Norderstedt. Klare Worte der Solidarität mit Israel, gegen Antisemitismus und gegen Judenhass bei der Gedenkstunde in Norderstedt.
Etwa 80 Bürgerinnen und Bürger nahmen an der Gedenkfeier an der KZ-Gedenkstätte Wittmoor teil, um an die Reichs-Pogromnacht von 9. auf 10. November 1938 zu erinnern und gegen den grassierenden Antisemitismus zu protestieren. Vor allem aber mahnten sie die fehlende Anteilnahme am Leid der Israelis an, die am 7. Oktober so brutal von der Terror-Organisation Hamas überfallen, bestialisch ermordet und entführt worden sind.
1400 Israelis hat die Hamas an einem Morgen ermordet, darunter Babys und Kinder. An die 240 Geiseln verschleppten die Terroristen in den Gazastreifen – als menschliches Druckmittel für Verhandlungen. „Wir dachten, so etwas wie der Holocaust würde nie wieder geschehen, doch der 7. Oktober hat uns eines Besseren belehrt, und es ist im Gespräch, diesen schwarzen Samstag zum ,Kristallsamstag’ auszurufen“, sagte Ayala Nagel, Israelin und Vorsitzende des Kulturvereins Chaverim – Freundschaft mit Israel, der erstmals 1999 zum Gedenken an die Reichs-Pogromnacht an die Gedenkstätte rief und das Gedenken seitdem mit der Stadt Norderstedt veranstaltet.
Eindrucksvolle Rede von Pastor Plümer
Eine eindrucksvolle Rede hielt Hans-Christoph Plümer, zweiter Vorsitzender von Chaverim und Pastor i. R.: „Wir stehen hier, um das Leid und die Qual derer zu bedenken, die in Konzentrationslagern und Gefängnissen litten. Um so erschreckender ist, das jüdische Menschen in Deutschland in dieser Zeit wieder Angst haben müssen, aus der Mitte des gesellschaftlichen Lebens gedrängt zu werden. Das ist zutiefst bedrückend“, sagte Plümer.
Er mahnte vor allen mehr Empathie für die israelischen Opfer der Terrorgruppe Hamas an: „Dass es immer noch eine hohe Zahl von der Hamas entführter Menschen gibt, deren Angehörige in Israel um ihr Schicksal bangen, wird kaum noch erwähnt.“ Zudem forderte Plümer: „Es muss unbedingt begriffen werden, dass eine Bejahung des Existenzrechts Israels politisch und gesellschaftlich etwas kostet.“
80 Bürgerinnen und Bürger kamen zur Gedenkstunde
Mit vielen Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Gesellschaft und Kultur kamen auch Stadtpräsidentin Petra Müller-Schönemann und Oberbürgermeisterin Elke-Christina Roeder. „Es darf nicht sein, dass die Menschheit nichts aus dem Holocaust gelernt hat. Und doch ist es scheinbar so, das lehren uns diese Tage“, sagte Roeder und ergänzte: „Wir sind verpflichtet, denen, die verharmlosen, den Geschichtsleugnern, den Populisten, den Antisemiten entschieden entgegen zu treten.“
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Auch ehemalige Persönlichkeiten der Stadt nahmen an dem Gedenken teil, darunter neben Michael Schirmer, ehemals Pastor der Vicelin-Schalom-Kirche, auch Ex-Baudezernent Thomas Bosse: „Ich finde, dass die Solidarität mit Israel und mit Juden ausbaufähig ist.“ Christina Henke, Pastorin der Glashütter Thomaskirche, sagte: „Es ist eine Verpflichtung, zu gedenken, was vor 85 Jahren geschehen ist und die Verbundenheit zwischen Juden und Christen auszubauen.“
Die musikalische Begleitung übernahm ein Bläsertrio mit Thomas Tamm, Leroy Hodermann und Sören Jakobsen vom Musikverein Norderstedt.