Norderstedt. Oberbürgermeister-Kandidatin Katrin Schmieder traf Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank. Worüber die beiden sprachen.
Das Format dieser Veranstaltung habe sie sich vom heutigen Bundes- und langjährigen Landtagsabgeordneten Ralf Stegner (SPD) abgeschaut, sagte Katrin Schmieder. Die für die Oberbürgermeisterwahl am 8. Oktober in Norderstedt als unabhängige Kandidatin antretende Sozialdezernentin, die von den Grünen und der FDP unterstützt wird, nennt diese Reihe „Auf ein Wort“. Jetzt traf Schmieder, die auch Zweite Stadträtin ist, auf die Zweite Bürgermeisterin und Sozialsenatorin Katharina Fegebank (Grüne) aus der Nachbarstadt Hamburg.
Gut 60 Besucher, darunter auch einige Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Kommunalpolitiker, drängelten sich bei der Auftaktveranstaltung im voll besetzten Tafelraum der Hopfenliebe.
Oberbürgermeisterwahl: Schmieder macht sich für Erzieherinnenfachschule stark
Sie alle wollten hören, was die mögliche künftige Oberbürgermeisterin über Sozialpolitik, Schulen, Kindergärten, Wohnungsbau, Wirtschaft oder Fluglärm zu sagen hat. Und wie sie das Verhältnis mit Hamburg in der Zukunft sieht. Beide Politikerinnen, die den Grünen angehören, verabredeten, einen engen Austausch miteinander halten zu wollen.
Dabei machte Katrin Schmieder gleich ein Fass auf, das ihr als zuständige Sozialdezernentin für die gut 3000 betreuten Kinder in den 34 Kitas der Stadt seit Langem unter den Nägeln brennt, wie sie sagt. So dürfe Norderstedt für Kiel hier keine eigene Erzieherinnenfachschule einrichten – obwohl das Berufsbildungszentrum (BBZ) in Norderstedt dies sofort anbieten könnte. Und die in Hamburg ausgebildeten Erzieherinnen dürften ihre Praxisausbildung nicht in Norderstedter Kitas machen. „Die Landesregierung in Kiel versteht nicht, dass uns so die Erzieherinnen verloren gehen.“
Die würden dann meist in Hamburg bleiben. „Dabei ist hier der Druck groß. Wir brauchen diese Fachkräfte auch für die offene Jugendarbeit“, betonte Schmieder. Und Katharina Fegebank sagte zu, bei diesem Thema „sehr gern“ mit Norderstedt ins Gespräch zu kommen.
Schulbau: Katharina Fegebank legt Schmieder das Hamburger Modell ans Herz
Die sozialen Themen liegen Schmieder am Herzen. Alle zwölf Grundschulen in Norderstedt sind jetzt offene Ganztagsschulen, sagte sie stolz. Drei Jahre, bevor die Eltern einen Rechtsanspruch darauf haben. „Wir sind hier fertig.“ Sogar Städte wie Konstanz erkundigten sich, wie Norderstedt das so schnell geschafft habe. Die Schulen würden nun nach und nach saniert und erneuert. Das sei für sie eines der „Top-Themen für die Zukunft in Norderstedt“. Wobei sie dafür plädiere, gemeinsam mit Politik und den Schulen dies nach Dringlichkeit abzuarbeiten.
Dabei könnte ein Hamburger Modell vielleicht helfen, riet Fegebank. Dort seien in einem „großen Kraftakt“ die meisten Schulen renoviert und neue gebaut worden. Die Fördergelder sähen zugleich die künftige Instandhaltung der Schulen in diesem Mieter-Vermieter-Modell vor, warb die Zweite Bürgermeisterin dafür. 10.000 zusätzliche Abc-Schützen und 8000 ukrainische Schülerinnen und Schüler müsse die Hansestadt unterbringen. Ähnlich würden nun auch die Feuer- und Polizeiwachen in Hamburg saniert werden.
Wohnungsbau: Schmieder will ein neues Bündnis mit der Wohnungswirtschaft
Wie sie denn die Wohnungsproblematik angehen wollte, fragte Moderator Volker Puchalla. „Wir brauchen ein neues Bündnis mit der Wohnungswirtschaft“, sagte Schmieder. Auch die Eigentümer-Verbände wolle sie da einbinden, sollte sie gewählt werden. Vor drei Jahren war dazu ein sogenannter Runder Tisch krachend gescheitert. Wobei Schmieder es dabei nicht so wichtig sei, wer den neuen Wohnraum schaffe.
Das sollten und könnten in erster Linie die ansässigen Wohnungsbaufirmen und -genossenschaften tun, die ja bereits einige Tausend Wohnungen in der Stadt bewirtschaften. „Aber da, wo nicht gebaut wird, könnte dies auch die Stadt oder eine städtische Gesellschaft machen“, ist ihre Vorstellung einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den privaten Unternehmen.
Schmieder: „Es dürfen keine sozialen Unruhen entstehen“
„Wir müssen endlich wieder mit der Wohnungswirtschaft ins Gespräch kommen“, forderte Schmieder. Es gehe nicht darum, dass sich die Stadt die besten Grundstücke „zuschanze“, betonte die OB-Kandidatin. Vielmehr müssten Verwaltung und Politik aufpassen, dass hier „keine sozialen Unruhen entstehen“, sagte sie. Dabei könnten auch diejenigen, die aus ihren Häusern in kleinere Wohnungen umziehen wollten, eine Rolle spielen, den Bedarf zu decken. „Wir brauchen auch eine intensive Bau-und Wohnberatung in der Stadt“, sagte Schmieder. In der Rathausspitze fehle dazu jedes Konzept.
Beim Thema Fluglärm machte Schmieder keine Versprechen. Als Norderstedterin, die in Garstedt aufgewachsen ist, kenne sie das Problem zur Genüge aus eigener Anhörung. Darum wollte sie später mit ihrer Familie auch nicht mehr in diesem Stadtteil wohnen, bekannte sie. Aber der Einfluss gegenüber Hamburg sei da doch sehr gering, bat Schmieder um Verständnis, dass sie hierbei „nicht die Welt retten oder es lösen werde“.
„Neubausiedlungen nicht in der Einflugschneise planen“
Es sollte aber darauf geachtet werden, dass Neubausiedlungen nicht in die Einflugschneise geplant würden, sagte sie. Und Fegebank erwiderte, dass der Flugverkehr eher noch zunehmen werde, weil der Flughafen für die wirtschaftliche Entwicklung Hamburgs eine große Rolle spiele und dort das Thema aus „der Großstadtperspektive“ betrachtet werde. „Wir sollten aber genau darauf achten, dass die Ruhezeiten eingehalten werden.“
Fegebank besuche Norderstedt in letzter Zeit häufiger, sagte sie. Privat. „Ich gehe mit meinen fünfjährigen Zwillingen häufig im Arriba-Bad schwimmen.“
Katrin Schmieder trifft am 11. September Ex-Bürgermeister Grote
Zur nächsten „Auf ein Wort“-Veranstaltung hat Katrin Schmieder für den 11. September (19 Uhr in der TriBühne) Norderstedts Ex-Oberbürgermeister und Ex-Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) eingeladen. Danach werde noch der ehemalige Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) zu ihr nach Norderstedt kommen. Der Termin stehe noch nicht fest.
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Bei der OB-Wahl tritt Katrin Schmieder gegen die amtierende Verwaltungschefin Elke Christina Roeder (SPD) und Robert Hille (CDU) am 8. Oktober an. Eine mögliche Stichwahl würde am 5. November sein.