Bad Bramstedt. Zweieinhalb Jahre Ungewissheit für Klinikpersonal in Bad Bramstedt. Aber: Weihnachten soll es endlich gute Nachrichten geben.
Der geplante Verkauf des finanziell angeschlagenen Klinikums Bad Bramstedt geht in die entscheidende Phase. Ende November soll der Gläubigerausschuss über die vorliegenden Übernahmeangebote entscheiden. „Noch ist nichts spruchreif“, sagt der vom Gericht eingesetzte Sachwalter Stefan Denkhaus aus Hamburg, der dieses Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung leitet, das seit September das vorherige Schutzschirmverfahren abgelöst hat.
Mit allen Bietern sei Vertraulichkeit vereinbart worden, erklärt er. „Wir sind in guten Gesprächen. Ich gehe davon aus, dass wir noch in diesem Jahr eine positive Meldung verkünden können.“ Er sei „voller Optimismus, bis Weihnachten eine gute Lösung für die Belegschaft und die Stadt Bad Bramstedt erreichen zu können.“ Der erfahrene Fachanwalt hat bereits die insolventen Krankenhäuser Diako in Flensburg sowie Imland-Kliniken in Rendsburg und Eckernförde erfolgreich begleitet, saniert beziehungsweise verkauft.
Struktur der Klinik wird wohl zerschlagen
Es zeichnet sich aber wohl ab, dass die bisherige Struktur eines Akutkrankenhauses mit Reha- und Therapie-Fachkliniken, die zusammen rund 1000 Mitarbeitende beschäftigen, zerschlagen wird. Den Krankenhausbetrieb mit seinen 146 stationären Betten, in denen etwa 6000 Patienten im Jahr behandelt werden, möchte das Friedrich-Ebert-Krankenhaus (FEK) in Neumünster gerne übernehmen. Das kommunal geführte FEK, das nach eigenen Angaben im Jahr mit 730 Planbetten rund 24.000 Patienten voll- und teilstationär sowie mehr als 55.000 Patienten ambulant versorgt, interessiere aber nur der somatische Part des Klinikums in Bad Bramstedt, heißt es von informierter Seite.
Für den Rehabilitationsbereich mit seinen 450 Betten und 7000 Patienten im Jahr soll ein Angebot von einem Investor aus Mecklenburg-Vorpommern vorliegen. In beiden Bereichen würden zurzeit etwa 500 Menschen arbeiten, sagt Geschäftsführer Jens Ritter, der aber nicht mehr allzu viel zu sagen hat. Die Stimmung unter der Belegschaft sei „gut“, glaubt Ritter. „Alle warten gespannt auf die Lösung“, die nun hoffentlich bald kommen werde. „Das Haus ist gut belegt. Die Patienten halten uns weiter die Stange.“ Das gelte auch für die Mitarbeitenden. Mit dem neuen Prämienprogramm, das Pflegekräften 10.000 Euro als Starthilfe verspricht, wenn sie zwei Jahre an Bord blieben, seien 25 Pflegekräfte neu eingestellt worden.
Geschäftsführer Jens Ritter rechnet 2023 mit „schwarzer Null“
Geschäftsführer Ritter rechnet für den Wirtschaftsbetrieb mit einer „schwarzen Null“ für das laufende Jahr. Im vorigen Jahr habe die Klinik in Bad Bramstedt noch eine halbe Million Euro Überschuss erwirtschaftet. Im Jahr 2021 hatte sie bei einem Umsatz von 46,3 Millionen fast drei Millionen Euro Minus gemacht.
Der Betriebsrat möchte sich auf Nachfrage des Abendblatts nicht direkt äußern. Über seinen Fachanwalt für Arbeitsrecht, Mario Böttcher, der den Betriebsrat in dieser Sache berät, lässt er mitteilen, dass „der Schutz aller Arbeitsplätze sein zentrales Ziel“ sei und dass die Klinik möglichst erhalten bleibe. Für Dienstag, 21. November, sei eine Betriebsversammlung geplant.
Verdi: Mitarbeiter verunsichert und frustriert
Die Kollegen seien „total verunsichert“, sagt die für Gesundheitsthemen zuständige Bevollmächtigte Imke Wriedt von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. „Sie sind alle unglaublich frustriert, weil dieses Verkaufsverfahren nun schon zweieinhalb Jahre dauert.“ Sie denke schon weiter und werde alles dafür tun, dass nach dem geplanten Verkauf der Klinik die Mitarbeitenden ein Mitsprachrecht behielten und „ihre tarifliche Situation nicht schlechter, sondern eher besser wird“, versichert die Verdi-Sekretärin.
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Der Wunsch der Belegschaft, dass sich der Hauptgesellschafter, die Deutsche Rentenversicherung (DRV), mehr einbrächte und in die Zukunft und Modernisierung seiner Klinik investierte, habe sich leider nicht erfüllt, bedauert Imke Wriedt. Jetzt sei die DRV, die genau 70,57 Prozent des Klinikums besitzt, ebenso raus aus dem Geschäft wie die beiden anderen Gesellschafter Universitätsklinikum Eppendorf (16,98 Prozent) und die Stadt Bad Bramstedt (12,45 Prozent), sagt Sachwalter Denkhaus. Die letzte Entscheidung darüber, welche Bieter künftig welche Teile des Klinikums bekommen sollen, habe einzig der Gläubigerausschuss.
100 Gläubiger fordern an die 90 Millionen Euro
Dazu gehörten mehr als 100 Gläubiger mit unterschiedlich hohen Forderungen, sagt Denkhaus. Darunter seien vor allem zwei Sparkassen. Die Gesamtforderung der Gläubiger bewege sich bei 90 Millionen Euro, die aber weder bestätigt noch bedient werden könnten. Nur wenn die Gläubiger vollständig zufriedengestellt würden – was in diesem Fall ausgeschlossen sei – würden auch die Gesellschafter nicht leer ausgehen.
Gilbert Sieckmann-Joucken (Grüne), stellvertretender Vorsitzender des Hauptausschusses in Bad Bramstedt, sieht die politischen Gremien in diesem Verfahren gut informiert. Die Geschäftsführung habe der Politik das weitere Vorgehen „zufriedenstellend“ erklärt und betont, dass zurzeit alle Rechnungen und Löhne der Beschäftigten bezahlt werden könnten. Der Hauptausschuss werde sich bei jeder Sitzung dazu einen Lagebericht geben lassen, sagt der Fraktionschef der Grünen.
Sachwalter Denkhaus sagt, es sei sein Ziel „möglichst alle Arbeitsplätze am Klinikum Bad Bramstedt erhalten zu können“. Dies sei ihm weitgehend auch bei den Klinikinsolvenzen in Flensburg und Rendsburg gelungen. In Flensburg sollen etwa 35 Arbeitsplätze verloren gegangen sein. Und in Rendsburg und Eckernförde haben die Schön-Kliniken mit 2300 Mitarbeitenden das Ruder übernommen und beide Standorte erhalten.