Norderstedt. Komödie oder Tragödie? Warum ein Drei-Frauen-Stück mit Manon Straché im Kulturwerk Norderstedt nicht funktionierte.

„Kaltgestellt“ von Michele Lowe, aufgeführt vom Tournee-Theater Komödie am Alststadtmarkt im Kulturwerk Norderstedt, war ein Stück, das nicht wusste, ob es Komödie oder Tragödie sein wollte. Schließlich wurde es eine „schwarze Komödie“ – ein Kompromiss. Der aber tat den Schauspielerinnen in dem Drei-Frauen-Stück nicht gut.

Denn für Manon Straché als Debra, Astrid Straßburger als Nicky und Songa Wigger als Molly schien es ein Seiltanz zwischen Komödie und Tragödie zu sein, was ihre Spielfreude und -Intensität ausbremste. Immer wenn sie in ihrem Spiel mächtig Schwung aufboten, krachte die Geschichte doch gleich wieder auf die Bühnenbretter.

Theaterkritik: Kaltgestellt – gescheiterter Seiltanz zwischen den Genres

Regisseur Florian Battermann schien nicht genau gewusst zu haben, wie er dem Stück den Charakter einer schwarzen Komödie geben könnte. Und so holperte „Kaltgestellt“ vor sich hin, und ließ teilweise sogar ratlose Zuschauerinnen und Zuschauer zurück.

Der Plot: Drei Frauen sitzen in der Küche, während ihre Ehemänner im Wohnzimmer Mini-Golf spielen. Deren Stimmen werden aus den Kulissen eingespielt. Der Hausherr ist Jäger und hat sich im Keller für seine Trophäen einen Kühlraum eingerichtet. Den zeigt er stolz seinen zwei Kumpanen. Doch die tonnenschwere Kühlraumtür schlägt zu, den Schlüssel haben die Frauen. Und die fragen sich „Wollen wir sie wieder rauslassen?“

Ausgebremst – das Stück krachte immer wieder auf die Bühnenbretter

Eine Abrechnung über Liebe und Ehe begann, über Verletzungen und Missachtung, über Lug und Betrug. Doch die Pointen, die das Rollenbuch durchaus bietet, gingen in der Anstrengung unter, dem Stück Stringenz und Tempo zu geben. Scharf polierte Witze über Frauen und Männer, Beziehungsstress und Bettflucht hören sich anders an.

Was daher kommt wie leichte Plauderei entpuppte sich als Alptraum. Dem aber durften die drei Schauspielerinnen offenbar nicht genügend Nachdruck geben. Manon Straché balancierte den inneren Zwiespalt der Debra geschickt aus, mimt mal die folgsame, dann die gedemütigte Ehefrau, die erfolgreiche, dann verhasste Mutter. Sie war in dem Trio die dominante Partie, mal als Moralapostelin, mal als Frau mit Durchblick, die allerdings an sich selbst verzweifelte.

Theaterkritik: Manon Straché war die dominante Partie der Aufführung

Astrid Straßburger gab ihrer Rolle als Nicky eine rigide Nuance, doch wie Straché scheitert sie daran, dass sie in einer Komödie mit Witz agieren muss – auch bei ernsten, berührenden Auseinandersetzungen. Das galt auch für Sonja Wigger als Molly, die viele Kinder will, aber schon die erste Schwangerschaft abtreiben musste, weil ihr Ehemann sich von Kindern gestört fühlt – schwieriges Thema für eine Komödie. Wigger überspielte das mit Galgenhumor, das konnte aber nur unglaubwürdig enden. Das Stück „Kaltgestellt“ wurde seinem Titel gerecht: Es stellte die drei Schauspielerinnen kalt.