Henstedt-Ulzburg. Dufte Erfolgsaussichten in Henstedt-Ulzburg: Was der Hersteller von Aromen und ätherischen Ölen besser macht als andere Betriebe
Ganz so lange bildet das Unternehmen noch gar nicht aus. Nämlich erst seit 2010. Aber bereits zum zweiten Mal konnte das Familienunternehmen Frey+Lau mit Sitz in Henstedt-Ulzburg den Preis des „Top-Ausbildungsbetriebes“ im Kammerbezirk einheimsen, den die Industrie-und Handelskammer (IHK) zu Lübeck jedes Jahr unter ihren 60.000 angeschlossenen Betrieben vergibt.
„Diese abermalige Auszeichnung freut uns natürlich sehr“, sagte Geschäftsführerin Maja Zippel, die das Unternehmen in vierter Generation leitet, das ihr Urgroßvater Hinrich Lau mit seinem Kompagnon Johannes Frey vor fast 200 Jahren in Hamburg aus einer Apotheke heraus gegründet hat. 1994 ist der Industriebetrieb, der ätherische Öle für die Kosmetik-, Lebens- und Futtermittelindustrie herstellt, dann von Norderstedt an seinen jetzigen Standort in das Gewerbegebiet der Großgemeinde umgezogen. Und das stark wachsende Unternehmen beschäftigt heute rund 250 Mitarbeitende, die einen Jahresumsatz von 160 Millionen Euro erwirtschaften.
Top-Ausbildungsbetrieb: Zweite Auszeichnung für Frey+Lau
Wie eng das Verhältnis des Betriebes zu seinen Auszubildenden ist, zeigt die hohe Übernahmequote. Die liege bei „100 Prozent, sagte Florian Tagge, der beim ersten Ausbildungs-Award-Preis vor acht Jahren selbst noch als angehender Industriekaufmann in der Lehre war. Heute betreut er die zurzeit zwei Auszubildenden im kaufmännischen Bereich als Ausbildungsleiter. „Und wir haben eine Abbruchquote von null Prozent.“
Nur ein einziger sei mal nicht übernommen worden, betont Personalchef Rüdiger Martens. Alle anderen 18 konnten seit 2010 nach der Lehre ihre berufliche Karriere weiter bei Frey+Lau fortsetzen, von denen zehn immer noch im Unternehmen beschäftigt seien. Eine seiner früheren Mitauszubildenden, Celia Brückner, habe zwischendurch mal das Unternehmen verlassen und sei heute die stellvertretende Abteilungsleiterin der Handelsabteilung, sagte Ausbildungsleiter Tagge über mögliche Karrierechancen im Betrieb.
Azubi-Abbruchquote: „Null Prozent!“
Dafür erhielt Frey + Lau jetzt den Preis in der Kategorie „Ausbildungsaktivität“ der IHK Lübeck, weil das Unternehmen kontinuierlich ausbilde und fertig ausgebildete junge Leute fast immer direkt übernehme, heißt es von der IHK. „Zudem sind die Prüfungsergebnisse der Auszubildenden durchgehend gut und die betriebliche Weiterbildung vorbildlich.“
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IHK-Hauptgeschäftsführer Lars Schöning lobte das duale Ausbildungssystem in Deutschland, das für ihn „der erste und beste Weg für einen jungen Menschen ist, eine erfolgreiche berufliche Karriere zu starten.“ Die Auszubildenden lernten in der Berufsschule das theoretische Rüstzeug für ihren Beruf und die praktische Anwendung im Betrieb. Nach einigen Jahren, in denen die Schulabgänger lieber studieren wollten, kehre sich dieser Trend wieder um und so seien aktuell die Ausbildungszahlen wieder um zehn Prozent gestiegen, freut sich Schöning. „Im Kreis Segeberg verzeichnen wir zurzeit 1469 Ausbildungsverhältnisse.“
Frey+Lau: Hohe Gewerbesteuer-Zahlung
Und bei Frey + Lau können die Auszubildenden auch mit Duftmarken spielen, wie Ava Schröder und Philipp Offenborn den Gästen von der IHK und der Gemeinde Henstedt-Ulzburg im Aroma-Labor anschaulich zeigten. Da sollten sie Fruchtgummis in verschiedenen Farben probieren und bestimmte Düfte riechen, um diese dem Ursprungsduft zuzuordnen. Bürgermeisterin Ulrike Schmidt machte dabei begeistert mit. Aber auch ihrer Nase wie die der IHK.-Besucher fiel es nicht leicht, das Dufträtsel zu lösen.
„Sie setzen mit Ihrem Industriebetrieb eine Duftmarke in Henstedt-Ulzburg“, sagte die Verwaltungschefin Schmidt anerkennend. Schließlich war Frey+Lau bis zur Neuansiedlung von Rewe-Nord mit 250 Beschäftigten der größte Arbeitgeber in Henstedt-Ulzburg, sagte Geschäftsführerin Maja Zippel, die von Haus aus Chemikerin ist. „Und wir zahlen auch einen Millionenbetrag als Gewerbesteuer“, sagte sie. „Das ist gut für die Kommune und gut für die Gesellschaft.“ Denn damit könnte diese wiederum die so wichtige Infrastruktur wie Schulen und Kindergärten finanzieren.
Bürgermeisterin: „Tolle Duftmarke in unserer Gemeinde!“
In der Produktion selbst biete Frey+Lau noch keine betriebliche Ausbildung an, sagte die Mitinhaberin. Dort würden die 100 Beschäftigten in der Praxis angelernt werden. „Ein regulärer Ausbildungsberuf passt da zurzeit noch nicht auf das Anforderungsprofil“, begründete Firmenchefin Zippel, warum der Schwerpunkt in der Ausbildung bei Frey+Lau im kaufmännischen Bereich liege.
Aber auch dort könnte der betriebliche Nachwuchs strategisch und zukunftsorientiert denken und arbeiten, erklärte Ausbildungsleiter Tagge. Da beschäftigten sich diese mit Fragen: „Wie bringe ich das Produkt erfolgreich auf den Markt? Oder Wie schaffe ich es, die Vielfalt an Rohstoffen für unsere ätherische Öle rechtzeitig zu beschaffen.“
Frey+Lau: Azubis sind „integraler Bestandteil“
Die Auszubildenden würden bei diesen Aufgaben wichtige Impulse geben und bildeten „einen integralen Bestandteil im Familienunternehmen“, was diese mit „großem Elan“ für die Arbeit und das Unternehmen zurückzahlten, erklärte Tagge. „Die jungen Leute können bei uns etwas erleben und Verantwortung übernehmen“, sagte Firmenchefin Maja Zippel. Bürgermeisterin Schmidt wollte dafür sogar „ein Gefühl des Wohlfühlens“ unter den jungen Beschäftigten ausgemacht haben.
Die Kundschaft von Frey+Lau sei nicht der Verbraucher, erklärte Geschäftsführerin Maja Zippel. „Wir beliefern die Industrie und andere mittelständische Betriebe mit unsern speziellen Aromen“, sagte sie. Und so würden alle möglichen Produkte, von Parfüms über Tee, Joghurt, Eis, Schokolade und Kuchen bis hin zu Reinigungsmitteln wie Seifen, Zahnpasta und Waschmittel mit den Duftstoffen aus Henstedt-Ulzburg verfeinert, sagte sie. „Es sind 10.000 verschiedene Produkte, die unsere Öle und Aromen beinhalten.“ Manche seien mit bis zu 200 verschiedenen Duftstoffen versehen.