Norderstedt. Treppen, Bänke, Mülleimer werden in Vereinsfarben beschmiert. Von Anzeigen gegen Unbekannt sieht die Stadt derzeit ab.

Norderstedt ist HSV – sagen die HSV-Fans. Und sie haben ja durchaus Argumente. Legende Uwe Seeler lebte in Norderstedt bis zu seinem Tod. Das Trainingsgelände des HSV an Ulzburger Straße war früher das natürliche Habitat der Stars aus dem Volksparkstadion und ist es heute für die vielen Amateure aller Sparten des Sportvereins. Im angeschlossenen Internat wuchsen die Zukunftshoffnungen auf und in der Volkshochschule erlernten manche von der Stars die deutsche Sprache (Son Heung-min).

Doch es gibt eben auch nicht wenige in der 83.000-Einwohner-Stadt, die Norderstedt eher braun-weiß sehen – also in den Farben des FC St. Pauli und damit des größten Lokalrivalen des HSV. Das sorgt für eine latente Derby-Stimmung in der Stadt und für ein immer mal wieder aufflammendes „Graffiti-Battle“ der Fangruppen.

Vandalismus: HSV gegen St.-Pauli – Nerviges Graffiti-Battle in Norderstedt

St.-Pauli-Fans waren da: Mülleimer und Bank in Norderstedt wurden in Vereinsfarben und mit Schriftzug markiert.
St.-Pauli-Fans waren da: Mülleimer und Bank in Norderstedt wurden in Vereinsfarben und mit Schriftzug markiert. © HA | Privat

Treppenabgänge, Verteilerkästen, Mülleimer und öffentliche Sitzmöbel sind seit Jahren die Schauplätze dieser Auseinandersetzung um die Vorherrschaft in der öffentlichen Wahrnehmung. Sie erscheinen mal in braun-weiß und St.-Pauli-Schriftzug, nur um kaum einen Tag – manchmal nur ein paar Stunden – später wieder in blau-weiß-schwarz übertüncht und mit HSV-Schriftzug versehen zu werden.

Auf Facebook wurde unlängst etliche dieser „Fan-Kunstwerke“ in Norderstedt angeprangert und – vereinsübergreifend – von gemäßigten Fans beider Lager – als ärgerliche Schmierereien und Sachbeschädigung bezeichnet.

Pinneberg zeigte unbekannte HSV-Schmierer an

Die Stadtverwaltung bestätigt, dass zuletzt fünf Papierkörbe an der Marommer Straße in HSV- Farben beschmiert und vom Betriebsamt umgehend gereinigt wurden. Und wer derzeit an der U-Bahnstation Richtweg die Treppen des Übergangs oberhalb der Schienen nützt, dem fallen sofort die in blau-weiß-schwarz getünchten Stufen ins Auge.

Ähnlich verewigten sich HSV-Anhänger übrigens im Juni auf den Treppen des frisch sanierten Bahnhofes in Pinneberg. Dort stieß die Aktion auf wenig Gegenliebe und sorgte sogar für eine Anzeige gegen Unbekannt durch die Stadtverwaltung.

In Norderstedt sehen die Stadtverwaltung, das Betriebsamt und das Ordnungsamt derzeit keine Auffälligkeiten. „Von Anzeigen gegen Unbekannt sieht die Stadt Norderstedt derzeit ab“, teilt die Stadt mit.