Norderstedt. „The Silos“ und die „Warner E. Hodges Band“ standen auf der Bühne. Wie das klang und welche Überraschungen es gab.

Abendsonne, gute Laune, Bratwurst, Bier, Gitarrenriffs: Beste Stimmung herrschte am Sonnabend bei „Festival am See“ im Norderstedter Stadtpark. Hunderte Besucher – darunter langjährige Fans und spontane Zufallsbesucher – feierten „The Silos“ und später den Gitarristen Warner E. Hodges mit seiner Band. Letzterer brachte dem Publikum an diesem Abend den „Hillbilly Call“ bei, verriet Überraschendes aus seiner Biografie und gab Liebeserklärungen an Norderstedt ab.

Doch der Reihe nach. Schon lange vor Beginn des kostenlosen Festivals hatten viele auf den Stufen und dem Rasen des Amphitheaters Platz genommen, manche mit Picknickdecken und etwas zu Trinken dabei – so wie die drei Freundinnen Carola Narjes, Annett Urban und Franziska Schwarzer. „Die Bands kennen wir noch nicht, aber wir sind neugierig!“, sagte Annett Urban. „Außerdem lieben wir den Stadtpark und verbringen gerne zusammen einen schönen Abend!“

Jonathan Braun und Lennart Lüchow (beide 15) hatten sich vorher mal auf YouTube angehört, wie die beiden Bands so klingen. Und dann beschlossen, mal vorbeizuschauen bei dem kostenlosen Festival, das alljährlich der Norderstedter Rockclub Musicstar organisiert.

Norderstedt: Ye-haa! Gitarrenrock zum Mitsingen beim Festival am See

Sie machten den Anfang: die US-Band
Sie machten den Anfang: die US-Band "The Silos" um Bandkopf Walter Salas-Humara (Mitte). © FMG | Claas Greite

Den Anfang machten ab 18 Uhr „The Silos“ – jene US-Band um Sänger, Songwriter und Gitarrist Walter Salas-Humara, die seit Mitte der 80er-Jahre für Alternative Country Rock steht und schon oft in Norderstedt zu Gast war, unter anderem im Musicstar und ihm Kulturwerk am See.

Auf der Festivalbühne spielten die Musiker erst einmal Songs des Erfolgsalbums „Cuba“. „Wir feiern hier das 36-jährige Jubiläum des Albums!“, sagte Salas-Humara in einer seiner zunächst eher knappen Ansagen. Das Publikum honorierte die eher ruhigen Balladen und Midtempo-Rocksongs mit höflichem Applaus.

„The Silos“ arbeiten sich durch ihre lange Bandgeschichte

Die Band spielte sich zusehends warm, arbeitete sich durch die lange Bandgeschichte – und auch das Publikum kam langsam in Wallung. Salas-Humaras Ansagen wurden länger, kamen nun auch gerne mal auf Spanisch, in seiner „ersten Sprache“, wie er sagte. Zuletzt feierten Band und Publikum den Song „Love and Trust and Family“ zusammen, es wurde getanzt und mitgesungen. „See you next year!“, rief Salas-Humara zum Schluss.

Fröhliche Festivalbesucherinnen: Carola Narjes (v.l.), Annett Urban und Franziska Schwarzer aus Norderstedt.
Fröhliche Festivalbesucherinnen: Carola Narjes (v.l.), Annett Urban und Franziska Schwarzer aus Norderstedt. © FMG | Claas Greite

Dann wurde umgebaut für Warner E. Hodges und seine Mitstreiter – jene Band, für die ein guter Teil des Publikums hauptsächlich gekommen war, wie ein Blick auf viele T-Shirts verriet. So war es auch bei Willy Zinow aus Ammersbek: „Ich habe Walter E. Hodges das erste Mal vor Jahrzehnten gehört, im Onkel Pö in Hamburg“, verriet er. Und ergänzte: „Für mich ist er einfach einer der besten Gitarristen der Welt!“

Bei YouTube reingehört, dann hingegangen: Jonathan Braun (15, l.) und Lennart Lüchow (15).
Bei YouTube reingehört, dann hingegangen: Jonathan Braun (15, l.) und Lennart Lüchow (15). © FMG | Claas Greite

Gegen 20 Uhr betrat eine bestens gelaunte Warner E- Hodges Band die Bühne

Und, freilich: Dass der Mann viel drauf hat an seinem Instrument, zeigte er dann auch bald. Gegen 20 Uhr betrat eine bestens gelaunte und vor Energie sprühende Warner E. Hodges Band die Festivalbühne, spielte Songs von den letzten beiden Alben „Right Back Where I Started“ und „Just Feels Right“ und streute hier und da ein Lied von Hodges einstiger, von Fans heftig geliebter Band „Jason and the Scorchers“ ein.

Rock n’ Roll mit Country- und Punk- Einflüssen kann man es nennen, was da erklang und einen immer größeren Teil des Publikums mitriss. Aber vor allem war es doch: Rock n’ Roll, mit viel Spielfreude. Hodges zeigte Tricks auf seiner Gitarre, gab in seinen Ansagen gelegentlich den Alleinunterhalter. So sollte das Publikum mitsingen und auch, wie in seiner Heimat Nashville, Tennessee üblich, den „Hillbilly Call“ machen. Tat es auch, und so erklang ein lautes „Ye-haa“ durch den Stadtpark.

„Jetzt treten wir langsam das Gaspedal durch“, versprach Hodges

Gaben Gas: Warner E. Hodges (mit Hut) und seine Band.
Gaben Gas: Warner E. Hodges (mit Hut) und seine Band. © FMG | Claas Greite

Hodges war zufrieden, verriet dann auch, dass er in Würzburg geboren sei, Deutschland und Norderstedt liebe – und im Übrigen am kommenden Tag seinen 64. Geburtstag feiere. Aber erstmal stand da noch ein sehr jung wirkender 63-Jähriger, der ab dem Song „Preaching To The Choir“ verprach: „Jetzt treten wir das Gaspedal langsam durch, werden immer schneller und lauter.“

So passierte das dann auch. Vor der Bühne wurde es voller, es wurde getanzt, gesungen – Männer im vorgerückten Alter in „Motörhead“-T-Shirts genauso wie sehr viel jüngere Besucher, die mit ihren Eltern gekommen waren. Etwas abseits des Geschehens wippten Füße, von Besuchern, die sich ihre Faltstühle mitgebracht hatten.

Gegen Ende des Konzerts gab’s noch einige Coverversionen: Eine schnelle Version von John Denvers „Country Roads“ war darunter, sowie Neil Youngs Klassiker „Rockin’ in The Free World“, der irgendwie an diesem Abend nicht fehlen durfte. Mit der Zugabe „Fortunate Son“ von Creedence Clearwater Revival wurde ein glückliches Publikum dann in die Nacht geschickt.