Kreis Segeberg. Kreis Segeberg startet Anwerbe-Offensive: Wie Einwanderer vorbereitet werden und wo sie in der Kita eingesetzt werden könnten.

Das System der Kinderbetreuung im Kreis Segeberg ist am Limit: Es fehlen Erzieherinnen und Erzieher, sozialpädagogische Kräfte und helfende Hände in so ziemlich allen Gruppenräumen der Kindertagesstätten zwischen Norderstedt und Bad Segeberg. Beziffert wurde der Mangel an 2023 im Kreis Segeberg mit 250 benötigten Fachkräften.

Weil nach wie vor nicht genügend Bewerbungen bei den Behörden und Kita-Trägern eingehen, will die Kreisverwaltung nun das dringend gesuchte Personal unter den Menschen suchen, die gerade erst aus unterschiedlichsten Gründen nach Deutschland eingewandert sind. Migrantinnen und Migranten sollen dafür sorgen, dass Kinder in den Kitas weiterhin gut behütet werden.

In sechs Monaten werden die Bewerber fit gemacht

Gemeinsam mit dem Jobcenter und der Volkshochschule Bad Segeberg startet der Kreis die Anwerbe-Offensive „„Fachkräfte gewinnen und sichern in Kitas im Kreis Segeberg“. Die drei Institutionen bündeln ihre Kräfte und wollen passende Menschen mit Migrationshintergrund für die Kita fit machen.

Das Angebot fördert über einen Zeitraum von sechs Monaten die Sprachkenntnisse der infrage kommenden Kräfte, es bereitet sie auf die Arbeit in Kitas vor, begleitet sie bei der Anerkennung vorhandener ausländischer Abschlüsse und verschafft ihnen über Praktika Kontakte zu Kitas. Man wolle das große Potenzial an Einwanderern unter den Kundinnen und Kunden des Jobcenters nutzen, sagt Michael Krützfeld, Kita-Referent beim Kreis Segeberg.

Kita-Betreuung mildert den Fachkräftemangel

Er macht klar, warum es unerlässlich ist, schnell mehr Personal für die Betreuung der Kleinsten im Kreis zu finden. „In einer Kita-Gruppe mit 20 Kindern gibt es bis zu 40 Eltern, die als Arbeitskräfte in sämtlichen Branchen tätig sein können, wenn die Betreuung ihres Nachwuchses sichergestellt ist“, sagt Michael Krützfeldt. Den Fachkräfte-Mangel in den Kitas zu beheben bedeute also, den Fachkräfte-Mangel insgesamt in der Wirtschaft des Kreises Segeberg abzumildern.

Nun sollen sich also die Jobvermittler und Migrationsbeauftragten des Jobcenters nach geeigneten Menschen umsehen. Um die Vorbereitung und Qualifizierung kümmert sich die VHS, die derzeit ein Anerkennungsverfahren durchläuft, um für die in Zukunft geplanten Folgemaßnahmen vom Jobcenter finanziert werden zu können. Für den Anfang gibt es 78.000 Euro für das Projekt aus dem Haushalt des Kreises Segeberg.

Geflüchtete aus der Ukraine kommen infrage

„Viele Personen mit Migrationshintergrund, gerade aus der Ukraine, suchen nach Orientierung. Dazu gehört auch eine berufliche Tätigkeit“, sagt Krützfeldt. „Und hier bieten wir mit unserem neuen Modellprojekt die Perspektive, in einem sehr zukunftssicheren Berufsfeld einen Ausbildungsabschluss in Deutschland zu erwerben. Gleichzeitig helfen wir dabei, persönliche Ziele zu erreichen – in einem zukunftssicheren Job, der eine angemessene Bezahlung bietet.“

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Je nach sprachlichen Kenntnissen und anerkannten Abschlüssen kämen die Menschen im Anschluss für diverse Tätigkeiten in Betracht. Etwa als „Helfende Hand“ in einer Kita, als Schülerin oder Schüler für die Berufe Erzieherin/Erzieher oder des sozialpädagogischen Assistenten am Berufsbildungszentrum. Möglich sei auch die praxisintegrierte Ausbildung zum sozialpädagogischen Assistenten (PiASPA) oder der PiA-Erzieherin in einer Kita (Ausbildung mit Ausbildungsvergütung). Oder der Einstieg in eine Kita als Quereinsteigerin oder Quereinsteiger nach halbjähriger Quali-Maßnahme, einschließlich Praktikum.

Modellprojekt soll am 4. März starten

Eine erste Orientierungsphase soll am 4. März in Bad Segeberg starten. Mögliche Kandidatinnen und Kandidaten werden nach Sprache und Beruf eingestuft, danach folgt eine Sprachschulung sowie eine Anerkennungsberatung für möglicherweise vorhandene ausländische Abschlüsse. Die Qualifizierungs- und Praktikumsphase in den Kitas soll dann nach den Osterferien Ende April beginnen.

Neben berufsbezogenem Sprachunterricht stünden auch Fachunterricht und die Vorbereitung auf die Praktika auf dem Stundenplan. Ziel sei es, dass die Teilnehmenden bis September eine Tätigkeit in einer Kita aufnehmen können. „Der Kreis Segeberg bemüht sich in verschiedenen Bereichen, offensiv Fachkräfte für die Kinderbetreuung zu gewinnen und vorhandene Fachkräfte zu halten“, sagt Krützfeldt. „Eine Ausbildung mit Vergütung über die praxisintegrierte Ausbildung für die Berufszweige Erzieherin und sozialpädagogischer Assistent wird vom Kreis mit einem erheblichen Anteil kofinanziert, sodass Kitas einen hohen Anreiz haben, PiAs einzustellen.“

Wer Migrantin oder Migrant ist und sich für den Einsatz in einer Kita interessiert, kann sich beim Jobcenter, der VHS Bad Segeberg oder direkt bei Kita-Referent Michael Krützfeldt melden unter 04551/9519670 oder Michael.Kruetzfeldt@segeberg.de.