Norderstedt. Klavier-Duo Auguste und Ieva Petkunaite spielten in der Reihe „Cognito“ ein bemerkenswertes Konzert in Norderstedt.
Auf dem alten Yamaha-Flügel in der „TriBühne“ in Norderstedt haben schon viele Klaviertalente gespielt, vor allem in der Konzertreihe Cognito. Doch mit dem Klavier-Duo Auguste und Ieva Petkunaite geriet das Konzert in der Reihe für junge Künstlerinnen und Künstler zu einem kleinen Fest. Was die Zwillingsschwestern aus Litauen auf die Tasten zauberten, riss die rund 110 Zuhörerinnen und Zuhörer im Hauptsaal der „TriBühne“ zum Begeisterungssturm hin.
Auguste und Ieva Petkunaite starteten mit Wolfgang Amadeus Mozarts Sonate für Klavier zu vier Händen in D-Dur und zeigten gleich im ersten Satz eine starke Vorliebe zum schnellen beschwingten Spiel. Das Andante erklang liedhaft, weich und hingebungsvoll, im Allegro molto trumpften die Schwestern im Mozartschen Stil übermütig auf und zeigten ihr wundervoll vierhändiges Zusammenspiel.
Konzertkritik: Zwei Schwestern, vier Hände und ein Begeisterungssturm
Im Allegretto quasi Andantino des Rondo A-Dur, das Franz Schubert in seinem Todesjahr 1828 schrieb, betonten die Schwestern vor allem die romantische Stimmung und trafen die Schubertsche Klangwelt genauso einfühlsam wie vorher die Mozartsche.
In welchem Stück auch immer – ihre vier Hände und 20 Finger umkreisten einander voll Konzentration und dank innigen Einanderverstehens. Mal übernahm Ieva auf der tiefen Klaviatur das bekannte Thema des Werks und damit die Führung, gab dann an Auguste und damit an die hohen Saiten ab, stets den für vier Hände geschriebenen Kompositionen verpflichtet. Das Andantino des Schubert-Rondos gelang ihnen zu einem traumverlorenen Finale.
Überbordendes Temperament und höchste Konzentration
Auch das Programm hatte das Duo Petkunaite klug kombiniert. Nach den hörgewohnten Werken von Mozart und Schubert gaben sie ein Beispiel aus der doch eher hart klingenden spanischen Musik mit der Rhapsodie Espagnole von Maurice Ravel, das dieser, wie Moderator Rüdiger Herrmann erläuterte, seiner spanischen Mutter zu danken hatte.
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Der erste Satz, das Prélude à la nuit, gingen die Pianistinnen noch sanft an. Im Tanz-Satz Malaguena und erst recht in der Habanera aber war es mit der Gemütlichkeit vorbei, und sie klopften mit Vehemenz und voll Temperament die Ravelschen Rhythmen in die Klaviatur, links Ieva und rechts Auguste, einander belauschend, folgend und höchste Konzentration abverlangend.
Konzertkritik: Im Saal der „TriBühne“ wurde es mucksmäuschenstill
Voll beschwingt strömender Energie erklang das Allegro spirituoso der Grande Sonate f-Moll von Carl Czerny. Aus der Komposition dieses Wiener Komponisten, der geboren wurde, als Mozart starb, und dessen mehr als tausend pädagogische Werke Millionen von Klavier-Schülerinnen und -Schüler quälten, dessen Werk also machten die Petkunaite-Schwestern zu einem kleinen Hör-Erlebnis.
Auguste Petkunaite trillerte die hohen Töne, während Ieva ihr von der tiefen Seite den Rhythmus gab. Das Adagio prägten sie mit viel Gefühl und ließen es zart verklingen, während es im Saal der „TriBühne“ mucksmäuschenstill war.
Geradezu liebevoll kosteten sie das Scherzo aus, trieben die Lebensfreude voran, fanden sich zum Schwätzchen, schienen noch einmal durchzuatmen und holten zum grandios gespielten Finale aus. Für den lautstarken Applaus des Publikums bedankten sich Auguste und Ieva Petkunaite mit dem Stück „Zikaden“ des lettischen Komponisten Ēriks Ešenvalds.