Henstedt-Ulzburg. „Alstermöven“ lieben und singen seine Hits und bieten Freddy die Ehrenmitgliedschaft. Doch der 92-Jährige ist abgetaucht.
Er ist einer der erfolgreichsten Sänger in Deutschland – Freddy Quinn. Doch der heute 92-Jährige hat sich komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Deswegen ist es für die Jungs des Shantychors „Alstermöven“ aus Henstedt-Ulzburg auch so schwer, ihr großes Ziel zu erreichen: Sie Shantys wollen Freddy zum Ehrenmitglied machen und ein Ehrenkonzert für ihn singen. Mit seinen großen Songs.
Die „Alstermöwen“ kennen Freddy Quinn zwar nicht persönlich, sind aber mit seinen Liedern bestens vertraut. Viele bekannte Freddy-Songs gehören seit Jahre zum Repertoire des Chores. Beim Konzert am vergangenen Wochenende im Bürgerhaus wurden sie denn auch zum Besten gegeben: „La Paloma“ (auf Spanisch), „Sie hieß Mary-Ann“ „Abschied vom Meer“ oder „Das gibt’s nur auf der Reeperbahn“. Die über 300 Besucher in der ausverkauften Halle summten begeistert mit.
Freddy soll öfter in Henstedt-Ulzburg zu Besuch sein
Nicht nur, dass Freddys große Hits in Henstedt-Ulzburg immer noch gepflegt werden. Angeblich ist der Sänger auch immer wieder in der Großgemeinde unterwegs. Schon seit einigen Jahren hält sich hartnäckig das Gerücht, dass sich Quinn häufig in Henstedt-Rhen aufhält. Er wurde in einer Bäckerei gesehen, er wurde beim Spazierengehen erkannt, und es soll im Ort auch jemanden geben, der mit dem Sänger beruflich verbunden ist oder war.
Gerüchte lassen sich in der Regel nachprüfen, in diesem Fall aber funktioniert die Recherche nicht: Freddy Quinn ist abgetaucht und lässt nicht mit sich sprechen. Er möchte einfach nicht mehr öffentlich in Erscheinung treten.
Freddy Quinn: In Wien weiß jemand Bescheid
Das bestätigt zum Beispiel Brigitta Klinger, die in Wien, der Geburtsstadt des Sängers, in der Anton-Baumgartner Straße zusammen mit ihem Mann Eduard ein Freddy-Quinn-Archiv und -Museum betreibt. „Er will sich in der Öffentlichkeit nicht mehr zeigen“, sagt sie. Welche Rolle spielt Henstedt-Ulzburg in seinem Leben? Brigitta Klinger schweigt darüber. „Dazu sage ich nichts.“
Sie kennen sich gut, der Freddy und die Klingers: Sie waren nach eigenen Angaben am 2. Mai dieses Jahres zu seiner Hochzeit mit der langjährigen Lebensgefährtin Rosi eingeladen und gehörten auch zu den wenigen Gästen, die an der Feier seines 90. Geburtstages teilnehmen durften. Beste Verbindungen also.
Freddys Lieder gehören zum Repertoire der „Alstermöwen“
Udo Grenz, Chef der „Alstermöven“, schrieb deshalb an die Familie Klinger in Wien und stellte die Ideen des Chores vor: Freddy Quinn solle Ehrengast des Konzerts sein, und er solle sogar Ehrenmitglied des Chores werden. Ob die Wiener Freddy-Quinn-Vertrauten da wohl etwas machen könnten?
Die Einflussmöglichkeiten von Brigitta und Eduard Klinger sind offenbar begrenzt. Der Eingang des Schreibens aus Henstedt-Ulzburg wird bestätigt, eine Antwort steht aus. „Wir haben es an Herrn Quinn weitergeleitet, der muss selbst entscheiden, ob er Kontakt aufnehmen möchte.“
Der Shantychor stellt ein Sonderkonzert für Freddy in Aussicht
Es ist vor allem Chorleiter Istvan Gulyas zu verdanken, dass viele Freddy-Songs in das Repertoire der „Alstermöven“ aufgenommen wurden. Zu gerne würde der Chor den Original-Sänger dieser Hits, die sich millionenfach verkauften, persönlich kennenlernen. Zum Beispiel beim nächsten Großkonzert im kommenden Jahr im Bürgerhaus.
Die Henstedt-Ulzburger Sänger versuchen, es dem berühmten Sangeskollegen, der mit seiner Frau in einem Haus in Poppenbüttel lebt, schmackhaft zu machen und legen noch einen besonderen Köder aus: „Wir würden auch ein Sonderkonzert für Freddy Quinn veranstalten“, sagt Udo Grenz. Ob es etwas nützt? „Wir werden sehen.“
Erst Udo Lindenberg und Apache 207 löschten Freddys Rekord aus
Am Sonntag, 12. November, haben alle Interessierten Gelegenheit, ein paar Freddy-Lieder mitzusingen: Der Shantychor „Alstermöwen“ gibt erstmals ein Mitmach-Konzert - und das soll so funktionieren: Die Chormitglieder mischen sich unter das Publikum im Bürgerhaus, und gemeinsam werden Lieder angestimmt. Die Texte werden an die Wand projeziert. Beginn: 10 Uhr. Eine vage Hoffnung besteht: Vielleicht ist der berühmte Sänger ja auch dabei...
Für alle, die Freddy Quinn vielleicht nicht kennen: Zwischen 1956 und 1966 hatte der in Wien geborene und in Hamburg lebende Sänger zehn Nummer-eins-Hits in Deutschland. Mit über 60 Millionen verkauften Schallplatten ist er immer noch einer der erfolgreichsten Sänger hierzulande. Sein Hit „Junge, komm bald wieder“ aus dem Jahre 1962 war 61 Jahre der Titel, der sich am längsten auf Platz eins der deutschen Charts halten konnte – erst in diesem Jahr abgelöst von Udo Lindenberg und Apache 207 mit „Komet“.
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Norderstedter Schlagertexter Ernst Bader war ein Freund
Ein enger Freund von Freddy Quinn war der 1999 verstorbene Norderstedter Schlagertexter und Buchautor Ernst Bader, der unter anderem den Text für Freddys ersten Hit „Heimweh“ aus dem Jahre 1956 verfasste. Nach Ernst Bader wurde in Norderstedt vor drei Jahren eine Straße benannt.
Im Kreis Segeberg ist Freddy Quinn zweimal als Sänger aufgetreten: 1994 übernahm er bei den Karl-May-Spielen die Rolle des Sam Hawkens und durfte ein Lied singen, bei dem er sich selbst auf der akustischen Gitarre begleitete. Auch 1993 spielte er den kauzigen Westmann, ohne allerdings zu singen. 1976 hatte er am Kalkberg einen längeren Auftritt: Er trat zum 25. Jubiläum der Spiele mit Country-Songs auf.
Seinen letzten Auftritt im Kreis Segeberg hatte Freddy Quinn im Jahre 2006. Für eine TV-Sendung mimte er in Bad Segeberg im Zirkus Krone einen Zirkusdirektor. Der Sänger fühlte sich dem Zirkusmilieu stets eng verbunden: Vor einer Karriere als Sänger trat er als Akrobat im Zirkuszelt auf.