Bad Segeberg. Das Kreativteam hat die Arbeit für die Saison 2024 bereits aufgenommen. Mit welchen Mitteln die Aufführungen moderner gestaltet werden.
Die Karl-May-Saison 2023 ist mit einem Rekordergebnis zu Ende gegangen: 430.321 Besucher haben sich „Winnetou I – Blutsbrüder“ angesehen. Aber schon jetzt arbeitet Regisseur Nicolas König daran, im nächsten Jahr ein mindestens ähnlich gutes Ergebnis zu erreichen. Die Vorbereitungen für „Winnetou II – Ribanna und Old Firehand“ haben für ihn bereits begonnen.
Als freier Schauspieler ist es nicht immer leicht, die Zukunft zu planen. Gibt es neue Angebote? Was passiert im nächsten Jahr? Kommt genügend Geld herein, um die Familie vernünftig zu versorgen? Bange Fragen, die sich viele Schauspieler stellen. Nicolas König kennt das. Aber aktuell muss er sich keine Sorgen machen: Zumindest im kommenden Jahr ist er wieder Regisseur bei den Karl-May-Spiele in Bad Segeberg.
In seiner ersten Saison hat Nicolas König seine Vorgänger in den Schatte gestellt
Und das ist auch kein Wunder: Gleich in seiner ersten Saison hat er es geschafft, all seine Vorgänger in den Schatten zu stellen. Als Regisseur hat der Schauspieler aus dem Kreis Stormarn so gute Arbeit geleistet, dass er von allen Seiten gelobt wurde. Kein Wunder also, dass die Kalkberg GmbH daran interessiert ist, den erfahrenen Karl-May-Darsteller vertraglich zu binden. Zumindest für ein Jahr. Danach wird neu verhandelt.
Nicolas König hat also die Chance, sich voll auf seine Arbeit am Kalkberg zu fokussieren. Kurzzeitig unterbrochen nur durch andere Aufträge. So reist er gelegentlich nach Berlin, um Filme zu synchronisieren oder bei Synchronisationsarbeiten Regie zu führen. Aber das sind nur Nebenbeschäftigungen im Vergleich zu seiner Arbeit für die Kalkberg GmbH, wo er nach fast gut 30 Jahren als Schauspieler jetzt der „Chef im Ring“ ist.
Im kleinen Kreativkreis wird das nächste Stück vorbereitet
„Wir treffen uns jetzt schon, um im kleinen Kreativkreis das nächste Stück vorzubereiten“, sagt Nicolas König. Die „Kreativen“ der Karl-May-Spiele sind neben dem Regisseur: Bühnenautor Michael Stamp, Bühnenbildner Erik Rüffler, Produktions- und Spielleiter Stefan Tietgen und – wenn es ihre Zeit erlaubt – Geschäftsführerin Ute Thienel. Sie alles sind jetzt schon dabei, die Inszenierung 2024 aktiv zu besprechen.
Für den Regisseur ist es selbstverständlich, dass er sich das ganze Jahr über mit den Karl-May-Spielen beschäftigt. „Die Gedanken kreisen darum“, sagt Nicolas König, der wieder eine Arbeit abliefern will, die sich mit der dieses Jahres messen kann. Wobei ihm natürlich klar ist, dass er die Messlatte selbst ziemlich hoch gesetzt hat. Angst hat er allerdings nicht. „Wir haben ein wunderbares Team.“
Seine Zusage als Regisseur hat Nicolas König keine Sekunde bereit
Trotz aller Erfahrung als Karl-May-Schauspieler musste er zunächst schlucken und dann ganz tief Luft holen, als er das Angebot bekam, die Spiele am Kalkberg als Regisseur zu übernehmen. Er habe all seinen Mut zusammennehmen müssen, um deutlich „Ja“ zu dem Angebot aus Bad Segeberg zu sagen. „Und das habe ich bis jetzt noch keine Sekunde bereut“, sagt Nicolas König. „Es ist traumhaft, wie es bisher gelaufen ist.“ Sei Wunsch sei es von vornherein gewesen, diese Arbeit nicht nur ein oder zwei Jahre zu machen.
Von vornherein stand für den neuen Regisseur fest, den Inszenierungen eine etwas modernere Anmutung zu geben. Die Verantwortlichen der Kalkberg GmbH gaben ihm freie Hand. Im Stück „Winnetou I – Blutsbrüder“ drückte es sich zum Beispiel so aus: Nscho-tschi, die Schwester Winnetous, dargestellt von Nadine Menz, trat als emanzipierte Frau in Erscheinung, die jederzeit in der Lage war, ihren eigenen Ton zu treffen und ihren eigenen Kopf durchzusetzen. Zudem spielten sich einige Szenen auf zwei Ebenen gleichzeitig ab: Das Geschehen im Vordergrund korrespondierte mit dem Geschehen im Bühnenhintergrund.
Das Stilmittel der Überblendung hat die Karl-May-Spiele flüssiger gemacht
Das mag nicht jedem Zuschauer bewusst geworden sein, aufmerksame Beobachter und Karl-May-Insider allerdings haben es bemerkt und lobten den Regisseur dafür. Immer wieder hervorgehoben wurde auch der flüssige Übergang von einer Szene zur anderen. Da gab es keine Pausen zwischen Auf- und Abtritt der Darsteller; alles ging fließend ineinander über. Nicolas König ist es damit gelungen, das Stilmittel der Überblendung im Film auf die Theaterbühne zu holen. Ansatzweise gab es das bereits in früheren Inszenierungen, allerdings noch nie so ausgeprägt wie in diesem Jahre.
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Nicolas König ist es also gelungen, die Segeberger Wild-West-Spiele in ein neues Zeitalter zu überführen. Und genauso soll es im nächsten Jahr weitergehen. Er weiß, dass er sich in dieser Hinsicht auf sein Ensemble und alle anderen Mitwirkenden verlassen kann. Denn alle wissen: Dieser Regisseur ist ein Mann der Praxis, der jeden Quadratzentimeter der Kalkberg-Bühne in- und auswendig kennt. Das per 3D-Drucker angefertigte Bühnenmodell, das während der vergangenen Saison in einer Sonderausstellung im Indian Village zu sehen war, ist bei der konzeptionellen Ausrichtung der Inszenierung eine große Hilfe für alle Beteiligten – vor allem aber für den Regisseur.
In den nächsten Wochen wird sich Nicolas König allerdings auf weniger anstrengende Dinge konzentrieren: In den Herbstferien holt er nach, was ihm und seiner Familie – dazu gehören Ehefrau Nina und drei Kinder – in den Sommerferien nicht vergönnt war: Sie begeben sich auf eine Urlaubsreise. Danach geht es dann mit Volldampf weiter, um die Karl-May-Inszenierung „Winnetou II – Ribanna und Old Firehand“ voranzutreiben.