Kaltenkirchen. Fraktion und Ortsverband streiten, wer Gespräche mit Kandidaten führen darf. Wie Hanno Krause seinen Abschied begründet.

Kaum ein Thema wird derzeit in Kaltenkirchen so intensiv diskutiert wie die Ankündigung von Hanno Krause, nicht für eine dritte Amtszeit als Bürgermeister anzutreten. Parteien und Mitstreiter reagierten völlig überrascht, denn der 59-Jährige hatte noch im Januar angekündigt, sich im September erneut zur Wahl stellen zu wollen.

Auch zwei Tage nach seiner Ankündigung sagt Krause nur, dass „familiäre Gründe“ ausschlaggebend für seine Entscheidung gewesen seien. Weitere Einzelheiten will der Amtsinhaber auch auf Nachfragen nicht preisgeben. Am vergangenen Dienstag hatte Krause den Hauptausschuss-Vorsitzenden Kurt Barkowsky (CDU) über seine Entscheidung informiert, am Sonnabend schickte er eine Mail an Journalisten und andere.

Kaltenkirchen: Zoff in der CDU nach dem Rückzieher des Bürgermeisters

Mit seiner Entscheidung löste der Christdemokrat gleichsam ein Erdbeben in seiner Partei aus. „Ich bin völlig überrascht und menschlich enttäuscht“, sagte Barkowsky, der auch Fraktionsvorsitzender der CDU ist. Er könne die Entscheidung nicht nachvollziehen. „Das ist hart – nur vier Monate vor der Bürgermeisterwahl“, sagte Barkowsky.

Er habe deshalb zwei schlaflose Nächte hinter sich und könne sich kaum erklären, warum Krause im Januar eine weitere Kandidatur angekündigt hat, sie dann kurz nach der Kommunalwahl wieder zurückzieht und damit die Politik vor vollendete Tatsachen stellt.

Auf den Vertreter von Hanno Krause kommt jede Menge Arbeit zu

In seiner Mail vom Dienstag an den Hauptausschuss als Dienstvorgesetzten des Bürgermeister habe Krause noch mitgeteilt, dass er seinen Rückzug bei der konstituierenden Sitzung der neuen Stadtvertretung bekannt geben wolle, sagte Barkowsky. Dann sei überraschend die zweite Mail am Sonnabend an einen größeren Personenkreis gefolgt. „Das hätte man anders machen können“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende.

Mit der Entscheidung Krauses sei außerdem unklar geworden, wen die CDU als Vertreter des Bürgermeisters aufstellen werde. „Auf denjenigen wird eine Menge Arbeit zukommen. Keine Ahnung, wer das machen soll“, sagte Barkowsky.

CDU-Fraktionsvorsitzender ist sauer auf den Vorsitzenden des CDU-Ortsverbands

Nach dem Rückzug Krauses geht Barkowsky davon aus, dass jetzt Bewerbungen für den Posten des Bürgermeisters eingehen werden. Bislang war die Resonanz auf Gespräche, Anzeigen und die Ausschreibung der Stadt sehr verhalten, weil die meisten Kenner der politischen Szene in Kaltenkirchen Krauses Wiederwahl nahezu für einen Selbstgänger gehalten haben und somit Konkurrenten kaum eine Chance gehabt hätten.

Sauer ist Barkowsky auch auf Hauke von Essen, dem Ortsvorsitzenden der CDU, der bei der Kommunalwahl nicht den Sprung in die Stadtvertretung geschafft hat. Von Essen soll nach einem Bericht der „Segeberger Zeitung“ bereits erste Gespräche mit Kandidaten für die Nachfolge Krauses geführt haben, ohne sich mit dem Fraktionsvorsitzenden abzusprechen. „Das müssen wir klären“, sagte Barkowsky, der darauf verwies, dass aus seiner Sicht die Fraktionen, aber nicht ein Ortsverband einen Kandidaten ins Rennen schicken kann.

Hauke von Essen will Mitglied der Fraktion werden und die Gespräche fortsetzen

Der CDU-Ortsvorsitzende Hauke von Essen kann die ganz Aufregung nicht verstehen. „Ich fühle mich in der Verantwortung und führe natürlich Gespräche mit Kandidaten“, sagte von Essen. „Ich verstehe nicht, welches Problem Herr Barkowsky damit hat. Das ist ja kein Alleingang von mir.“ Außerdem seien die Parteien und nicht die Fraktionen zuständig, Wahlvorschläge einzureichen, sagte von Essen und verwies auf die Rechtslage.

Wenn ein Kandidat gefunden sei, werde er einem Auswahlgremium vorgestellt, dem auch Barkowsky angehören werde. Noch habe sich jedoch kein Interessent gefunden, sodass die Gespräche fortgeführt werden. Von Essen sagte außerdem, dass er bürgerliches Mitglied der Stadtvertretung werde wolle und damit Mitglied der Fraktion werde. Die Entscheidung darüber falle am Dienstagabend während der Fraktionssitzung.

Kaltenkirchen: Die SPD will prüfen, ob der Wahltermin verschoben wird

„Für uns kam das sehr überraschend“, sagt auch die SPD-Ortsvereinsvorsitzende Juliane Marauska. Sie hätte sich von Krause einen früheren Zeitpunkt gewünscht, um den Rückzug zu verkünden. Außerdem frage sie sich, ob Krause das Ergebnis der Kommunalwahl abwarten wollte, um daraus seine Konsequenzen zu ziehen. Bei der Wahl waren die CDU und die AfD gestärkt hervorgegangen.

Die SPD werde jetzt ihre Suche nach einem neuen Bürgermeister fortsetzen und sei optimistisch, dass sich nach dem Rückzug Krauses Kandidaten finden werden. Die Sozialdemokraten hatten bereits vor Wochen Anzeigen geschaltet, doch keine Reaktionen erhalten. Marauska will mit ihren Parteifreunden prüfen, ob die Bürgermeisterwahl vom geplanten Termin Ende September weiter ans Ende des Jahres verschoben werden kann, um den Fraktionen und Kandidaten mehr Zeit zur Vorbereitung zu geben. Krauses Amtszeit endet am 31. Dezember dieses Jahres.

Auch Michael Flach von der Wählergemeinschaft Pro-Kaki spricht von einer Überraschung und verwies ebenfalls auf Krauses Ankündigung vom Januar. Auch die Wählergemeinschaft werde sich umsehen, ob sie einen Nachfolger aufstellen wird. Krauses Beweggründe will Flach nicht kommentieren: „Der weiß, was er will.“