Norderstedt. Die Baugenossenschaft hat sieben neue Wohnblöcke am Friedrichsgaber Weg errichtet. Wer in die Wohnungen einziehen kann.
Es ist ein ganz neues, modern gestaltetes Wohnquartier entstanden, am Friedrichsgaber Weg 441-451 in Norderstedt. Die Baugenossenschaft Neue Lübecker hat hier sieben vierstöckige Neubauten errichtet, mit insgesamt 122 Wohnungen. Die Gebäude sind fertig, der Rasen ist angesät – und ab August sollen die ersten Mieter einziehen. Das wurde am Donnerstag gefeiert, mit einem Sommerfest.
„Diese Neubauten sind aus Sicht der Stadt Gold wert. Wir haben eine dringende Nachfrage nach Wohnraum“, sagte Norderstedts Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder. Das neue Areal verbessere auch die Attraktivität der Stadt.
Wohnung mieten Norderstedt: Neue Lübecker schafft 122 Wohnungen
32,7 Millionen Euro hat die Neue Lübecker in die Neubauten investiert, die ab November 2020 realisiert wurden. Zuvor waren alte Bestandsgebäude aus den 60er-Jahren abgerissen worden, 60 Wohnungen fielen dadurch zunächst weg. Das Areal wurde dann stärker verdichtet, die Neubauten bieten nun 122 Wohnungen, zwischen 54 und 95 Quadratmeter groß.
Der Bau der sieben Neubaublöcke ist der letzte Baustein einer umfassenden Modernisierung des ganzen Quartiers. Das betonte Dr. Uwe Heimbürge, Technischer Vorstand der Neuen Lübecker, in seiner Rede. „Nach zehn Jahren Bauzeit schließen wir das Projekt ab.“ Denn zwischen 2013 und 2018 waren zunächst mehrere Gebäude aus den 60er-Jahren umfänglich saniert worden, darunter drei Hochhäuser, die unter anderem neue Balkone bekamen und ans Fernwärmenetz angeschlossen wurden.
Erster Schritt: Zwischen 2013 und 2018 wurden 163 Wohnungen saniert
„In dem Schritt haben wir 163 Wohnungen modernisiert“, so Heimbürge. Die Neue Lübecker habe hier 18 Millionen Euro investiert. Ein weiterer, 2019 bezogener Neubau, das sogenannte „Starterhaus“, bietet 22 Wohnungen, sodass Norderstedt im Saldo 82 zusätzliche Wohnungen in dem Gebiet gewinnt.
Die älteren, aber kürzlich sanierten Hochhäuser umrahmen nun die deutlich niedrigeren Neubauten. Während die Hochhäuser alle bewohnt sind, stehen die Wohnungen in den Neubauten noch leer. Ab August sollen die ersten Mieter einziehen. Die Häuser sind nach KfW-55-Standard gebaut und werden von den Norderstedter Stadtwerken mit Fernwärme versorgt. Neu entstanden ist auch eine Tiefgarage mit 174 Parkplätzen.
Nettokaltmiete in Neubauten zwischen 11,90 und 16,90 Euro pro Quadratmeter
Heimbürge sagte auch, dass man auf moderne Verkehrskonzepte setze: „Es wird auf dem Gelände ein Bike-Sharing-Angebot geben, da gibt es schon Verträge. Und wir wollen auch ein Angebot für Carsharing haben, das wird hoffentlich auch klappen.“
Die Mieten werden zwischen 11,90 und 16,90 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegen. Ab 775 Euro zuzüglich Nebenkosten können Wohnungen angemietet werden, heißt es vonseiten der Neuen Lübecker. Die Wohnungen seien barrierearm und teils barrierefrei.
Öffentlich geförderte Wohnungen gibt es in den sieben Blöcken nicht
Öffentlich geförderte Wohnungen gibt es in den sieben Neubauten nicht. Die Maßgabe der Stadt, dass bei Neubauprojekten 50 Prozent geförderter Wohnraum entstehen soll, wurde anders gelöst. In einem Vertrag mit der Stadt wurde 2018 geregelt, dass die Neue Lübecker an ihren anderen Standorten in Norderstedt die Wohnraumförderung verlängert.
Konkret betrifft das 54 Wohnungen am Röntgengang, an der Helgolandstraße und an der Rathausallee. Diese wären Ende 2018 aus der Förderung gefallen, aber hier wurde die Förderung um zehn Jahre verlängert.
An wen die neuen Wohnungen vergeben werden
Wer darf in die neuen Wohnungen am Friedrichsgaber Weg einziehen? Dazu Uwe Heimbürge: „Wir bieten die Wohnungen erst einmal unseren Mitgliedern an. Bleiben dann noch welche übrig, können sich auch Nichtmitglieder bewerben.“ Die Wohnungen würden dann auf der Webseite der Neuen Lübecker und auch auf den einschlägigen Portalen angeboten. 40 der 122 neuen Wohnungen seien allerdings schon vergeben.
Grundsätzlich würden immer neue Mitglieder aufgenommen. „Wir haben keine Warteliste“, sagt Heimbürge. Üblicherweise laufe das Prozedere so ab, dass sich jemand um eine Wohnung bewirbt und dann, bei Zuschlag, Genossenschaftsanteile in Höhe von drei Nettokaltmieten erwirbt.
Norderstedt: Musterwohnung kann besichtigt werden
In einem der Neubaublöcke wurde auch eine Musterwohnung eingerichtet, die nach Terminabsprache besichtigt werden kann. Interessenten rät Uwe Heimbürge, ab sofort gelegentlich mal auf der NL-Webseite zu schauen, ob eine der Wohnungen angeboten wird.
Heimbürge betonte in seiner Rede auch, dass die Neue Lübecker als Genossenschaft „nicht auf die Rendite“ schaue, deshalb eine „breite Palette von Mieten“ anbiete. In Norderstedt habe die Neue Lübecker 250 Wohnungen, die Durchschnittsmiete liege bei 7,50 Euro.
NL-Vorstand: „Priorität ist erst einmal nicht mehr die Schaffung von Wohnraum“
Andreas Breitner, Direktor des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen, der mehr als 300 Wohnungsgenossenschaften vertritt, sprach beim Sommerfest von einem „Festtag des bezahlbaren Wohnens“. Allerdings gab Uwe Heimbürge dieser Freude einen deutlichen Dämpfer. Denn, wie er sagte, würden solche Festtage in den kommenden Jahren wohl seltener stattfinden.
„Unsere Priorität ist erst einmal nicht mehr die Schaffung von Wohnraum, sondern die Pflege des Bestandes“, sagte er vor den Gästen. Denn das Bauen sei im Moment einfach zu teuer geworden. Er nannte die hohe Inflation, die gestiegenen Baukosten und auch die „immer höheren technischen Auflagen“ als Faktoren, die kostentreibend wirken.
Heimbürge: „Wenn wir so ein Bauprojekt wie hier heute beginnen würden, würde das zu 25 Euro Warmmiete führen. Das ist nicht das, was wir unter sozialem Wohnungsbau verstehen.“
Wegen der hohen Kosten „mehrere Vorhaben auf Eis gelegt“
Im Gespräch mit dem Abendblatt präzisierte er später diese Angaben. „Vor allem die Zinsen und die Baukosten sind das Problem“, sagte der NL-Vorstand. Und weiter: „Wir haben deshalb mehrere Projekte auf Eis gelegt, zum Beispiel eines in Großhansdorf, an der Sieker Landstraße.“
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Hier sollte ebenfalls, ähnlich wie in Norderstedt, abgerissen und neu gebaut werden. „Aber wir realisieren das im Moment nicht, weil es zu hohen Mieten führen würde. Mit der Politik haben wir verabredet, dass wir Ende des Jahres noch mal sprechen.“