Warder. Experten des Tierparks Arche Warder veröffentlichen Sprachfibel über tierische Laute. Was Tiere sagen, wenn sie das Maul aufmachen.

Ostern mal wieder einen Tierpark aufsuchen? Warum eigentlich nicht: Der Wetterbericht verspricht milde Temperaturen. Wer die Tiere nicht nur sehen, sondern auch verstehen will, hat jetzt gute Chancen, tierische „Fremdsprachen“ zu lernen: Die Arche Warder hat eine „Sprachfibel der Nutztiere“ herausgegeben. Mit diesem Buch in der Hand lässt eine Frage beantworten, die Tierfreunde immer schon bewegt hat: „Was will das Tier damit sagen?“

Der Direktor des Tierparks Arche Warder, Kai Frölich, und die Leiterin der Tiermedizin des Parks, Anabell Jandowsky, haben sich zusammengetan, um die Geheimnisse der Tiersprache zu ergründen und aufzuschreiben. Damit haben sie einen Leitfaden geschaffen, die es vielen Menschen ermöglicht, den Tieren zuzuhören. „Wer das Buch liest, kann aber auch der Versuchung widerstehen, allzu vorschnell vermenschlichende Schlüsse zu ziehen“, sagt Kai Frölich.

Arche Warder: So kommunizieren die Tiere mit Menschen und untereinander

Dr. Anabell Jandowsky leitet die Tiermedizin im Tierpark Arche Warder. Sie ist Mitautorin des Buches
Dr. Anabell Jandowsky leitet die Tiermedizin im Tierpark Arche Warder. Sie ist Mitautorin des Buches "Sprachfibel der Nutztiere". © Arche Warder | Arche Warder

Die beiden Autoren haben Tag für Tag mit Tieren zu tun und wissen, wie die Tiere untereinander oder auch mit Menschen kommunizieren. Beim Hund, der Katze oder dem Papagei ist das leicht nachzuvollziehen – aber bei der Ziege, dem Esel, dem Schwein oder dem Huhn? Das ist nicht schon schwerer.

Kai Frölich und Anabell Jandowsky stützen sich auf ihre eigenen Erkenntnisse und Beobachtungen in der Arche Warder, sie haben aber auch viele wissenschaftliche Veröffentlichungen, in denen sich Wissenschaftler mit der Kommunikation von Tieren untereinander ausgesetzt haben, intensiv analysiert und bewertet. Herausgekommen ist ein unterhaltsames Buch mit vielen interessanten Illustrationen von Elise Breitsprecher. Es ist leicht verständlich, weil die Autoren auf fachwissenschaftliche Sprache verzichtet haben.

Mutter- und Jungtiere kommunizieren mit Notblökern

Professor Dr. Dr. Kai Frölich leitet den Tierpark Arche Warder. Er ist ebenfalls Mitautor des Buches „Sprachfibel der Nutztiere“.
Professor Dr. Dr. Kai Frölich leitet den Tierpark Arche Warder. Er ist ebenfalls Mitautor des Buches „Sprachfibel der Nutztiere“. © Arche Warder | Arche Warder

Los geht‘s. Wie umwirbt der Bock die Ziege? Mit einem merkwürdigen Laut , der sich wie eine Mischung aus Meckern und Niesen anhört. Wie erkennen sich Ziegenmutter und Lamm? Auf kurze Distanz über den Geruch, aber Lämmer, die zwei Meter und mehr von der Mutterziege entfernt sind, geben einen Notblöker ab. Die Mutter reagiert mit einem orientierenden Blöken. Ziegenmütter erkennen ihre Lämmer übrigens noch mehr als ein Jahr nach der Säugephase am Laut. Schafe haben sogar ein eigenes Codesystem der Blökfrequenzen zur Wiedererkennung von Mutter und Lamm.

Wer hätte gedacht, dass Rinder in der Lage sind, auf ihren Namen hören können, wenn sie zum Melken gerufen werden? Zwar können Rinder nur muhen oder grunzen, dennoch ist das eine „Muh“ nicht gleich einem anderen „Muh“. Eine Kuh, die fressen will, lässt einen anderen Laut hören, als wenn das Euter drückt oder die Brunft beginnt.

Warum Schweine immer mal wieder kräftig bellen

Schweine benutzen in der Gruppe akustische Signale. Bis zu 20 unterschiedliche Grunzlaute sind wissenschaftlich identifiziert. Oft bellen sie. Auf dem Foto sind Bentheimer Schweine in der Arche Warder zu sehen.
Schweine benutzen in der Gruppe akustische Signale. Bis zu 20 unterschiedliche Grunzlaute sind wissenschaftlich identifiziert. Oft bellen sie. Auf dem Foto sind Bentheimer Schweine in der Arche Warder zu sehen. © Arche Warder | Arche Warder

Bellende Schweine: Schon mal gehört? Tatsächlich ist ein kurzes Bellen nach den Erkenntnissen der beiden Autoren ein häufiger Laut, den diese Tiere von sich geben. Soll bedeuten: Hier wird kurz Alarm gegeben, um andere Gruppenmitglieder zu warnen. Rivalisierende Eber setzen diese Laute ebenfalls ein. Wenn die Sau rhythmisch grunzt, ruft sie die Ferkel zum Säugen zusammen. Die wiederum quieken und grunzen, um ihre Mutter zum Hinlegen zu überreden. Mit schnellem Grunzen werden auch Menschen begrüßt. Bis zu 20 unterschiedliche Grunzlaute wurden wissenschaftlich identifiziert.

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Ist das „Iah“ eines Esels zu hören, handelt es sich meistens um ein männliches Tier. Eingesetzt wird es beim Aufeinandertreffen oder als Drohgebärde. Wenn sich ein Fohlen zu weit vom Muttertier entfernt rufen beide „Iah“.

Mit der Sprachfibel werden Besuche in den Tierparks noch interessanter

Inmitten seiner Artgenossen blökt ein Schaf.
Inmitten seiner Artgenossen blökt ein Schaf. © picture-alliance / dpa | Frank May

Anabell Jandowsky und Kai Frölich weisen in ihrem Buch darauf hin, dass der Schlüssel zum Verständnis der Tiersprache auch der Schlüssel zu einem besseren Umgang mit den Tieren ist. „Wer seine Sinne schulen und sich beim Beobachten und Zuhören der Tiere Zeit nehmen mag, wird so manches sehen und vor allem hören, was sonst vielleicht im Verborgenen geblieben wäre.“ Nach der Lektüre dieser tierischen Sprachfibel könnte der Besuch eines Wild- oder Tierparks vielleicht noch interessanter werden.

„Die Sprachfibel der Nutztiere“ von Prof. Dr. Dr. Kai Frölich und Dr. Anabel Jandowsky ist erschienen im Verlag Die Seite mit Zeichnungen von Elise Breitsprecher. Das Buch hat 128 Seiten und kostet 29,90 Euro (Hardcover) oder 19,90 Euro (weicher Umschlag). ISBN 978-3-9825999-0-8.