Kreis Segeberg. Sie sind da, wenn das Leben zu schwer wird: Landesweit einzigartiges Hilfsangebot des Kreises stößt auf hohen Bedarf.

Wenn Menschen im Kreis Segeberg nicht mehr weiterwissen, dann haben sie schnell und unkompliziert einen professionellen Ansprechpartner an ihrer Seite, der weiterhelfen kann. Mit dem „Erwachsenen-Sozialdienst“ hat der Kreis landesweit Neuland betreten und ein einzigartiges Angebot in Schleswig-Holstein geschaffen. Mit Erfolg.

Was im Januar 2019 als Pilotprojekt in wenigen Kommunen gestartet war, hat sich rund fünf Jahre später zu einem über die Grenzen des Kreises hinaus bekannten Hilfsangebot entwickelt. 1700 Menschen haben sich in diesen Jahren mit ihren Sorgen, ihren Nöten und ihrer Verzweiflung an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sozialdienstes gewandt. Sie alle nahmen Hilfe, Begleitung und Unterstützung in einer für sie schwierigen Phase ihres Lebens dankend an.

Menschen melden sich mit Alltagssorgen oder in belastenden Situationen

„Wir erfahren sehr oft eine direkte Bestätigung und Sätze wie: ,Ich weiß gar nicht, was ich ohne Sie getan hätte!‘ bekräftigen uns in dem, was wir tun“, sagt Sozialpädagogin Annina Budnick. Melden können sich alle Einwohnerinnen und Einwohner des Kreises ab 18 Jahren, die Alltagsprobleme haben, finanzielle oder soziale Schwierigkeiten, in belastenden Lebenssituationen stecken, unter chronischen Erkrankungen leiden sowie körperliche Einschränkungen ertragen müssen. Die Gründe, Hilfe zu benötigen, sind so vielfältig wie das Leben.

Den Erfahrungen des Sozialdienstes nach, stehen etwa die Hälfte der Hilfesuchenden fest im Leben, haben einen Job und finanzieren sich selbst. „Aber es kann immer eine Situation geben, in der man an seine Grenzen kommt“, sagt die Sozialpädagogin Dörte Meyer. Viele Fälle werden dem Sozialdienst aber auch über andere Fachdienste des Kreises vermittelt, vom Jobcenter oder von den Ordnungs- und Sozialämtern der Kommunen.

Angebot ist kostenlos und vertraulich

Es sind Fälle wie diese, mit denen sich der Sozialdienst auseinandersetzt: Eine Frau, die nach mehr als 40 Jahren Ehe ihren Mann für immer verloren hat und den Tod dieses geliebten Menschen nur schwer aushalten kann. Sie fühlt sich allein und für notwendige Formalitäten wie Rentenversicherung, Bankgeschäfte und Mietvertrag fehlt ihr die Kraft. „In solchen Situationen hilft es, wenn jemand da ist, der weiß, was jetzt zu tun ist“, sagt Katja Lohmeier, Leiterin des Erwachsenen-Sozialdienstes.

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Ob Alltagsprobleme, Sucht, chronische Erkrankungen, psychische, finanzielle, soziale oder gesundheitliche Probleme: „Unser Ziel ist es, Menschen in schwierigen Situationen zu begleiten. Wir wollen, dass die Menschen wieder zufriedener werden und eigenständig ihr Leben meistern“, sagt Sozialpädagogin Kerstin Schwarzloh. Das Angebot für alle Erwachsenen ist kostenfrei und vertraulich. „Wir stellen keine Forderungen, machen keinen Druck und verhängen keine Sanktionen – und dieses Konzept kommt bei den betroffenen Menschen sehr gut an.“

Anlaufstellen in Kaltenkirchen und Bad Segeberg

Seit April 2023 gibt es neben der Anlaufstelle in Bad Segeberg, die aktuell wegen des Umbaus nicht im Kreishaus, sondern im Levo-Park am Jaguarring 2 zu finden ist, eine weitere in Kaltenkirchen an der Kieler Straße 2. Sie deckt das gesamte westliche Kreisgebiet und den Süden von Bad Bramstedt bis nach Norderstedt ab. „Wir haben nach Möglichkeiten für einen zweiten Standort in diesem Bereich gesucht, um möglichst vielen Menschen die Wege zu verkürzen und zum Beispiel auch für Norderstedter eine Anlaufstelle zu haben. Mit dem Standort in Kaltenkirchen ist schließlich die Platzierung in der Mitte des Einzugsbereiches gelungen“, sagt Katja Lohmeier.

Mittlerweile arbeiten acht Sozialpädagoginnen und -pädagogen auf 6,5 Stellen im Erwachsenen-Sozialdienst. Vier Mitarbeitende sitzen im Kaltenkirchener Büro, die übrigen vier in Bad Segeberg. „Je länger wir in einer Region bekannt sind, desto stärker steigt die Nachfrage“, sagt Lohmeier. „Die Menschen aus Kaltenkirchen und Umgebung spiegeln uns zurück, dass sie sich darüber freuen, nicht bis in die Kreisstadt für eine Beratung fahren zu müssen.“ Zwar sorgten im Sommer ein Brand im Haus der Kaltenkirchener Beratungsstelle und laute Sanierungsarbeiten für Probleme. „Diese sind jetzt aber zum größten Teil behoben.“

Termine auch in den eigenen vier Wänden

Nichtsdestotrotz sei die Tätigkeit beim Erwachsenen-Sozialdienstes ganz klar auch eine aufsuchende Arbeit, da viele Menschen ihre Nöte, Ängste und Sorgen lieber in den eigenen vier Wänden besprechen möchten. „Einigen können wir auch bereits mit einem Telefonat helfen, andere unterstützen wir mehrere Wochen lang.“

Ziel sei es immer, Menschen in schwierigen Situationen zu begleiten, sie wieder zurück ins Leben zu holen oder sie mit anderen zu vernetzen. „Mit dem Erwachsenen-Sozialdienst hat der Kreis Segeberg ein hervorragendes Hilfeangebot geschaffen, das direkt bei den Menschen ankommt“, sagt Landrat Jan Peter Schröder.

Zu erreichen sind die Diplom-Sozialpädagoginnen und -pädagogen des Erwachsenen-Sozialdienstes unter Erwachsenen-Sozialdienst@segeberg.de sowie unter 04551/951 8720 (Mo-Fr, 8.30-12.00, Mo-Do, 14.00-16.00). Termine und weitere Absprachen können individuell vereinbart werden.