Kreis Segeberg. Wie Kameradinnen und Kameraden aus dem Kreis bei 11 Grad 27 Stunden gegen heftige Windböen und eine wütende See kämpften.

Über 180 Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehren im Kreis Segeberg haben am Dienstag und Mittwoch den Deichbruch in Maasholm an der Schlei verhindert. Dabei waren sie 27 Stunden im unermüdlichen Einsatz. Es sind diese Einsätze, die es der Gesellschaft immer wieder verdeutlichen, wie wichtig die Freiwilligen Feuerwehren für die Sicherheit der Menschen sind und wie beeindruckend groß die Bereitschaft der Kameradinnen und Kameraden in den Wehren ist, sich für die Allgemeinheit bis zur Erschöpfung einzusetzen.

Nachdem Sturmtief „Aline“ mit seinen heftigen Winden und extremen Regengüssen am Freitag in der westlichen Ostsee zu einer schweren Sturmflut mit um mehr als zwei Meter erhöhten Wasserständen geführt hatte, riefen die Verantwortlichen in Maasholm an der Schleimündung um Hilfe.

Acht Löcher hatte die See in den Deich gefressen

Bei 11 Grad und heftigen Sturmböen arbeiteten die Feuerwehrleute auf dem Deich.
Bei 11 Grad und heftigen Sturmböen arbeiteten die Feuerwehrleute auf dem Deich. © Juschka | KFV Segeberg

In einem etwa zehn Kilometer langen Abschnitt des Deiches hatte die aufgepeitschte See acht mächtige Löcher in den Deich gefressen. Zwar war der Deich noch intakt, aber es wurde bereits eine neue Sturmflut erwartet. Somit drohte potenziell der Deichbruch. Hunderte Menschen machten sich in Maasholm auf die Flucht vor der Überflutung gefasst und packten ihre Taschen, bereit zur Evakuierung.

Der Kreis Schleswig-Flensburg bat das Innenministerium um helfende Hände. Und so wurde am frühen Morgen des Dienstags, 24. Oktober, die 8. Brandschutzbereitschaft des Landes Schleswig-Holstein aus dem Kreis Segeberg in den Alarmzustand versetzt.

180 Kameradinnen und Kameraden im Einsatz

Bis zu 14 Kilogramm schwere Sandsäcke wurden in Menschenketten auf den Deich gehievt.
Bis zu 14 Kilogramm schwere Sandsäcke wurden in Menschenketten auf den Deich gehievt. © Juschka | KFV Segeberg

Für 66 Kameradinnen und Kameraden aus den Wehren Kisdorf, Kaltenkirchen, Ellerau, Leezen, Sülfeld, Alveslohe, Trappenkamp und Henstedt-Ulzburg hieß es nun Abmarsch zum Sammelpunkt an der Feuerwache Kaltenkirchen. Dort wartete bereits Kreiswehrführer Jörg Nero, der den Einsatzkräften eine Lagebeschreibung und Einweisung gab. Nero rechnete zu diesem zeitpunkt mit einer Einsatzdauer von etwa 12 Stunden.

Die 66 Feuerwehrfrauen und -männer machten sich in einer Kolonne nach Norden auf und erreichten Maasholm gegen 13.10 Uhr. Und dort war schnell klar, dass dies ein enorm kräftezehrender Einsatz werden würde. Fünf bis sechs große Löcher klafften im Deich an der Einsatzstelle. Unzählige Sandsäcke lagen bereit, um die Lücken zu stopfen. Bis zu 14 Kilogramm wiegen die Säcke.

In Menschenketten wurde 14 Kilo schwere Sandsäcke gehoben

27 Stunden waren die Feuerwehrleute aus dem Kreis im Einsatz in Maasholm.
27 Stunden waren die Feuerwehrleute aus dem Kreis im Einsatz in Maasholm. © Juschka | KFV Segeberg

Die Segeberger Feuerwehrleute reihten sich in die Menschenketten am Deich ein und so wurden die schweren Säcke von Hand zu Hand bis in den Deich gehievt – bei 11 Grad, kräftigen Sturmböen mit 200 km/h und wütender See. Es war schnell klar, dass aufgrund der hohen körperlichen Anstrengung sowie der Wetterlage bald eine Ablösung hermusste.

Und so wurden gegen 17.30 Uhr weitere 64 Einsatzkräfte aus den Wehren Trappenkamp, Schmalfeld, Ellerau, Henstedt-Ulzburg, Kisdorf, Kaltenkirchen, Alveslohe, Bad Bramstedt, Leezen und Sülfeld auf den Weg geschickt. Und die schleppten bis in den Abend hinein die Sandsäcke auf den Deich.

„Klasse Leistung!“: Der Deichbruch wurde verhindert

Durch die gute Zusammenarbeit aller Kräfte wurde der Deich erfolgreich gegen die See verteidigt.
Durch die gute Zusammenarbeit aller Kräfte wurde der Deich erfolgreich gegen die See verteidigt. © Juschka | KFV Segeberg

Das geschah natürlich immer in Zusammenarbeit mit Einsatzkräften von Bundeswehr, Technischem Hilfswerk, dem Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein und der örtlichen Gefahrenabwehr. Doch die Löcher im Deich waren so groß, dass auch der Einsatz der zweiten Schicht nicht ausreichte, um alles zu stopfen.

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Deshalb wurden als dritte Schicht weitere Frauen und Männer aus den Wehren Kaltenkirchen, Henstedt-Ulzburg, Nahe, Ellerau, Rohlstorf, Negernbötel, Klein Rönnau und Bad Bramstedt mobilisiert. Diese arbeiteten die ganze Nacht durch, bis am nächsten Morgen um 9 Uhr.

Am Ende herrschte trotz aller Erschöpfung große Freunde und Stolz: Der Deichbruch in Maasholm konnte nicht nur verhindert werden. „Dank der guten Zusammenarbeit der Kräfte vor Ort, konnte das von der Einsatzleitung geplante Ziel sogar übertroffen werden“, resümierte Kreiswehrführer Jörg Nero. „Eine klasse Leistung!“