Norderstedt. Hygiene soll für Schülerinnen keine Kostenfrage sein. Wie Schulen die Abgabe organisieren und ob sich das bewährt hat.

Damenhygieneartikel, etwa Tampons oder Slipeinlagen, gibt es in den weiterführenden Schulen der Stadt Norderstedt seit einem halben Jahr kostenlos. Die Politik hatte mit großer Mehrheit (Enthaltung bei der AfD) im Hauptausschuss der Stadtvertretung ein Budget von 20.000 Euro jährlich für die Anschaffung der Artikel beschlossen. Nun hat die Stadtverwaltung bei den Schulen nachgefragt, ob sich die kostenlose Abgabe der Artikel bewährt hat.

Hintergrund für die Aktion war der Verweis auf das bundesweit beschriebene Phänomen der sogenannten „Menstruations-Armut“. Die Freien Wähler hatten in ihrem Antrag gefordert, „eine teils wirklich schambehaftete, ängstigende und durchaus kostenintensive Situation für 51 Prozent der Norderstedter Kinder zu deren Gunsten zu lösen“. Die SPD Norderstedt hatte in ihrem Antrag zur Einführung der kostenlosen Hygieneartikel argumentiert, dass Frauen durchschnittlich 15 Euro pro Monat für Tampons oder Slipeinlagen während der Menstruation ausgeben müssten.

Manche Mädchen nutzen Stoffreste, um zu sparen – „entwürdigend“.

Allerdings würden Beziehern von Sozialleistungen lediglich 17,14 Euro monatlich für Hygieneartikel generell zugestanden – und das müsse auch für Zahnpflege, Toilettenpapier und andere Pflegeprodukte ausreichen. Die Folge: Noch immer würden sich Frauen und Mädchen aus sozial schwachen Familien aus Kostengründen mit Stoffresten oder Klopapier in der Menstruation behelfen – „entwürdigend und gesundheitsgefährdend“, urteilte die SPD.

Nach dem Beschluss des Hauptausschusses hat die Stadt mit dem 20.000-Euro-Budget Hygieneartikel eingekauft und weiterführende Schulen ausgestattet. Allerdings nicht – wie von der Politik angeregt – in vandalismussicheren Spendern. Vielmehr wurde den Schulen zugestanden, ein eigenes Verteilsystem zu organisieren.

Schulen organisieren die Abgabe unterschiedlich

Die Nachfrage des Amtes für Schule und Sport bei den betroffenen Schulen zeigt, dass dies ein praktikabler Weg zu sein scheint. In den Gemeinschaftsschulen Harksheide und Ossenmoorpark sowie der Willy-Brandt-Schule, dem Lessing-Gymnasium und dem Lise-Meitner-Gymnasium werden die Hygieneartikel in den Sekretariaten oder Schulbüros für die Mädchen vorgehalten und auf Nachfrage ausgegeben.

Einen anderen Weg geht die Gemeinschaftsschule Friedrichsgabe. Sie stellt jeder Klasse zum Anfang des Schuljahres eine Box mit Hygieneartikeln zur Verfügung, die über das Sekretariat jederzeit wieder aufgefüllt werden kann. Lediglich das Coppernicus-Gymnasium hat die Hygieneartikel auf den Schülerinnen-Toiletten zur freien Verfügung platziert.

Angebot wird nach einem Jahr auf Wirksamkeit überprüft

Zwar nennt das Amt noch keine absoluten Zahlen, wie stark das Angebot von den Mädchen angenommen wird. Das soll nach dem Willen der Politik sowieso erst nach einer einjährigen Pilotphase überprüft werden. Doch klar sei jetzt schon, dass sich die unterschiedlichen Verfahren bei der Umsetzung bewährt hätten und beibehalten werden sollten, sprich eine generelle Einführung von Spendern an allen Schulen nicht nötig ist.

Jede Schule könne allerdings „individuelle Ausstattungswünsche“ jederzeit an das Amt für Schule und Sport herantragen, das jeweilige Schulbudget müsse dafür nicht belastet werden.