Bad Bramstedt. Fast 800 Musiker verwandeln Bad Bramstedt drei Tage lang mit mehr als 50 Konzerten in eine Musikstadt. Das sind die Höhepunkte.
Per Bus von Kiew zum 20. Internationalen Musikfest nach Bad Bramstedt – das sind rund 1800 Kilometer und rund 20 Stunden Fahrt. Den Jugendlichen des ukrainischen Chores Ladonky war das egal. Die Freude, wieder in Bad Bramstedt zu sein und dann gleich beim Internationalen Musikfest, war zu groß.
Im vorigen Sommer waren Kinder und Jugendliche des Ladonky Chores zu Gast bei der Wieder-Einweihung des Kurhaus-Theaters. Nun nutzten 13 Jugendliche und ihre drei Betreuerinnen ihre Ferien-Freizeit erneut für einen einwöchigen Besuch in der Kurstadt inklusive Ausflüge in den Hamburger Hafen mit Miniaturwunderland, in die Bonbonkocherei Hermann Hinrichs in Eckernförde und weitere Sehenswürdigkeiten. Hauptsache aber ist es, ein paar unbeschwerte Tage ohne Alarm erleben zu können.
Musikfest Bad Bramstedt: 20 Stunden Busfahrt – Chor reist aus Kiew an und begeistert
„Wir fühlen uns hier sehr wohl und gut aufgehoben“, sagt die 13-jährige Valeriia Diachenko, und ihre Zwillingsschwester Anna ergänzt: „Alle sind sehr herzlich zu uns, überall sind wir willkommen, das ist sehr schön.“ Victoria Brei, 17 Jahre alt, erzählt vom Leben in Kiew unter russischer Bedrohung: „Wir versuchen, so normal wie möglich zu leben, die Schulen, Kitas und Hochschulen sind geöffnet, auch die meisten Geschäfte und Cafés, wir gehen essen, aber nicht nur zu unserem Vergnügen, sondern, damit die Geschäfte und Cafés Einnahmen haben und existieren können.“
Das Leben ginge weiter, allein schon, um Stärke zu zeigen, um Putin zu beweisen, dass er die Ukrainer nicht unterkriegen würde, auch, wenn es Anschläge gebe, auch auf Kiew, auch, wenn russische Drohnen das ukrainische Leben ausspionieren würden. „Wir sind sehr dankbar für die deutsche Unterstützung“, sagt auch Eduard Poriadchenko (13), einer der zwei Jungen im Chor. „Wir machen alles, damit die Kinder glücklich sind, und damit sie wissen, dass sie eine Zukunft haben“, sagt Chorleiterin Svitlana Ladovenko.
Kosten für ukrainischen Chor übernimmt Kreis Segeberg
In Bad Bramstedt wird der Chor Ladonky nicht nur von Lena Gostkowski betreut, die aus Kiew stammt und seit 25 Jahren in Bad Bramstedt lebt. Sondern auch von Angelika Schäfer und Bettina Kleine von der katholischen Kirche in Bad Bramstedt.
„Die ganze Gruppe schläft in unseren Gemeinderäumen, dafür hat uns die Freiwillige Feuerwehr Großenaspe Feldbetten geliehen“, sagt Angelika Schäfer. „Die gesamten Kosten von rund 7000 Euro inklusive Ausflüge hat der Kreis Segeberg übernommen“, ergänzt Bettina Kleine.
Bramstedter Musikfest: Gesang mit Temperament und Lebenslust
Inzwischen stehen die elf Mädchen und zwei Jungen in ihren malerischen, mit vielen Blumen und Perlenstickereien verzierten Trachten auf der großen Bühne im Haupt-Festzelt auf dem Bleeck vor dem Schloss und stimmen ukrainische Volksweisen und stimmungsvolle, internationale Lieder an. Mit viel Temperament und Lebenslust singen sie und tanzen fast dazu. Der Gesang lockt die Musikfest-Besucherinnen und -Besucher sofort an, und das Zelt füllt sich rasch. Herzlicher Applaus ist der Dank für die jugendlichen Sängerinnen und zwei Sänger.
Auf den anderen Bühnen auf dem Festplatz vor dem Bramstedter Roland erklingt flotte Blas- und laute Pop-Musik. Alle Musikanten sind aufgrund der Sommerhitze locker gekleidet, was aber die Freude der Zuhörerinnen und Zuhörer an der Musik nicht dämpfen kann. Auf der VR-Bank-Bühne spielt das Panik-Orchestra aus d’Aspach-Le-Haut im Elsass stimmungsvolle Weisen, das Orchester Bestum Stasmusikk aus Norwegen begeistert im Zelt vor dem Roland mit flotter Blasmusik.
800 Musiker aus sieben Nationen spielen mehr als 50 Konzerte
Ebenfalls aus Norwegen kommt das Porsgrunn Janitsjar Orkester, das dem Publikum im großen Festzelt schon bei den Proben mächtig einheizte. Fast 800 Musikerinnen und Musiker aus sieben Nationen verwandeln Bad Bramstedt drei Tage lang mit mehr als 50 Konzerten auf fünf Bühnen in eine singende, klingende Musikstadt. An jeder Ecke rund um das Schloss bis zum Kurhaus-Theater spielen sie Musik aus aller Welt von Blasmusik über Folklore und Filmtitel bis Jazz und Swing.
Gastgeber sind vor allem die mehr als 70 Musikerinnen und Musiker des seit 137 Jahren bestehenden BT-Orchesters, eine Abteilung der Bramstedter Turnerschaft. Sie empfangen Musikerinnen und Musiker aus Norwegen, Dänemark, Niederlande, Frankreich und Schweden, aus Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein und den Jugendchor Ladonky aus der Ukraine.
Bad Bramstedt: Die Höhepunkte des Musikfestes am Sonnabend und Sonntag
Um Grenzen mit Musik zu überwinden, gibt es seit 1969 auch ein europäisches Jugendorchester, in dem in diesem Jahr 54 junge Erwachsene aus vier Nationen miteinander musizieren.
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- Veranstaltungen: Tanzen, skaten, stylen – Impuls 2023 im Stadtpark Norderstedt
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Programm-Höhepunkte am Sonnabend und Sonntag, 1. und 2. Juli: Eine pittoreske Attraktion ist jedes Mal der Umzug durch die Innenstadt mit allen Musikgruppen in ihren Trachten und das Treffen auf der Wiese hinterm Schloss. Er findet am Sonntag, 2. Juli, von 14 bis 15 Uhr statt.
Am Sonnabend, 1. Juli, beginnt das Musikfest um 11.30 Uhr. Um 14 Uhr werden alle Nationen auf dem Bleeck vor dem Schloss begrüßt. Von 19 Uhr an steigt ein Jazz-Konzert im Kaisersaal am Bleeck (Eintritt acht Euro) mit anschließendem Tanz.
Das ganze Programm gibt es unter www.btorchester.de auf der Website des BT-Orchesters.