Norderstedt. Sie sind in Krisengebieten unterwegs und müssen oft selbst um ihr Leben bangen: Was Helfer des Vereins Blauer-Rettungs-Stern antreibt.

Unterwegs in der Ukraine, um zu helfen: Achtmal waren Mitglieder des Vereins Blauer-Rettungs-Stern aus Norderstedt in den bedrohten und umkämpften Gebieten, um die Menschen dort mit dem Nötigsten zu versorgen. Zerstörte Häuser, Angriffe auf ein Kinderkrankenhaus, Tote auf der Straße: Die Helfer aus Norderstedt erlebten dabei das Elend dieses Krieges und mussten mehr als einmal um ihr Leben bangen.

Was bringt Menschen dazu, freiwillig in die Gebiete zu reisen, aus denen viele Betroffene selbst fliehen, weil sie ihr Hab und Gut verloren haben? Florian Wieczorek, Gründer des Blauen-Rettungs-Sterns, bringt es auf den Punkt: „Es ist unsere Anliegen, Menschen zu helfen.“ Dieses Anliegen beschränkt sich nicht nur Hilfstransporte in Kriegsgebiete.

Blauer-Rettungs-Stern: Eigentlich sollten nur Demonstrationen begleitet werden

Im Juli 2021 unterstützte der Verein die Opfer des Hochwassers in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, indem er in den betroffenen Gebieten tätig wurde und Materialien und Gerätschaften wie Schaufeln, Besen, Pumpen oder Bagger zur Verfügung stellte. Dabei hatte der 2019 gegründete Verein ursprünglich ein ganz anderes Anliegen.

Florian Wieczorek und Thomas Stumpf liefern Hilfsgüter an den Kindergarten in Narodytschi. Vor allem Matratzen werden dort benötigt.
Florian Wieczorek und Thomas Stumpf liefern Hilfsgüter an den Kindergarten in Narodytschi. Vor allem Matratzen werden dort benötigt. © Blauer Rettungs-Stern Norderstedt | Blauer-Rettungs-Stern Norderstedt

Die Mitglieder, die fast alle Erfahrungen in anderen Rettungsorganisationen hatten, taten sich zusammen, um als Sanitäter Demonstrationen zu begleiten. Doch dann wurden sie von aktuellen Ereignissen überrollt: Aufgrund der Covid-19-Pandemie erweiterte der Verein seine Aktivitäten und begann, bedürftige Menschen zu unterstützen, insbesondere Obdachlose und ältere Menschen. Der Verein organisierte Verteilaktionen von Hygieneprodukten und Kleidung sowie Lebensmitteln und ermöglichte Obdachlosen eine medizinische Grundversorgung.

Auch in den Hochwassergebieten im Ahrtal wurde Hilfe geleistet

Dann folgten Einsätze in den Hochwassergebieten im Ahrtal. Es folgten weitere Aktionen, darunter die Unterstützung von Flüchtlingen und anderen Menschen in Notlagen.. 2022 startete der Verein das Projekt „Ukraine United“, um regelmäßige Hilfslieferungen in die Ukraine zu transportieren. Viele Privatleute und Unternehmen unterstützen die Hilfsaktionen, die von Florian Wieczorek und Thomas Stumpf professionell geleitet werden.

Mit bis zu sieben Fahrzeugen waren teilweise 14 Personen unterwegs, um Hilfsgüter zu transportieren. Zuletzt vom 7. bis 15. Februar, als Florian Wieczorek und Thomas Stumpf nach Dinipro, Cherson, Mykolajiw, Odessa und Uman fuhren. Übernachtet wurde in einem Kinderkrankenhaus in Mykolajiw, wo sie die Ausmaße des Krieges direkt erleben: Das Krankenhaus wurde angegriffen, weinende Kinder, Drohnen in 20 Meter Entfernung, Granateneinschläge. „Weg von den Fenstern“, wurde ihnen zugerufen.

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Angriffe auf Kinderkrankenhaus: Das Personal blieb gelassen

Was den beiden Norderstedtern dabei besonders auffiel: „Die Mitarbeiter des Krankenhauses blieben gelassen und waren die Ruhe selbst; das war schon sehr beeindruckend.“ Sie selbst sind immer noch dabei, die Geschehnisse zu verarbeiten.

Für ihre neunte Tour in die Ukraine benötigen die Helfer aus Norderstedt vor allem Decken, Schlafsäcke, Isomatten und jede Menge Verbandsmaterial. Aber auch Aderpressen (Tourniquets) werden benötigt, mit denen der Blutfluss in Venen und Arterien bei schweren Verletzungen gestaut oder unterbrochen werden kann. „Es ist unser Vorteil, dass die Hilfsgüter direkt dorthin gebracht werden können, wo sie benötigt werden“, Thomas Stumpf. „Durch unsere Kontakte zu Verwaltungen, dem Militär und Einrichtungen bekommen wir die Listen der am dringendsten benötigen Hilfsgüter.“

Spender für die neunte Tour in die Ukraine dringend gesucht

Wer für die neunte Tour des Vereins Blauer-Rettungs-Stern Spenden will, kann sich unter den Telefonnummern 040/333 88 009 und 0175/255 51 112 nähere Informationen holen. Beötigt werden nicht nur Sach-, sondern auch Geldspenden. Denn eine Fahrt in die Ukraine ist nicht ganz billig: Der Verein kalkuliert mit rund 1500 Euro pro Transporter. Damit sind die Kosten für Diesel und Mautgebühren abgedeckt. Die Transporter werden vom Norderstedter Fahrzeugvermieter Ferrer zur Verfügung gestellt.