Henstedt-Ulzburg. Für Gitta Paulat ist es eine Ehre, den Cup in Henstedt-Ulzburg zu organisieren. Auch wenn sie sich dafür förmlich zerreißen muss.

In den Urlaub fahren, auf dem Sofa entspannen oder den Frühling genießen: Es gibt unzählige Möglichkeiten, die langen Wochenenden rund um Himmelfahrt und Pfingsten ausgiebig zu nutzen. Für Gitta Paulat sind derartige Freizeitaktivitäten keine Option. Ganz im Gegenteil. Die 52-Jährige organisiert mit dem Ulzburg-Cup eines der größten Jugendhandball-Turniere Norddeutschlands und verbringt die Feiertage alljährlich in stickigen Sporthallen, unter Dauerstress und am Handy. Entspannung? Fehlanzeige.

„Ich bin von halb acht bis spätabends vor Ort, springe zwischen den Hallen und bin für die Teilnehmer und mein Organisationsteam immer ansprechbar“, sagt die Cup-Chefin. „Selbst wenn ich versuche, mich kurz davonzuschleichen, kommt meistens der Satz: ‚Gitta, hast du mal eine Minute?‘“ Schließlich sei es ihr Job, sicherzustellen, dass Helfer und Gäste glücklich und gut versorgt sind. „In meinem Handy führe ich wegen der vielen Themen eine Liste, wen ich in welcher Reihenfolge zurückrufen muss.“

Ulzburg-Cup: Gitta Paulat ist seit 2011 beim Mega-Handballturnier dabei

Der Maschinenraum des Ulzburg-Cups: die Spielleitung. Turnierchefin Gitta Paulat schaut Kay Balschuhn (l.) und Sebastian Heymann über die Schulter.
Der Maschinenraum des Ulzburg-Cups: die Spielleitung. Turnierchefin Gitta Paulat schaut Kay Balschuhn (l.) und Sebastian Heymann über die Schulter. © Thomas Maibom | Thomas Maibom

Seit nunmehr sechs Jahren leitet Paulat das traditionsreiche Turnier des SV Henstedt-Ulzburg, das 2024 schon zum 47. Mal in den Sporthallen der Großgemeinde sowie in Kisdorf und Ellerau stattfindet. „Meine Kinder haben im SVHU Handball gespielt. So bin ich 2011 als Helferin zum Ulzburg-Cup gekommen und habe ein Jahr später das Team Verpflegung geleitet“, erinnert sie sich. „Als der damalige Cup-Chef Wulf Winterhoff aus beruflichen Gründen kürzertreten musste, habe ich ihn zunächst unterstützt und die Leitung 2018 schließlich komplett übernommen.“

Die Herausforderung, neben ihrem Job als selbstständige Immobilienmaklerin auch ein großes Handballturnier mit 500 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern an zwei Wochenenden zu organisieren, sei zunächst groß gewesen. „Auf der einen Seite habe ich mich sehr gefreut. Es ist eine Ehre, diese Aufgabe zu haben. Andererseits war der Respekt vor den Fußstapfen von Wulf riesig. Er hat den Ulzburg-Cup groß gemacht und innovative Ideen eingebracht. Das wollte ich fortführen.“

Organisationschefin hat eine „fulminante Helfercrew“

Dies ist nur möglich, weil ihr Beruf flexible Arbeitszeiten ermöglicht und das Cup-Team hervorragend eingespielt ist. „Mit einer klassischen 40-Stunden-Woche könnte ich das nicht stemmen“, sagt Gitta Paulat, „mit unserer fulminanten Helfercrew treffen wir uns zudem jeden Monat, um das Event auf die Beine zu stellen. Vor dem Turnier sogar alle zwei Wochen.“ Die Leiter der einzelnen Teams wie Unterkunft, Verpflegung oder Rahmenprogramm hätten dabei großes Mitspracherecht, um den Ulzburg-Cup weiterzuentwickeln.

„Vor zehn Jahren haben wir angefangen, Obstbecher zu verkaufen. Seit zwei Jahren bieten wir ein Streaming aller Spiele live und auf Abruf an. Auch in den sozialen Netzwerken sind wir sehr präsent“, berichtet Paulat über einige Ideen, die den Ulzburg-Cup in seiner jüngeren Vergangenheit noch attraktiver gemacht haben.

Um möglichst schnell von der einen in die andere Halle zu kommen, nutzen Gitta Paulat und ihr aus 34 Personen bestehendes  Organisationsteam schon mal das Fahrrad.
Um möglichst schnell von der einen in die andere Halle zu kommen, nutzen Gitta Paulat und ihr aus 34 Personen bestehendes Organisationsteam schon mal das Fahrrad. © Thomas Maibom | Thomas Maibom

Ulzburg-Cup: Zwei Jahre Pause durch Corona

Dabei war der Fortbestand des Turniers noch vor wenigen Jahren fraglich. Wegen der Corona-Pandemie musste die Traditionsveranstaltung 2020 und 2021 abgesagt werden. 2022 konnte das Turnier zudem nur als Tagesveranstaltung stattfinden. Gitta Paulat: „Da gab es schon die Befürchtung, dass wir nicht wieder durchstarten können. Wir haben uns vor allem Sorgen um den Handball-Nachwuchs gemacht, diese schwierige Zeit hat ein Loch bei Teilnehmern, Helfern und Fans gerissen.“

Im Endeffekt seien die schlimmsten Befürchtungen aber nicht eingetreten, der erste Ulzburg-Cup nach der Pandemie habe die Erwartungen übertroffen. „Das war bewegend. Die Coronazeit hat den Wert und die Dankbarkeit für unser Turnier bei den Kindern und Eltern gefördert. Diese Erkenntnis war für das nachhaltige Bestehen der Veranstaltung extrem wichtig.“

Ulzburg-Cup: Mehr als 3000 Teilnehmende auf Torejagd

Die heutige Größe mit über 150 Mannschaften und mehr als 3000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Deutschland, Europa und der ganzen Welt habe vor allem mit dem guten Ruf des Ulzburg-Cups zu tun. Dazu trage insbesondere die familiäre Atmosphäre bei. „Unsere kurzen Wege zwischen den sechs Hallen und das Cup-Zentrum rund um das Alstergymnasium haben ein besonderes Flair. Würden wir das zugunsten weiterer Kapazitäten aufgeben, leiden Qualität und Charakter des Turniers.“

Vor allem in den vergangenen Jahren hätten die verstärkte Nutzung der sozialen Medien und Mund-zu-Mund-Propaganda begeisterter Teilnehmer weitere Vereine auf den Ulzburg-Cup aufmerksam gemacht. „Von denen bekommen wir ohnehin eine überwältigend positive Resonanz. Das liegt besonders daran, dass mein Organisationsteam immer präsent ist. Dadurch lösen wir nahezu jedes Problem und sorgen für eine hohe Zufriedenheit bei unseren Gästen.“

„Unser Turnier ist sehr friedlich. Da kommt niemand auf dumme Gedanken“

Außerdem trage das Rahmenprogramm mit Eröffnungsfeier und langen Beachhandball-Abenden dazu bei, dass nach den Spielen keine Langeweile aufkomme. „Unser Turnier ist sehr friedlich. Da kommt niemand auf dumme Gedanken. Und wenn gerade bei den Jugendlichen, die traditionell Pfingsten an der Reihe sind, mal der ein oder andere seine Coolness beweisen muss und über die Stränge schlägt, haben die Trainer das meistens gut im Griff.“ Zudem sorgt ein privater Sicherheitsdienst nachts dafür, dass die Unterbringung der Mannschaften in den Schulen der Großgemeinde ruhig abläuft.

„Das hat allerdings auch seinen Preis“, verrät Gitta Paulat. „Ehrenamtliche für Schichten in den Unterkünften zu begeistern, ist unsere größte Baustelle. Die Security kostet uns 13.000 Euro für zwei Wochenenden. Weil wir in diesem Jahr keine Helfer für die Olzeborchschule finden konnten, übernimmt diesen Job nun ebenfalls das Sicherheitsunternehmen – für 6000 Euro extra.“

Bürgerstiftung Henstedt-Ulzburg vergibt Fairnesspokal

Unterstützung erhalte man auch von der Bürgerstiftung Henstedt-Ulzburg, die in diesem Jahr erstmalig einen Fairnesspokal für herausragende Leistungen abseits des Spielfeldes vergeben wird. „Diese Idee fanden wir großartig, weil sie einen Schulterschluss zwischen den Vereinen im Ort zeigt und das Miteinander stärkt“, so Paulat.

Weniger Begeisterung zeigt die Cup-Chefin für die diesjährigen Auflagen der örtlichen Verwaltung. Während das Einholen von Genehmigungen in der Vergangenheit noch ohne größere Probleme möglich gewesen war, bereitet ihr der bürokratische Aufwand in diesem Jahr ernsthafte Sorgen. „Wir müssen mittlerweile ein umfangreiches Konzept beim Ordnungsamt einreichen. Erst im März, wenige Wochen vor Himmelfahrt, haben wir diverse Auflagen bekommen und mussten nachbessern. Einen Teil konnten wir kurzfristig gar nicht erfüllen.“

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Ihr sei klar, dass die Gemeinde hauptsächlich Vorgaben von Kreis und Land umsetzen müsse, die dadurch entstehende Mehrarbeit bringe das ehrenamtliche Organisationsteam aber an seine Grenzen. „Wir bewegen hier viel für den Verein und leisten damit einen sozialen Beitrag für die Gemeinde. Etwas mehr Augenmaß wäre da wünschenswert.“ Die Sommerpause wolle man nun dafür nutzen, um klärende Gespräche zu führen. Bürgermeisterin Ulrike Schmidt habe dafür bereits ihre Unterstützung zugesagt.

Ulzburg-Cup: Gitta Paulat möchte bis 2027 weitermachen

Und wie geht es bei Gitta Paulat weiter? „Ich habe dem ganzen Stress zum Trotz noch viel Lust, den Job weiterzumachen. Mein Ziel ist der 50. Ulzburg-Cup 2027. Dann ist die Zeit für einen Abschied und frischen Wind gekommen.“ Man arbeite im Hintergrund schon länger an einem Generationenwechsel, der engste Kreis des Helferteams soll in Zukunft jünger werden. „Wir wollen und müssen neue Leute für den Ulzburg Cup begeistern. Die Ehrenamtlichen sind schließlich die Grundvoraussetzung, damit das Turnier überhaupt stattfinden kann.“

Der zweite Teil des 47. Ulzburg-Cups für A- und B-Jugend-Mannschaften findet am Pfingstwochenende statt. Start ist am Freitag um 17.30 Uhr im Alstergymnasium, der Olzeborchschule und im Sportland des SVHU. Am Sonnabend und Sonntag geht es von 8.30 Uhr an um Punkte und Tore, am Pfingstmontag stehen von 9.30 Uhr an unter anderem die Finalspiele auf dem Programm.