Norderstedt. Warum Stadtwehrführer André Müller seinen Job liebt und was er für die vier freiwilligen Wehren der Stadt erreichen will
Der Mann ist vom Fach und weiß, wovon er spricht: Im Leben von Norderstedts neuem Stadtwehrführer André Müller dreht sich fast alles um die Feuerwehr. Im Job ist er für die Berufsfeuerwehr Hamburg in der stark frequentierten Wache Barmbek tätig. In der Freizeit engagiert sich der 35-Jährige für die Freiwillige Feuerwehr in Norderstedt und wurde vor kurzem zu ihrem ehrenamtlichen Chef gewählt.
Damit hat er die Aufgabe von Fabian Wachtel übernommen, der sich künftig auf das Amt für Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz in der Stadtverwaltung sowie auf die Leitung der kleinen Norderstedter Berufsfeuerwehr konzentrieren kann. In dieser Funktion auch noch die Freiwilligen Feuerwehren zu leiten, hatte zu hohen Belastungen geführt und widersprach dem Brandschutzgesetz des Landes.
Freiwillige Feuerwehr: Er ist der neue Chef von 300 echten Helden in Norderstedt
„Ich wollte mich in der Führung engagieren.“ So beschreibt Familienvater Müller seine Motivation, das Ehrenamt zu übernehmen. „Dort kann man am meisten bewegen.“ Spannend finden der neue Stadtwehrführer und sein Vertreter Roland Lazina die Aufgabe auch deshalb, weil sich die Norderstedter Wehren in einem Umbruch befinden.
Jahrelang hatten ausschließlich die vier freiwilligen Wehren den Brandschutz in Norderstedt übernommen – eine ungewöhnliche Konstruktion in einer Stadt mit 80.000 Einwohnern. Als die Zahl der Einsätze in den vergangenen Jahren immer weiter stieg, fiel die Entscheidung für eine Berufswehr.
Feuerwehr Norderstedt wird zu 1000 Einsätzen im Jahr gerufen
Sie ist seit einem Jahr am Start und entlastet damit die Ehrenamtler, die nicht mehr für jeden kleinen Einsatz den Arbeitsplatz verlassen müssen, um als Feuerwehrmann zu helfen. „Das ist im Moment eine sehr interessante Phase“, sagt Müller.
Derzeit ist die Berufsfeuerwehr in Norderstedt von Montag bis Freitag tagsüber startklar und nimmt den freiwilligen Rettern viele der etwa 1000 Einsätze pro Jahr ab. Mit weiter steigenden Einsatzzahlen wird ihr Auftrag vermutlich ausgeweitet.
Ohne die freiwilligen Feuerwehren geht in Norderstedt nur wenig
Doch ohne die freiwilligen Helfer, für die Müller verantwortlich ist, wird auch künftig in Norderstedt nicht viel gehen: Zur Berufsfeuerwehr gehören zehn Männer und Frauen, zu den vier Wehren 300 aktive Feuerwehrleute. Sie werden auch tagsüber gerufen, wenn die Berufsfeuerwehr einen Einsatz allein nicht bewältigen kann. Bei den Ehrenamtlern deshalb von einer Feuerwehr zweiter Wahl zu sprechen, hält Müller für absurd.
Der 35 Jahre Müller muss jetzt mehrere Lehrgänge absolvieren, um die erforderliche Qualifikation zu erhalten. Er sieht sich als Bindeglied zwischen dem Ehrenamt auf der einen und der Berufsfeuerwehr und der Stadtverwaltung auf der anderen Seite. Dabei steht er im engen Austausch mit Wachtel und dessen Vertreter Jürgen Klingenberg, der sich demnächst aus Altersgründen in die Ehrenabteilung zurückziehen wird.
Freiwillige Feuerwehr: Stadtwehrführer lobt Ausbildung und Motivation der Ehrenamtler
„Die freiwillige Feuerwehr ist sehr gut ausgebildet und personell sehr gut aufgestellt“, sagt Müller. „Darauf sind wir sehr stolz.“ Bei den Berufsfeuerwehrleuten kommt viel Erfahrung hinzu, weil sie nahezu täglich alarmiert werden. Darum haben sie bei einem gemeinsamen Einsatz das Sagen. Nachts und an Wochenenden, wenn die Hauptamtler nicht im Dienst sind, übernehmen Wachtel und seine Vertreter die Einsatzleitung.
An der „Verzahnung“ zwischen Haupt- und Ehrenamt werde weiter gearbeitet, sagt Müller. Eine seiner größten Baustellen wird der Bau der neuen Wache für die freiwillige Feuerwehr Garstedt sein. Dort klagen die freiwilligen Helfer, dass die Stadt mit den Planungen nicht vorankommt.
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Hinzu kommen die Pläne für den Neubau für das Feuerwehrtechnische Zentrum (FTZ) und die freiwillige Feuerwehr Harksheide. Beide Einrichtungen sind in zusammenhängenden Gebäuden am Schützenwall untergebracht, die mittlerweile viel zu klein für die stetig wachsenden Anforderungen sind.
Müller gehört der freiwilligen Wehr im Stadtteil Friedrichsgabe an. Sein Arbeitspensum bezeichnet der neue Stadtwehrführer als herausfordernd. Müller. „Darum bin ich froh, dass mir zu Hause der Rücken freigehalten wird.“