Henstedt-Ulzburg. Tausende Tests führte eine Firma aus Henstedt-Ulzburg täglich durch. Der Inhaber erklärt die Entscheidung – und zieht Bilanz.
Knapp zwei Jahre gehörten sie in der Region zu den wichtigsten Einrichtungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Doch jetzt, im Frühjahr 2023, endet der Betrieb der Testzentren von First & Safe, der Firma aus Henstedt-Ulzburg, die mit Abstand die meisten Schnelltests und auch PCR-Abstriche gemacht haben dürfte im Kreis Segeberg. Doch die Zeiten haben sich geändert. Zum 1. März endet nun auch die letzte Testpflicht – jene für Besucher und Beschäftigte im Gesundheitswesen, also Krankenhäuser, Arztpraxen, Alten- und Pflegeeinrichtungen.
Das bedeutet: Künftig gibt es auch für diese Gruppen keine kostenlosen Tests mehr. „Wir haben geguckt, ob es eine Möglichkeit der Verlängerung gibt. Das Gesundheitsamt stand dem positiv gegenüber. Aber für uns ist es einfach nicht wirtschaftlich, die Testzentren nur für Selbstzahler offen zu halten“, sagt Christian Leder, Inhaber von First & Safe. „Wir werden am Dienstag die letzten Tests machen.“
Kreis Segeberg: Größter Betreiber verkündet Aus für Corona-Testzentren
Was bleibt: Wer zu Hause einen positiven Schnelltest hat, müsste sich eine Arztpraxis suchen, die bei Bedarf einen PCR-Test anbietet. Ansonsten gibt es bekanntlich keine Isolationspflicht mehr. Sprich: Es bleibt die klassische Krankmeldung.
Leder zieht Bilanz. „In Spitzenteams hatten wir 160 Leute, die bei uns gearbeitet haben.“ Und zwar zunächst am Kirchweg in Henstedt-Ulzburg, dann später im Kulturwerk Norderstedt und im dortigen Rathaus, dazu auch im Kaltenkirchener Ohland-Park sowie als Dienstleistung für Unternehmen oder bei der Zusammenarbeit mit der Diskothek Joy. „Seit Ende Februar 2021 wurden bei uns 560.000 Schnelltests gemacht und 86.000 PCR-Tests.“ Teilweise waren es pro Tag 2500 Abstriche, manche warteten bis zu drei Stunden. Zum Vergleich: Aktuell sind es im Schnitt vielleicht 150.
Als Unternehmer investierte Christian Leder rund 1,5 Millionen Euro
„Als wir aufmachten, hatte ich ausgerechnet, dass man knapp 1 Million Euro braucht. Am Ende waren es 1,5 Millionen Euro.“ Das musste der 34 Jahre alte Unternehmer vorstrecken. „Damals hat ein Test im Einkauf 15 Euro gekostet, das war krass. Heute sind es rund 22 Cent.“ Zweimal wurde an Wochenenden im rechtlichen Graubereich auf eigenes Risiko getestet, da die Testverordnungen ausgelaufen waren.
„Einmal bin ich abends ins Auto und nach Frankfurt gefahren, habe dort auf einem Hinterhof Tests geholt, um am nächsten Morgen wieder testen zu können. Ein bisschen sind wir auch abgezockt worden, aber das hielt sich in Grenzen, weil wir sehr vorsichtig waren.“
Hass-Mails, Morddrohungen, tätliche Übergriffe durch Corona-Leugner
Manchmal erhielt man Infos zu kurzfristigen Änderungen aus den Medien. „Wir erfuhren aus dem Fernsehen, was gilt. Und was wir auch hatten, waren die Corona-Leugner. Es gab Hass-Mails mit Morddrohungen, man wünschte uns die Pest an den Hals. Als die Testpflicht für den ÖPNV oder für Restaurants kam, hatten wir viele Übergriffe, sogar Schlägereien und ein paar Polizeieinsätze.“ Er engagierte einen Sicherheitsdienst, dann war Ruhe.
Ein dauerhaftes Ärgernis war die Abrechnungspolitik, denn die Bezahlung über die Kassenärztliche Vereinigung erfolgte stets erst nach drei Monaten. Dafür musste Leder detailliert Buch führen und bei den Überprüfungen – 13 waren es durch die KVSH, rund 25-mal kam das Gesundheitsamt – alle Papiere bereit haben.
Henstedt-Ulzburg: Leder führt jetzt wieder Schulungen und Fortbildungen durch
Vor der Pandemie hatte Christian Leder mit seiner Firma „Der Dozent“ Schulungen und Fortbildungen im Gesundheitsbereich angeboten. Das kam durch Corona zum Erliegen, die Testzentren waren eine Alternative. „Es war mein Ziel, ‚Der Dozent‘ über Wasser zu halten. Das habe ich auch im letzten Jahr noch benötigt.“ Mittlerweile sind hier die Buchungen aber wieder auf einem guten Niveau.
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Es deutet alles darauf hin, dass es ab Mittwoch im Kreis keine Teststationen mehr geben wird. Der Kreis konnte auf Anfrage nur noch eine Apotheke am Maienbeeck in Bad Bramstedt nennen – diese hat auf ihrer Homepage aber ebenso das Ende des Services verkündet.
Grundsätzlich blickt Christian Leder wohlwollend auf die Corona-Zeit zurück. Und sollte es wieder zum Ernstfall kommen, stünde er wohl bereit. „Ich habe ein cooles Team im Hintergrund. Ich glaube, ich würde es noch einmal machen.“