Kreis Segeberg. Wahlstedt und Bornhöved feiern die Ritterzeit – Schwertkämpfer, Gaukler und Handwerker schlagen Zelte auf. Was alles geplant ist.
Es war nicht alles toll, früher: Die Pest raffte Tausende im Mittelalter dahin. Es herrschten Hungersnöte, und die Menschen wurden unter der Leibeigenschaft geknechtet. Geblieben sind jedoch vor allem die Ritterromantik und das Ideal des guten, alten Handwerks, die Trommeln und Sackpfeifen.
Die Faszination Mittelalter begeistert Hunderttausende Fans in ganz Europa. Nun hat Wahlstedt die Bühne betreten, um ein erstes, aber womöglich nicht das letzte Spektakulum auszurichten. Und in Bornhöved soll der 875. Geburtstag der Vicelin-Kirche St. Jacobi stilecht gefeiert werden.
Wahlstedt will vom Karl-May-Tourismus profitieren
Was können wir tun, um das kulturelle Leben in der Stadt zu beleben und gleichzeitig von den Karl-May-Touristenströmen Bad Segebergs zu partizipieren? Diese Frage tat sich schon vor längerer Zeit im Rathaus von Wahlstedt auf. Eine erste Antwort: das Mittelalterfest.
Gewandet wie ein Sachse aus dem Europa vor bummelig 700, 800 Jahren steht Oliver Johansen auf dem Marktplatz und kreuzt die Klingen mit Markus Emerich, der in Leinen und Leder gekleidet aus einer ähnlichen Zeit zu stammen scheint. Die beiden Männer stehen für eben jene Epoche, in die sie selbst oft eintauchen, sie haben die Organisation übernommen.
„So etwas wie ein Mittelalterfest hatten wir hier noch nicht“, sagt Karen Zarp-Menzel, die in Wahlstedt als Koordinatorin für Kultur, Ehrenamt und Tourismus arbeitet. Bürgermeister Matthias Bonse (CDU) stimmt ihr zu: „Eine besondere Veranstaltung.“ Darum soll das Mittelalterfest ein kleines, aber feines werden, organisiert unter Federführung Emerichs von Schlangenschrein-Event aus Wedel und dem Wahlstedter Johansen. Letzterer sitzt auch dem Verein Kindervogelschießen in der Stadt vor.
Zwei Tage im Juli sind für das Mittelalterfest angesetzt
Bei einem Gespräch mit Vereinen sei die Idee erstmals aufgekommen, erinnert sich Karen Zarp-Menzel. „Der Vorschlag ließ sich gleich gut an, und es gab jemanden aus der Szene. So hat es seinen Anfang genommen.“
Das war vor Monaten. Nun können Konzept und Termin vorgestellt werden. Zwei Tage sind für das Mittelalterfest angesetzt: Sonnabend, 13. Juli, und Sonntag, 14. Juli. Rund 150 Aktive wollen mitmachen. Darunter sind viele private Teilnehmer, die ihre Freizeit mittelalterlich gestalten und andere gerne daran teilhaben lassen. Gaukler und Musikanten. Feuershows, Schwertkämpfe, Zeltlager, ein Markt mit altem Kunsthandwerk und Kurzweil sind geplant. Emerich: „Wir hoffen, dass wir damit den Grundstein für eine Veranstaltung legen, die sich jedes Jahr im Mittelalterkalender wiederfindet.“
Vor zehn Jahren scheiterte das Projekt „Mittelalter“
Schon einmal, vor zehn Jahren, sollte es mit dem Projekt „Eisenwald“ mittelalterlich zugehen. Die einen hielten das seinerzeit für einen großen Glücksfall. Die anderen sahen Kosten von rund 20.000 Euro und andere kritische Punkte. Ein großer Haken war, dass weder die Gruppe noch die Stadt als Veranstalter auftreten wollten. So wurde damals nichts aus der Zusammenarbeit. Dieses Mal ist das Konzept ein anders. Bonse: „Nun kann es was Gutes werden.“
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Das erhoffte Alleinstellungsmerkmal erfüllt sich für Wahlstedt nicht. Zeitgleich öffnet der Mittelaltermarkt mit Lager an Bornhöveds Kirche. Hier tritt unter anderem die Mittelalterfolkrock-Band Taurus Ferus auf. Rund um St. Jacobi ist der Eintritt frei.
In Wahlstedt auf dem Gelände am Schützenplatz (Scharnhorststraße) zahlen Erwachsene 3 Euro Eintritt, Kinder und Jugendliche nichts. Eines eint die Mittelalterfesten dann aber doch, wie Oliver Johansen deutlich macht: „Besucher können gerne der Zeit entsprechend gewandet sein.“