Norderstedt. 5000 Zuschauer in Meppen bedeuten Rekord für die 2. Liga. Wo der HSV im Fall des Aufstiegs seine Heimpartien austragen könnte.

Dana Marquardt, Stürmerin der Zweitliga-Fußballfrauen des HSV, wählte große Worte. „So eine Kulisse ist für mich jedes Mal ein kleiner Kindheitstraum, der in Erfüllung geht“, sagte Marquardt zum Topspiel ihrer Mannschaft beim SV Meppen, das mit einem 4:0-Sieg der Emsländerinnen endete. 5000 Zuschauer, davon circa 600 aus Hamburg, waren gekommen, um sich die Partie anzusehen.

Der SV Meppen hatte die durch die Länderspielpause fehlende Konkurrenz der Männer-Profiligen clever genutzt und im Vorfeld der Partie zur „Aktion Zuschauerrekord“ aufgerufen. Das Ziel, die bei 3050 Besuchern stehende bisherige Bestmarke für ein Zweitligaspiel der Frauen (aufgestellt bei der Partie TSG Hoffenheim gegen 1. FC Köln in der Spielzeit 2012/2013) zu pulverisieren, gelang somit eindrucksvoll.

HSV: Auftritte vor großer Kulisse sind Höhepunkte für die Spielerinnen

Für den HSV, der die Bundesliga trotz des Rückschlags in Meppen weiter im Blick hat, war die Kulisse in der Hänsch-Arena einer von vielen Höhepunkten in den vergangenen Jahren. In diversen Lotto-Pokalendspielen durfte das Team vor einer vierstelligen Anzahl an Fans auflaufen; so wie beim Sieg gegen den Eimsbütteler TV am 6. Juni 2022 vor 1800 Besuchern im Stadion des HSV Barmbek-Uhlenhorst an der Dieselstraße – damals noch in der Regionalliga Nord.

Zum ersten Zweitliga-Relegationsspiel gegen Turbine Potsdam II sechs Tage später (1:0) kamen 1750 Fans in den Sportpark Eimsbüttel. Als der Aufstieg in die zweithöchste deutsche Klasse ein Jahr später klappte, waren beim Hinspiel am 11. Juni 2023 gegen Viktoria Berlin (3:0) in Hamburg 1800 Fans vor Ort.

Im DFB-Pokal kamen 19.710 Fans zum Stadtderby beim FC St. Pauli

Doch der größte Höhepunkt in der Karriere der Spielerinnen sollte erst noch folgen. In der zweiten Runde des DFB-Pokals der laufenden Serie wurde das Stadtderby gelost. Die HSV-Frauen traten am 8. September 2023 beim FC St. Pauli an. 19.710 Fans machten die Partie, die der HSV mit 7:1 gewann, zu einem Festtag für den Frauenfußball in Hamburg.

Über „eine Mega-Stimmung“ freute sich nicht nur HSV-Stürmerin Larissa Mühlhaus. Sie beschrieb die Wertschätzung, die sie und ihre Mannschaftskolleginnen erhielten, so: „Die wollten alle Fotos mit uns, Unterschriften – auch die kleinen Kinder. Das erlebt man nicht alle Tage. Wir sind sehr stolz, dass wir solche Fans haben.“

HFV-Chef Christian Okun fordert ein mittelgroßes Stadion für Hamburg

Frauenfußball boomt also. Mit Beteiligung des HSV gelingt es seit geraumer Zeit, immer wieder Rekorde zu knacken. Der Boss des Hamburger Fußball-Verbandes, Christian Okun, wird daher nicht müde, auch im Hinblick auf die Erfolge des HSV, „ein mittelgroßes Stadion für Hamburg“ zu fordern. Mit einer Kapazität von 5000 bis 15.000 Fans. Größer also als das Stadion Hoheluft des SC Victoria, in dem knapp 5000 Zuschauer Platz finden.

Schliesslich stellt sich die Frage, wo die Frauenfußballerinnen spielen sollen, wenn der Aufstieg in die Bundesliga zwölf Jahre nach der Abmeldung des Teams aus der höchsten deutschen Klasse in diesem Sommer verwirklicht werden kann. Für die richtig großen Partien wie gegen den FC Bayern München oder den VfL Wolfsburg käme das 57.000 Zuschauer fassende Volksparkstadion in Betracht. Für Spiele mit knapp über 5000 Fans existiert aber eben kein mittelgroßes Stadion in Hamburg.

Bundesliga-Spiele auf der Paul-Hauenschild-Anlage in Norderstedt?

Für den sonstigen Ligaalltag mit geringeren Zuschauerzahlen kämen grundsätzlich das Stadion Hoheluft (Kunstrasen ist in der Frauen-Bundesliga zugelassen, wenn er bestimmte Qualitätskriterien erfüllt) oder weiterhin der Sportpark Eimsbüttel (bei dem allerdings in der gesamten nächsten Saison eine aufwendige Sanierung ansteht) sowie die Paul-Hauenschild-Anlage in Norderstedt infrage. Auf der sind je nach Quelle wie zum Beispiel dem Online-Portal transfermarkt.de bis zu 1000 Zuschauer zugelassen.

Was die Stadionthematik bei aller Euphorie für den Verein zusätzlich knifflig macht: Vierstellige Zuschauerzahlen sind immer noch nicht die Regel, sondern die Ausnahme. Und die Prognose, ob sich das künftig ändert, fällt schwer. Bei Heimspielen auf der Paul-Hauenschild-Anlage schauen oft nur ein paar hundert Fans zu.

HSV: Der Zuschauerschnitt in der 2. Bundesliga liegt klar unter 1000 Fans

Der Zuschauerschnitt der HSV-Frauen liegt je nach Quelle zwischen 500 und 700 Anhängern. Selbst der Wert in der Bundesliga befindet sich in dieser Saison weiter bei unter 3000 Fans pro Partie. Laut kicker.de liegen nur der VfL Wolfsburg (6105 Fans) und der 1. FC Köln (5314) über der magischen 5000er-Marke. In der vergangenen Spielzeit kamen durchschnittlich 2723 Anhänger pro Bundesliga-Begegnung.

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Die Frage lautet also, ob es die HSV-Frauen schaffen, ihren Schnitt nachhaltig zu erhöhen oder ob Topspiele mit sehr vielen Fans die Ausnahme bleiben. Klar dürfte sein: Gelingt dem in der Tabelle der 2. Bundesliga auf Platz vier abgerutschten Team von Trainer Marvin Bolz der Aufstieg doch nicht, dürfte es wohl auch weiterhin zumindest einige Heimspiele in Norderstedt austragen.