Norderstedt. Wie sich die Herza Schokoladenfabrik in Norderstedt mit Energieriegeln neu erfand und den Umsatz vervielfachte.
Ein Traditionsunternehmen in Norderstedt expandiert kräftig: Herza Schokolade hat am Standort an der Segeberger Chaussee 16 Millionen Euro investiert, um dort eine dritte Produktionslinie für die Herstellung von Proteinriegeln zu schaffen. 45 Mitarbeitende sollen dafür zusätzlich eingestellt werden, kündigte Geschäftsführer Florian Bayerlein an. 240 Beschäftigte sind es in Norderstedt zurzeit. „Dieser Anbau stellt einen Meilenstein in der Geschichte der Herza Schokolade dar“, sagt Bayerlein.
Das Unternehmen wurde vor genau 102 Jahren von Hermann Zapf in Hamburg-Altona gegründet, um Schokoladentafeln, Pralinen und Zuckerwaren herzustellen. 1948 ist es auf das 13.000 Quadratmeter große Gelände an der heutigen B432 verlagert worden, das damals noch von grüner Wiese umgeben war und zur Gemeinde Harksheide gehörte.
Norderstedt: Proteinriegel de Luxe – Weltmarktführer SternLife expandiert
In den 1960er Jahren war es eines der ersten Unternehmen, das zusammen mit seiner Partnerfirma Peter Kölln in Elmshorn Schokoladenmüsli hergestellt hat, erzählte Torsten Wywiol bei der Einweihung des Anbaus, zu deren Hamburger Familienkonzern Herza mit elf anderen Firmen in Norddeutschland seit gut 20 Jahren gehört.
„Die Wywiol-Gruppe wächst zweistellig“, sagte der Vorstandschef, der das Unternehmen in zweiter Generation leitet. 140 Länder würden mit den Produkten der Gruppe beliefert, 2000 Menschen weltweit beschäftigt, bei einem Jahresumsatz von 765 Millionen Euro (2022). In Norderstedt würden Herza und das angeschlossene Tochterunternehmen Stern Life, das die Herza-Produkte weltweit vermarkte, 85 Millionen Euro Umsatz beisteuern.
Herza macht 85 Millionen Euro Umsatz im Jahr
„Als wir Herza im Jahr 2000 übernommen haben, betrug der Umsatz sieben Millionen Euro.“ Es habe mit Peter Kölln und Dr. Oetker seinerzeit nur zwei Kunden gegeben. Inzwischen sei Herza mit seinem Energieriegel de-luxe-Sortiment sogar Weltmarktführer, erklärte Wywiol.
Am Standort in Norderstedt wird Schokolade für Eis und viele andere Produkte in Stückchen, Streusel oder geraspelt für andere Marken hergestellt. Das größte Wachstum mache aber die Produktion der Energieriegel aus, die erst im Jahr 2011 eingeführt, 2017 durch eine zweite und nun durch eine dritte Produktionslinie erweitert worden ist.
100 Millionen Schoko- und Proteinriegel werden jährlich hergestellt
„Wir können hier jetzt 100 Millionen Schoko- und Proteinriegel im Jahr herstellen“, erklärte Geschäftsführer Bayerlein. „Wir werden nun noch schneller und effizienter arbeiten können.“ Da die neue Anlage jetzt sogar vier voneinander unabhängige „Schokoladenkreisläufe“ habe – die beiden anderen verfügen nur über zwei und drei -, könnte das Unternehmen auch einen weiteren Wachstumsmarkt besser bedienen: Vegane Riegel würden immer mehr nachgefragt und könnten künftig auf einer extra dafür milchfrei gehaltenen Produktionslinie noch schneller gefertigt werden.
Vegane Produkte seien günstiger zu produzieren als herkömmliche und ließen sich teurer vermarkten, sagte Geschäftsführer Bayerlein. Die neue Produktionsanlage habe allein fünf Millionen Euro gekostet. Trotz der offiziellen Einweihung ruhen aber im vierstöckigen neuen Anbau an der B432 die Produktionsbänder.
Die Lieferung der elektronischen Bauteile für die maschinelle Verpackung der Produkte habe sich ebenso verzögert wie die Fertigstellung des Anbaus mit seinen 2000 Quadratmetern Nutzfläche es nach zwei Jahren Bauzeit um neun Monate getan habe, sagte Bayerlein. „Wir hoffen, dass wir spätestens im September voll durchstarten können.“ Vorstandschef Wywiol hätte es gerne noch etwas früher. „In vier Wochen wird hier die Produktion hoffentlich brummen.“
Norderstedt: Herza soll „weiter zweistellig wachsen“
Bei einem Rundgang durch die neuen Räume war Norderstedts Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder dabei: „Wir als Stadt Norderstedt freuen uns, dass Sie sich mit dem Anbau zum Standort Norderstedt bekennen.“ Seniorchef Volkmar Wywiol (87) war angetan von den modernen und lichtdurchfluteten Arbeits-und Produktionsräumen. Der inzwischen 87 Jahre alte Hanseat hat das Unternehmen 1980 mit 44 Jahren zunächst als Handelsfirma gegründet, immer weiter ausgebaut und im Jahr 2011 an seinen Sohn Torsten übergeben.
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Der heutige Vorstandschef sagt über das Tochterunternehmen Herza: „Der Standort Norderstedt ist für uns sehr wichtig. Wir wollen hier weiter zweistellig wachsen.“ Dazu bedürfe es „innovativer Produkte, viel Leidenschaft und eines Verständnisses für die Produkte des Endverbrauchers.“ Alle Rezepturen auch der Fremdmarken würden in Norderstedt entwickelt und produziert.