Norderstedt. Täter rissen Tresor heraus, andere verwüsteten Altarraum. Schäden können behoben werden – nicht aber die Verunsicherung.

Es mache sie traurig, sagt Marie-Louise Werner, dass manche Leute offenbar nicht nachdenken und so etwas Sinnloses tun. „Wir haben doch nichts, sind eine ganz normale Kirche ohne Schnickschnack – selbst unser Altar ist nur aus Metall“, sagt die stellvertretende Vorsitzende des Kirchengemeinderates der Thomaskirche in Glashütte. Und trotzdem wurde nun schon das zweite Mal in kurzer Zeit eingebrochen in dem Gotteshaus.

Zuletzt kamen die unbekannten Täter irgendwann zwischen Montagabend und Dienstagmorgen. „Eine der Türen zum Kirchenraum war aufgebrochen worden“, sagt Werner. Und in der Wand, in der die Gemeinde einen kleinen Tresor eingebaut hatte, da klaffte nur noch ein Loch.

Polizei Norderstedt: Thomaskirche – Tresor wurde gewaltsam herausgerissen

Die Thomaskirche Norderstedt am Glashütter Kirchenweg.
Die Thomaskirche Norderstedt am Glashütter Kirchenweg. © Thomaskirche Norderstedt

„Da hingen nur noch die Strippen heraus“, sagt Werner. „Die haben den Tresor mit Gewalt rausgerissen.“ Den Tresor hatte die Gemeinde angeschafft, weil ab und an die Kollekte abhanden gekommen war. „Früher legten wir die einfach ungesichert in einen Schrank, ehe der Pastor oder die Pastorin das Geld mit nach Hause nahmen.“ Jetzt kommt die Sammlung nach dem Gottesdienst am Sonntag direkt in den Tresor.

Diesen an einem Dienstag zu stehlen, macht dann aber keinen Sinn. „Da war gar nichts mehr drin“, sagt Werner. Und selbst wenn: Bei der Kollekte komme an manchen Sonntagen nicht mehr als 20 Euro zusammen. Schließlich herrscht in den Kirchen des Landes nicht gerade dichtes Gedränge auf den Kirchenbänken – es sei denn zu Weihnachten oder anderen Anlässen. Die Täter am Dienstag durchsuchten das gesamte Kirchengebäude. Selbst die Tür zum Glockenturm war aufgebrochen. „Aber die Glocke ist noch drin – war denen wohl zu schwer“, sagt Werner.

Kerzenleuchter wurde „zerdeppert“

Marie-Louise Werner (vorne Mitte) ist stellvertretende Vorsitzende des Kirchengemeinderates der Thomaskirche Glashütte (hier mit Maria Schmidt, Jens Tobian und Aslan Mirzadoust (hinten v. l.) und Angelika Kelch und Marlis Heyer (vorne v. l.).
Marie-Louise Werner (vorne Mitte) ist stellvertretende Vorsitzende des Kirchengemeinderates der Thomaskirche Glashütte (hier mit Maria Schmidt, Jens Tobian und Aslan Mirzadoust (hinten v. l.) und Angelika Kelch und Marlis Heyer (vorne v. l.). © KGR | Thomaskirche

Den ersten Einbruch hatte es eine Woche zuvor am 10. Juli gegeben. „Da standen alle Türen offen, es gab keine Einbruchspuren und wir wissen bis heute nicht: Hatte jemand nicht abgeschlossen oder hatten die Eindringlinge etwa einen Schlüssel?“, sagt Werner.

Die Einbrecher damals hatten es aber offenbar weniger auf Beute abgesehen. Vielmehr gaben sie sich ihrer Zerstörungswut hin. „Alles, was in der Kirchen stand oder lag, wurde herumgeschmissen“, sagt Werner. „Sie haben unsere Kerzenleuchter im Foyer zerdeppert. Die großen Altarkerzen haben sie auf den Boden geworfen.“ Außerdem öffneten sie die Orgel und zogen an den Manualen herum.

Einbrecher läuteten die Kirchenglocke – aus Versehen

Schließlich entdeckten sie die Apparatur, mit der man die Glocke im Turm per Hand bedienen kann. „Wenn wir in der Kirchen das Vaterunser beten, läuten wir zum Abschluss immer die Glocke per Hand“, sagt Werner. Die Einbrecher jedoch ahnten das nicht.

Und so läutete an jenem Montagabend plötzlich gegen 18.30 Uhr die Glocke in der Thomaskirche. Und Pastorin Christina Henke, die gerade aus ihrem benachbarten Haus kam und den Müll wegbringen wollte, wunderte sich nicht schlecht. Als sie jedoch in die Kirche eilte, waren die Einbrecher verschwunden.

Gemeinde „verrammelt“ jetzt die Türen

Der Eingang zu der 1971 erbauten Thomaskirche in Glashütte.
Der Eingang zu der 1971 erbauten Thomaskirche in Glashütte. © Heike Linde-Lembke

Die Polizei habe beim zweiten Einbruch am Dienstag Fingerabdrücke gesichert, die Versicherung komme für den Schaden auf. Es gibt eine neue Tür und einen neuen Tresor. Und die Gemeinde hat bereits neue Kerzen geordert. Doch den unbezahlbaren Schaden hat die Idee der offenen Kirche erlitten – einem Raum für alle Gläubigen zu jeder Tageszeit, um nachzudenken, Kontemplation zu finden oder mit Gott in den Dialog zu treten.

„Wir verrammeln jetzt immer alles“, sagt Kirchengemeinderätin Werner. Dabei sei in der Gemeinde viel los: Die Ukrainischen Flüchtlinge kämen in die Gemeinde, um Deutsch zu lernen. Die Anonymen Alkoholiker halten hier ihre Treffen ab. Und die Afrikanische Gemeinde aus Norderstedt würde sich hier regelmäßig zum Gottesdienst mit viel Musik treffen.

„Doch allen haben wir gesagt, dass sie jetzt immer genau schauen müssen, dass alles abgeschlossen bleibt“, sagt Marie-Louise Werner. „Und die können das dann gar nicht fassen, dass jemand in Deutschland in die Kirche einbricht.“