Henstedt-Ulzburg. LCK Metall aus Henstedt-Ulzburg beliefert Schlüsselbranchen mit Metall. Ein Blick hinter die Kulissen der Erfolgsfirma.

Diese Lastwagen kennt in Henstedt-Ulzburg wohl jeder: Fünf Tage in der Woche rollt das Firmenlogo von LCK Metall durch die Großgemeinde. Vom Firmensitz an der Lise-Meitner-Straße im Gewerbepark Nord verlassen pro Tag etwa 270 Aufträge in Lastwagen die Hallen, jährlich sind das 12.500 Tonnen. Doch was ist eigentlich das Besondere an dem Unternehmen, das 2022 einen Umsatz von 76 Millionen Euro erzielt hat und das einer der wichtigsten Gewerbesteuerzahler im Ort ist? Ein genauerer Blick lohnt sich – und den hat nun Ingmar Johansson, Chef der Niederlassung, ermöglicht.

LCK gehört zur Amari-Gruppe, einem großen europäischen Firmenverbund, der seine Verwaltung für Deutschland mit Lohn- und Finanzbuchhaltung sowie Controlling sogar in Henstedt-Ulzburg hat. Metallverarbeitende Unternehmen verschiedenster Branchen, die meisten in Deutschland oder im EU-Ausland, werden beliefert – „mit Aluminium, Edelstahl, Buntmetallen oder Sonderwerkstoffen wie zum Beispiel Titan“, so Johansson. Welche Abnehmer es konkret sind, verrät er aber nicht – der Wettbewerb in der Branche ist groß.

Henstedt-Ulzburg: Alu, Stahl, Titan: Schwergewicht unter den Hidden Champions

Er selbst ist schon lange für die Firma tätig, hat hier einst sogar seine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann gemacht. „Leichtmetall Castens & Krohn“, so hatte es nach dem Krieg 1946 angefangen in Altona. 1981 erfolgte der erste Umzug – zunächst nach Norderstedt. Sechs Jahre stieg Amari ein, 1991 wurde die Angebotspalette erweitert – und 1996 platzte der Standort aus allen Nähten.

Hier: Ingmar Johansson, Leiter der Niederlassung in Henstedt-Ulzburg, vor einem der Lkw – täglich werden über 200 Aufträge ausgeliefert.
Hier: Ingmar Johansson, Leiter der Niederlassung in Henstedt-Ulzburg, vor einem der Lkw – täglich werden über 200 Aufträge ausgeliefert. © Christopher Mey

In Norderstedt gab es keine passenden Flächen, also ging der Blick in die nördliche Nachbargemeinde. „Wir waren mit das erste Unternehmen, das hier im Gewerbegebiet ansässig war“, so Johansson. „Hier liefen noch die Rehe.“ Und eine Autobahnanbindung gab es auch noch nicht. „Wir sind quasi zusammen mit der Gemeinde groß geworden. Viele unserer Kunden und Zulieferer sitzen in der Region.“

„Über 90 Prozent verlassen unser Lager am nächsten Tag“

Die Nähe zur A7 und zum Hamburger Hafen ermögliche es, alle regional und überregional gut zu erreichen. Zu 70 Prozent fahren eigene Laster, die weiteren Fahrten übernehmen Speditionen. „Über 90 Prozent verlassen unser Lager am nächsten Tag.“ Und 95 Prozent werden auf den Tag genau zugestellt.

Die Produktpalette ist vielfältig – hier sehen sich Bürgermeisterin Ulrike Schmidt und Leiter Ingmar Johansson ein Lüftungsrohr für ein Krankenhaus an.
Die Produktpalette ist vielfältig – hier sehen sich Bürgermeisterin Ulrike Schmidt und Leiter Ingmar Johansson ein Lüftungsrohr für ein Krankenhaus an. © Christopher Mey

Strategisch lag die Firma also richtig. Und wuchs weiter: Seit 2001 wird von Montag bis Freitag im Zwei-Schicht-System (6 bis 23 Uhr) gearbeitet, 2016 wurde ein Sägezentrum angebaut, dann 2018 und 2019 noch einmal Hallen angemietet, 2022 ein drittes Mal – aber in Eggebek (Kreis Schleswig-Flensburg), denn in Henstedt-Ulzburg war nichts mehr zu finden.

Einstige Azubis sind heute tragende Säulen des Unternehmens

62 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat LCK heute – zu Beginn der Zeit in Henstedt-Ulzburg waren es 20. „Wir müssen auch mit der Automatisierung mitgehen“, sagt Ingmar Johansson, aber: „Wir suchen qualifizierte Mitarbeiter in allen Bereichen.“ Immer im Vertrieb, aber auch im Qualitätsmanagement oder in der Lagerlogistik. „Wir haben auch immer selbst ausgebildet mit dem Ziel, die Auszubildenden zu übernehmen.“ Das ist in vielen Bereichen auch so geschehen, sodass einstige Azubis heute „tragende Säulen des Unternehmens“ seien. Aktuell habe man sechs Azubis, zwei im kaufmännischen, vier im gewerblichen Bereich.

Tonnenweise Aluminium-Späne werden pro Jahr zu Briketts gepresst und können so weiterverarbeitet werden.
Tonnenweise Aluminium-Späne werden pro Jahr zu Briketts gepresst und können so weiterverarbeitet werden. © Christopher Mey

2022 war ein Rekordjahr, doch der besagte Umsatz bedarf einer Erklärung: „Das hängt mit der Materialverknappung und der Kostensteigerung zusammen. In diesem Jahr relativiert es sich.“ Der Absatz bleibt ungefähr gleich, die Kosten sind aber gesunken.

Maschinenbau, Luftfahrt, Medizintechnik, erneuerbare Energien – viele Branchen sind Kunden

Die Kundenstruktur ist sehr vielfältig. Der größte Anteil ist weiterhin der Maschinen- und Anlagenbau, aber dann kommt bereits die in der Metropolregion stark vertretene Medizintechnik, die Luft- und Raumfahrt, der Fahrzeugbau sind wichtig. Und die erneuerbaren Energien, insbesondere die Solarindustrie. Ingmar Johansson: „Das ist ein definitiv steigender Markt. Auch durch die wachsende E-Mobilität werden viele leichte Metalle benötigt.“

Je nach Kundenwunsch werden Bleche oder Platten präzise zugeschnitten.
Je nach Kundenwunsch werden Bleche oder Platten präzise zugeschnitten. © Christopher Mey

Die Metalle sind auch Vorprodukte für Wasserwaagen, Dosen, Folien, Verpackungen oder Formen von PET-Flaschen, der Edelstahl für Geländer. „Wir versuchen, nicht reiner Lieferant zu sein, sondern ein Teil der Wertschöpfungskette.“ Die Produktpalette sei „wahnsinnig vielfältig“, denn die Wünsche sind oft sehr speziell. „Es gibt Tausende Abmessungen, Platten, Bleche, Stangen. Wir übernehmen die Puffer-Rolle zwischen Werk und Kunde.“ Die Ansprüche sind hoch, die Zuschnitte müssen exakt sein. Produkte werden per Ultraschall geprüft, dieser Sicherheitsaspekt ist beispielsweise für den Bahnverkehr eminent wichtig, und auch im Medizinwesen.

Russland fiel als Rohstoffmarkt weg – man musste sich neu orientieren

Verändert haben sich die Bezugsquellen für Rohstoffe. „Die größten Beschaffungsmärkte waren bisher China und Russland. China wurden ein bisschen ausgebremst durch Anti-Dumping-Maßnahmen, Russland zum größten Teil aus politischen Gründen sanktioniert. Da waren wir über Nacht zum Handeln gezwungen.“

Man orientierte sich neu – nach Südeuropa (Griechenland, Spanien, Türkei). „Indien nimmt immer mehr an Bedeutung zu. Aber wir haben auch deutsche Lieferanten.“ Die Einkaufspreise haben sich massiv erhöht, bleiben jetzt auf einem hohen Niveau stabil. Ein Beispiel: Das Kilogramm Aluminium liegt bei 5 bis 6 Euro, früher waren es 3 bis 4 Euro.

Karl-Heinz Desmat (Geschäftsführer von Amari Metall in Deutschland), LCK-Niederlassungschef Ingmar Johansson, Bürgermeisterin Ulrike Schmidt und Wirtschaftsförderer Sebastian Döll beim Besuch des Erfolgsunternehmens an der Lise-Meitner-Straße.
Karl-Heinz Desmat (Geschäftsführer von Amari Metall in Deutschland), LCK-Niederlassungschef Ingmar Johansson, Bürgermeisterin Ulrike Schmidt und Wirtschaftsförderer Sebastian Döll beim Besuch des Erfolgsunternehmens an der Lise-Meitner-Straße. © Christopher Mey

LCK Metall: „Wir benötigen weitere Flächen“

Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind derweil längst Themen mit hoher Priorität. Eine Filteranlage säubert die Luft in den Hallen von Spänen und Staub. Der neueste Trakt sei quasi eine „Null-Energie-Halle“, da die warme Luft aus der Absauganlage zurückgeführt werde als Heizwärme. Und Alu-Späne werden zu Briketts gepresst und an die Hersteller zurückgeschickt, „das ist ein umlaufendes System“.

Für die Gemeinde sind erfolgreiche Firmen auch immer eine Verpflichtung. So informierten sich Bürgermeisterin Ulrike Schmidt und Wirtschaftsförderer bei einem Rundgang ebenso über die Entwicklung von LCK Metall – und sprachen auch über Zukunftspläne. „Wir benötigen weitere Flächen“, sagte Ingmar Johansson. Möglicherweise ergibt sich etwas direkt nebenan, hier wird bekanntlich das Gewerbegebiet erweitert. „Gerne unterstützen wir Bestandsunternehmen wie LCK Metall bei der weiteren Firmenentwicklung“, sagte Sebastian Döll – das Signal dürfte angekommen sein.