Norderstedt. Ensemble des Norderstedter Amateurtheater begeistert bei Premiere des plattdeutschen Klassikers im Festsaal am Falkenberg.
Es ist die beste Produktion, die das Norderstedter Amateur-Theater (NAT) seit Jahren auf die Bühne gebracht hat. Die Komödie „Gode Geister“, ohnehin ein Publikums-Garant für alle niederdeutsch sprechenden Theater, setzt das NAT mit viel Humor, Tiefgang, flott und mit Spielwitz auf die Bretter im Festsaal am Falkenberg.
Regisseurin Ann-Kathrin Düßler hat mit ihrem Team ein feines Gespür für eine charaktergenaue Besetzung. Zugleich sorgt sie dafür, dass niemand von den durchaus starken Charakter-Darstellerinnen und -Darstellern allzu sehr ins Chargieren abdriftet, was beispielsweise durchaus eine Spezialität von Thomas Bock ist.
Theaterkritik: „Gode Geister“ – das beste Stück seit Jahren vom NAT
Er spielt den erfolgreichen Schriftsteller Jakob Kehlmann, der aber leider beim Versuch, seinen Rotwein bei einer Kahn-Partie im See zu kühlen, mitsamt der Flasche über Bord ging und nicht im Rotwein, sondern im See ertrank. Und seine treue Ehefrau Susi Kehlmann mit ihm, weil sie ihn retten wollte. Da er sich aber bei Petrus als Atheist outete, knallte der ihm die Himmelstür vor der Nase zu, und nun geistern beide durch ihr Landhaus.
In dem aber wohnen mittlerweile Feli und Simon, sie schwanger, er ein Autor ohne Einfälle. Was liegt also näher, als das der einst erfolgsverwöhnte Kehlmann dem Loser Simon mittels eines Schutzengels so einige Ideen ins Hirn und aufs Papier schickt. Da bekommt der Begriff „Ghostwriter“ einen ganz neuen Sinn.
Thomas Bock hat seine Paraderolle gefunden
Dieser Kehlmann ist eine Paraderolle für Thomas Bock. Er kann seinen Spielwitz, seinen Spott, seine Spontanität ausleben. Und das nutzt er ausgiebig. Er spielt den Macho, den amourösen Liebhaber seiner eigenen Ehefrau, bedauert glaubhaft, dass das ja nun als Geist nicht mehr so richtig funktioniert, schleimt und schmeichelt, grollt und grantelt. Und er bringt die philosophischen Betrachtungen über Tod und Leben von Autorin Pam Valentine subtil mit einer Prise Nachdenklichkeit ins Spiel.
Angy Wermke, die im März 2017 im Ein-Frau-Stück „Frauke Petersen Oder die heilige Johanna der Einbauküche“ begeisterte, steht ihrem untoten Helden als dessen Ehefrau Susi in nichts nach. Sie überzeugt durch ihre stoische, zupackende Art, kann ebenso wie ihr Bühnenpartner bocken und zanken, um dann wieder liebevoll und sanft zu sein.
Theaterkritik: Ungemein gute Quäker und Quietscher
Die Witzfigur in dem Stück ist Makler Markus Weber. Rainer Beeken gelingen die Zuckungen und spitzen Schreie, die hilflosen Quäker und Quietscher ungemein gut. Und seinen Text bekommt er bestimmt bei den weiteren Aufführungen auch noch drauf.
Vera Meifort ist neu in der NAT-Riege. Sie spielt ihre Rolle als Feli noch etwas zu aufgesetzt und einstudiert, vor allem mimisch wirkt sie angestrengt. Dagegen mauert sich Grita Roever als ihre Mutter Marta von der selbstgefälligen Frau lachmuskelstrapaziös zur Femme Fatale. Saskia Loose gibt einen süß-strapazierten Schutzengel in wahrlich gräsigem Outfit.
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Absolut am Start aber ist Robin Miethe als erfolgloser Autor Simon Willis. Der Amateur-Schauspieler, eine „Leihgabe“ der Plattdütschen Bühn’ Tangstedt, ist ganz bei sich, bleibt bei sich und fühlt sich trotzdem ganz in die Rolle des von allen Seiten drangsalierten Losers hinein. Lakonisch pariert er die Verbal-Attacken seiner Schwiegermutter Marta, charmant kontert er die Launen seiner verwöhnten Ehefrau. Die Schluss-Szene indes hat einen Geist – und das macht der richtig gut.
„Gode Geister“, Fr+Sa, 24.3.+25.3., 20.00; So, 26.3., 18.00; Do+Fr 30.3.+31.3., 20.00; Sa 1.4., 16.00+20.00; So, 2.4., 18.00; Festsaal am Falkenberg, Langenharmer Weg 90. Karten 10 Euro unter 040/64 66 04 40 und im Ticket Corner, Rathausallee 60.