Kreis Segeberg. Die Polizei liefert sich mit einem 34-jährigen Mann eine wilde Verfolgungsjagd – und entdeckt völlig verängstigte Insassen.
Mit einer extrem riskanten Fahrweise hat ein 34 Jahre alter Mann in Bad Segeberg versucht, der Polizei zu entkommen. Zeitweise fuhr der Flüchtige mit einem BMW mit weit mehr als 200 km/h. Ein Polizeisprecher nannte das Verhalten „skrupellos und Menschenleben in Kauf nehmend“. In Schackendorf gelang es den Besatzungen von mehreren Streifenwagen, die Insassen festzunehmen.
Die Verfolgungsjagd begann, als eine Zivilstreife den Wagen auf der Autobahn 1 überprüfen wollte. Die Beamten gehören zur Gemeinsamen Fahndungsgruppe Schengen Süd (GFGS) und wollten den BMW mit britischem Kennzeichen an der Anschlussstelle Bargteheide stoppen.
Schleuser aus dem Irak mit Tempo 200 auf der Flucht
„Noch bevor sie die Kontrolle beginnen konnten, fuhr das Fahrzeug an der Anschlussstelle Bargteheide ab und auf die A 21 in Richtung Kiel“, sagte der Sprecher der Bundespolizei, Michael Hiebert. Die Polizisten nahmen die Verfolgung auf, konnten mit ihrem Zivilwagen den BMW kurz hinter der Anschlussstelle Tremsbüttel überholen und schalteten die Leuchttafel „Polizei bitte folgen“ ein.
Der BMW-Fahrer, ein 34-Jähriger aus dem Irak, verringerte kurz die Geschwindigkeit, beschleunigte dann stark und überholte das Polizeiauto mit hoher Geschwindigkeit. Der Fahrer raste mit mehr als 200 km/h über die A 21, während die Streife mit Blaulicht und Martinshorn den Wagen verfolgte.
BMW-Fahrer rast ohne Rücksicht über die Gegenfahrbahn
„An der Anschlussstelle Bad Segeberg-Nord verließ er die A 21 und bog, ohne auf den vorfahrtsberechtigten Verkehr zu achten, auf die B 206 Richtung Bad Segeberg ab“, sagte Hiebert. Ohne Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer und teilweise auf der Gegenspur habe der Fahrer seine Flucht fortgesetzt.
Dabei mussten entgegenkommende Fahrzeuge stark abbremsen und ausweichen, um Zusammenstöße zu vermeiden. Der BMW raste quer durch Bad Segeberg. Weil auf Höhe des Abzweigers nach Schackendorf ein Streifenwagen der Segeberger Polizei die B 206 versperrte, fuhr der Fahrer des BMW nach Schackendorf ab.
Erst zwei Unfälle stoppten den flüchtenden Iraker
„Auch auf der Hauptstraße raste das Fahrzeug ohne Rücksicht weiter“, sagte Hiebert. Dabei kam es zu einem Unfall in einer Baustelle, als der BMW auf der Gegenfahrbahn erst einen VW Tiguan rammte und danach auf einen vorausfahrenden VW Golf auffuhr. Diesen Moment nutzten die Polizisten, überholten den BMW und blockierten den Wagen. Damit war eine Weiterfahrt unmöglich.
Sofort stürmten die Polizisten zu dem Wagen. „Erst nach mehrmaliger Aufforderung wurden die verschlossenen Türen geöffnet“, sagte der Polizeisprecher. Die Beamten zogen den 34-jährigen Iraker und seinen Beifahrer aus dem Fahrzeug, brachten beide Männer zu Boden und fixierten sie mit Handschellen.
Auf der Rückbank entdeckten Polizisten vier verängstigte Männer
Kurz darauf traf Unterstützung der Segeberger Polizei ein. Sie entdeckten auf der Rückbank vier völlig verängstigte Männer, die wegen der abgedunkelten Scheiben zunächst unentdeckt geblieben waren. Die Polizisten gehen davon aus, dass Fahrer und Beifahrer die Insassen nach Deutschland geschleust hatten.
Dabei handelt es sich um Iraker im Alter von 18 bis 27 Jahren. Die jungen Männer berichteten, sie hätten den Fahrer immer wieder zum Anhalten aufgefordert. Der Fahrer habe jedoch mit Gewalt gedroht, sollten sie sich nicht ruhig verhalten. Fahrer und Beifahrer wurden positiv auf Drogen getestet.
Amtsgericht Neumünster erlässt Haftbefehle gegen Fahrer und Beifahrer
Die beiden mutmaßlichen Schleuser wurden zur Bundespolizei nach Kiel gefahren. „Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Kiel erließ der Haftrichter des Amtsgerichtes Neumünster gegen die beiden Festgenommenen einen Haftbefehl“, sagte Hiebert. „Sie werden sich wegen des Verdachts der Schleusung und der während der Flucht begangenen Straßenverkehrsdelikte zu verantworten haben.“ Die jungen Männer wurden befragt und danach dem Landesamt für Zuwanderung und Flüchtlinge in Neumünster überstellt.
Die Staatsanwaltschaft Kiel und die Bundespolizei suchen Zeugen dieser Verfolgungsfahrt. Hinweise unter 0431/980 71 210 oder an jede andere Polizeidienststelle.
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Die Gemeinsame Fahndungsgruppe Schengen Süd (GFGS) besteht aus Beamten der Bundes- und Landespolizei sowie des Zolls. Sie sind zuständig für die Bekämpfung grenzüberschreitender Kriminalität und haben ihren Sitz bei der Autobahnpolizei in Scharbeutz.
Die Verfolgungsjagd fand am Montag statt. Die Polizei berichtete darüber am Mittwoch.