erstens: Wer trainiert künftig die Mannschaft? Die im deutschen Profihandball einmalige Konstellation, mit Matthias Karbowski und Amen Gafsi auf ein Duo an der Seitenlinie zu setzen, hat sich bewährt. „Beide haben einen tollen Job gemacht. Mir wäre am liebsten, wir könnten wie bisher weitermachen“, sagt Knüppel.

Aber: Das bisherige Modell war nur dank einer Sondergenehmigung der für die 2. Bundesliga verantwortlichen HBL möglich. Und es ist fraglich, ob die Funktionäre für den SV Henstedt-Ulzburg erneut eine Ausnahme machen werden. Das Problem: Matthias Karbowski, in den Zweitliga-Partien der Coach Nummer eins am Spielfeldrand, kennt aus seiner Zeit als Aktiver zwar alle Trick und Kniffe des Geschäfts, hat aber keinen Trainerschein. Sein offiziell gleichberechtigter Kompagnon dagegen schon: Gafsi büffelt gegenwärtig für die A-Lizenz, er fehlte gegen Leipzig wegen eines Lehrgangs.

Umzug in die Norderstedter Moorbekhalle ist wahrscheinlich

Zweitens: Wo trägt der SV Hen­stedt-Ulzburg in der Serie 2015/2016 seine Heimspiele aus? Aktuell deutet alles darauf hin, dass die Zweitliga-Handballer künftig in der Norderstedter Moorbekhalle auf Torejagd gehen werden. Noch nicht geklärt ist die genaue Anzahl der Begegnungen. Hintergrund: Zu den Partien in der Halle 2 des Schulzentrums Maurepassstraße, die maximal 700 Zuschauer fasst, kamen in dieser Punktrunde im Schnitt nur 500 Besucher. „In der 2. Bundesliga ist aber ein Schnitt von 1000 Fans erforderlich, um wirtschaftlich überleben zu können“, sagt Olaf Knüppel. Das wäre am neuen Standort möglich. „Der Umzug nach Norderstedt ist keine Entscheidung gegen Henstedt-Ulzburg, sondern für die 2. Bundesliga.“

Hinter den Kulissen hat es schon mehrere Gespräche mit den Verantwortlichen der Stadt gegeben, unter anderem mit Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote. Außerdem wurde mit den Norderstedter Handballvereinen über Möglichkeiten einer Zusammenarbeit beraten.

Drittens: Wie sieht der Mannschaftskader für die nächste Punktrunde aus? Der SV Henstedt-Ulzburg muss die Abgänge von Felix Mehrkens (zum HSV Handball), Kevin Wendlandt (OHV Aurich), Stanislaw Demovic (Karriereende), Sasa Todosijevic und Pavle Karacic (beide unbekannt) kompensieren. Mit Jens Thöneböhn hat nach Nico Kibat, Daniel Eggert, Tim Völzke, Robert Schulze, Julian Lauenroth, Martin Laursen und Jan Peveling der achte Stammspieler seinen Vertrag verlängert. Hinzu kommen der gegen den SC DHfK Leipzig fünfmal erfolgreiche Tim Stefan, Timo Schmidt sowie der A-Jugendliche Thilo Lang. Der Verbleib von Routinier Florian Bitterlich ist dagegen immer noch fraglich. „Wir brauchen insgesamt 14, 15 Mann, um gut aufgestellt zu sein“, betont Olaf Knüppel.

Zwei junge Franzosen stehen auf der Wunschliste des SV Henstedt-Ulzburg

Zwei Youngster aus Frankreich stehen zurzeit ganz oben auf seiner Wunschliste: der 20 Jahre alte Hamza Kablouti (Rückraummitte) und Kreisläufer Karl Saint-Pris, 23. Sie spielen bei Trembley-en-France Handball in der 1. Liga. Der SVHU hat beiden Akteuren ein Angebot gemacht.

Um eine wichtige Personalie braucht sich Knüppel, der noch bis zum 30. Juni im Amt ist und nach dem Leipzig-Match ebenso wie die fünf den Verein verlassenden Spieler vor großer Kulisse und mit viel Applaus verabschiedet wurde, keine Gedanken mehr zu machen: Er wird den Posten des Geschäftsführers an den 42 Jahre alten Segeberger Till Gottstein übergeben.


Spielverlauf
: 1:3 (10.), 1:7 (16.), 9:9 (28.), 9:10 – 14:17 (44.), 15:19 (47.), 20:20 (51.), 22:22 (58.).
Tore des SV Henstedt-Ulzburg:
Tim Stefan (5), Pavle Karacic, Tim Völzke, Stanislaw Demovic (alle 3), Florian Bitterlich (3 Siebenmeter), Martin Laursen (2), Robert Schulze (1).

Die Tabelle der 2. Bundesliga