Norderstedt. Christdemokraten spüren Rückenwind für die Oberbürgermeisterwahl im Oktober. Wahlbeteiligung deutlich höher als 2018.

Die CDU in Norderstedt jubelte, bei der SPD hingegen gab es Sonntagabend lange Gesichter: Bei der diesjährigen Kommunalwahl haben die Christdemokraten 17 von 20 Wahlkreisen für sich entschieden, gerade einmal zwei gewannen die Sozialdemokraten. „Für die CDU in Norderstedt ist das ein glücklicher Abend“, sagte Ortschef Thorsten Borchers.

Das gute Ergebnis führte er auf einen „intensiven und engagierten Wahlkampf und fünf Jahre harte Arbeit in der Stadtversammlung“ zurück. Fraktionschef Peter Holle sagte: „Das Thema Sicherheit hat bei uns dominiert“.

Die Partei sieht in dem Ergebnis auch Rückenwind für die Oberbürgermeisterwahl am 8. Oktober. CDU-Kandidat Robert Hille, der gegen Amtsinhaberin Elke Christina Roeder (SPD) antritt, sagte: „Das ist eine sehr gute Voraussetzung und ein klares Signal für die OB-Wahl. Ich bin zuversichtlich, dass wir gewinnen werden.“

Kommunalwahl 2023: Norderstedt – CDU wird stärkste Kraft, SPD verliert stark

Die CDU holte 28,8 Prozent der Stimmen (plus 1,8), die SPD kommt auf 20 Prozent (minus 6,1), die Grünen auf 17,5 Prozent (plus 4,1), Wir in Norderstedt (WiN) erreicht 9,3 Prozent (minus 2,8), die AfD kommt auf 8,7 Prozent (plus 4,2), die FDP auf 7,2 Prozent (minus 1,4), die Freien Wähler haben 3,2 Prozent geschafft (plus 0,6) und Die Linke landet bei 2,8 Prozent (minus 2,4).

Enttäuscht: Nicolai Steinhau-Kühl und Kathrin Fedrowitz (beide SPD).
Enttäuscht: Nicolai Steinhau-Kühl und Kathrin Fedrowitz (beide SPD). © FMG | Claas Greite

Mit 17 Sitzen wird die CDU die stärkste Fraktion der Stadtvertretung stellen, die SPD hat 11 Sitze, die Grünen 10 Sitze, die AfD und die WiN je 5 Sitze, die FDP 4 Sitze, die Linke und die Freien Wähler je 2 Sitze und die Basis einen Sitz erhalten. Die Stadtvertretung wächst auf 57 Sitze an.

Stadtpräsidentin wird nun aller Voraussicht nach Petra Müller-Schönemann (CDU)

Katrin Fedrowitz, die Norderstedts neue Stadtpräsidentin werden wollte, ist enttäuscht von dem Ergebnis ihrer SPD: „Ich denke schon, dass da der Bundes- und Landestrend durchschlägt. Wir hatten eigentlich gehofft, dass unsere gute Arbeit hier in Norderstedt mehr Anerkennung findet.“

Stadtpräsidentin wird nun aller Voraussicht nach Petra Müller-Schönemann von der CDU. Nach der Gemeindeordnung hat nämlich die stärkste Fraktion der Stadtvertretung nach der Wahl das Vorschlagsrecht für die Spitzenposition. Schon vor Bekanntgabe der Wahlergebnisse sagte Müller-Schönemann, dass das Amt der „First Lady“ für sie „lebensverändernd“ sei. Sie ist seit 15 Jahren für die Kommunalpolitik in Norderstedt aktiv.

Petra Müller-Schönemann mit ihrem Mann Jürgen im Rathaus. Die CDU-Politikerin wird aller Voraussicht nach Norderstedts neue Stadtpräsidentin.
Petra Müller-Schönemann mit ihrem Mann Jürgen im Rathaus. Die CDU-Politikerin wird aller Voraussicht nach Norderstedts neue Stadtpräsidentin. © Annabell Behrmann

Die Wahlbeteiligung in Norderstedt war wesentlich höher als vor fünf Jahren. 2018 lag sie bei gerade einmal 32 Prozent – diesmal immerhin bei 42,3 Prozent. Oberbürgermeisterin und Wahlleiterin Elke Christina Roeder richtete ein großes Dankeschön an alle rund 550 Wahlhelferinnen und -helfer in der Stadt: „Ich bin allen sehr dankbar. Heute Morgen um 7.20 Uhr waren bereits alle Wahlunterlagen verteilt. Es haben sich kaum Menschen spontan krank gemeldet. Es ist alles ziemlich glatt gelaufen“, sagte Roeder.

Das Energie-Thema umtrieb viele, sagt Marc Muckelberg (Grüne)

Marc Muckelberg und Ingrid Betzner-Lundig (Grüne)
Marc Muckelberg und Ingrid Betzner-Lundig (Grüne) © FMG | Claas Greite

Offenbar umtrieb viele Menschen das Energie-Thema – und die Sorge, ob sie nun eine neue Heizung in ihr Haus einbauen müssen. Davon berichtete Marc Muckelberg (Grüne) am Wahlabend. Teilweise seien die Reaktionen zum Heizungsthema „sehr emotional“ gewesen. Generell sei das politische Geschäft „mit den Jahren immer polarisierter geworden.“ Und: „Da müssen wir als Gesellschaft ran.“

AfD sieht sich als Profiteurin der Klimaschutz-Debatte

Indes: Beim Wahlergebnis hat es den Grünen nicht geschadet, abgestraft wurde offenbar nur die SPD. Und noch eine Partei sieht sich als Profiteurin der Energie-Debatte, nämlich die AfD. Die Bundespolitik habe „eine große Rolle gespielt“, sagte AfD-Mann Sven Wendorf. Dort würden nämlich gerade „viele Experimente gemacht.“ Ein Beispiel seien „diese ganzen Klimaschutz-Maßnahmen. Da merken immer mehr Bürger, dass es da jetzt ans eigene Häuschen geht.“

Sven Wendorf (AfD).
Sven Wendorf (AfD). © FMG | Claas Greite

Wendorf zeigte sich aber auch überzeugt, dass die „gute Arbeit der AfD“ in Norderstedt honoriert worden sei. CDU-Fraktionschef Peter Holle zeigte sich „enttäuscht“ vom Erfolg der AfD. Er sagte aber auch: „Die sind einfach in mehr Wahlkreisen angetreten“, das sei der Hauptgrund für den Erfolg.

Miro Berbig (Linke) „Geben derzeit nicht gerade ein geschlossenes Bild ab“

Miro Berbig (Linke)
Miro Berbig (Linke) © FMG | Claas Greite

Enttäuscht über das Ergebnis seiner Partei zeigte sich Miro Berbig (Die Linke). Auch er sah einen starken Einfluss des Bundestrends. Berbig beklagte, dass seine Partei auf Bundesebene „derzeit nicht gerade ein geschlossenes Bild“ abgibt. „Der Deutsche mag nun mal Geschlossenheit. Rückenwind ist das dann natürlich nicht gerade.“

Landtagsabgeordneter Patrick Pender (CDU), erinnerte am Wahlabend noch einmal daran, wie wichtig das Ehrenamt in den Kommunen sei. „Alle Kommunalpolitiker sind ehrenamtlich tätig. Wir können uns glücklich schätzen, dass sich in Norderstedt so viele zur Wahl gestellt haben und wir so viel Auswahl hatten“, sagte Pender.

Was Norderstedt Stadtschreiber Huug van’t Hoff zur Wahl zu sagen hat

Norderstedts Stadtschreiber Huug van't Hoff.
Norderstedts Stadtschreiber Huug van't Hoff. © FMG | Claas Greite

Auch Norderstedts neuer Stadtschreiber Huug van’t Hoff war am Wahlabend in der Rathauspassage. „Ich bin ein Fan von Wahlen!“, sagte der 53-jährige Essener, der bis August Norderstedts Stadtschreiber ist. „Ich habe auch in einem Wahllokal bei der Auszählung zugesehen.“ Demokratieskeptikern riet er, es ihm einmal gleichzutun: „Da sieht man, wie das wirklich abläuft. Nämlich mit größter Akribie und Genauigkeit.“