Norderstedt. Das Quintett überzeugt mit straighten Rock-Rhythmen und leidenschaftlichen Songs. Ein Kontrast zum letzten Auftritt in Norderstedt.

Endlich volles Haus. Und daher jubelte Miro Berbig auch beim Konzert der Band „Bluesanovas“ im Kulturwerk: „Ihr könnt euch nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie sehr wir uns freuen, dass wir heute ausverkauft sind“, sagte der Gründer und Leiter des Kulturvereins Blueswerk und setzte nach: „Wir würden uns aber auch sehr freuen, wenn die, die heute alle hier sind, auch zu unseren nächsten Konzerten kommen.“

Das Quintett mit Sänger Melvin Scholz, Gitarrist Filipe Henrique, Bassist Moritz Oswald, Pianist Nico Dreier und sein Bruder Philipp Dreier am Schlagzeug boten ein Konzert, das die Fans von den Stühlen holte. Das war feinster, reinster Rock’n’Roll, straight und unmittelbar.

Volles Haus in Norderstedt: Kulturwerk feiert Bluesanovas

Zuvor erinnerte Sänger Melvin Scholz an das Blueskonzert, das die Band 2020 in der TriBühne gab, und das wohl eines der skurrilsten Konzerte war, die jemals in Norderstedt über die Bretter gingen. Corona-gerecht spielten die Fünf auf der ganz großen Bühne, das Publikum, maximal 100 Leute im 800-Personen-Saal, saß jeweils mit 1,50 Meter Abstand an ebenso weit voneinander entfernt stehenden Tischen, es durfte nicht applaudiert und schon gar nicht laut gejubelt werden. Für Beifall hatte das Blueswerk-Team Plakate mit „Zugabe!“ oder „Klatschen“ verteilt. „Das Ganze hatte den Charme einer Mathe-Klausur“, erinnerte sich Melvin Scholz.

Umso kraftvoller ließ die Band ihre Songs über die Rampe im Kulturwerk rocken, und das Publikum gab alles, um den stillen Applaus von 2020 mit Lautstärke wieder wett zu machen. Schon das Intro rüttelte das Publikum auf. Der Song „Back On My Feet“ knallte geradezu über die Rampe, und in „You Hurt Me“ erwies sich Pianist Nico Dreier als leidenschaftlicher Tasten-Tiger, während Melvin Scholz nicht nur sang, sondern die Song-Geschichten szenisch erzählte, mit bewegter Mimik und expressiver Gestik.

Er ließ die Figuren von der Noten-Kette, stieß ein „I Could Believe!“ aus dem Song „You Hurt Me“ voll theatralischem Unglauben durch die Zähne, eben so, wie es fassungslose Männer machen, wenn ihnen die Frau den eigenen Kopf zeigt.

Kulturwerk Norderstedt: Raffinierte Soli und Szenenwechsel begeistern Publikum

Szenenwechsel mit „Baby I’m Gone“, in dem Scholz das Publikum zum Mitklatschen animierte, und der Mann am Klavier wieder alles aus seinem Instrument holte. Das aber galt auch stets für Gitarrist Filipe Henrique, der immer wieder beste, raffinierteste Soli ablieferte, während ihm Scholz das Mikrofon hielt. Der wiederum spielte den Zerknirschten im Song „Bottoms Up“ mit der Beichte „I’ve Kissed Another Lady“, bei dem wieder Nico Dreier sein Piano herausforderte, und Filipe Henrique mit ihm an der Gitarre wetteiferte.

Das galt auch für Drummer Philipp Dreier und Moritz Oswald am E- und Kontrabass. Was für raue, rigorose Rock-Rhythmen, die durch komplexe Klang-Kaskaden denn doch wieder etwas geschmeidig wurden. Das Publikum jubelte begeistert.

Blueskonzert Sa 28.01., 20.00, Band „Friend’n’Fellow“, Kulturwerk, Stormarnstraße 55. Karten zu 25 Euro im TicketCorner am Restaurant „Hopfenliebe“, Rathausallee 60, Tel. 040/30987123, per E-Mail oder www.tribuehne.de auf der Website.