Henstedt-Ulzburg. Jan Schmeling ist neuer pädagogischer Leiter des Kita-Eigenbetriebs. Mit Vorgängern hatte Henstedt-Ulzburg kein Glück.
Ein solches Begrüßungsgeschenk ist mindestens einmal ungewöhnlich. „Ich bin gekommen, um zu bleiben“, dieses Schild bekam Jan Schmeling bei seinem ersten Tag als pädagogischer Leiter des Kita-Eigenbetriebs in Henstedt-Ulzburg von einer Mitarbeiterin überreicht. Nun mag man denken, dass es selbstverständlich sein sollte, einen Job zu beginnen, ohne bald wieder weg zu sein. Doch so einfach war es in der Großgemeinde in den letzten Jahren eben nicht. Denn dass Schmeling überhaupt gebraucht und die Stelle zuvor ausgeschrieben wurde, ist die Folge einer überraschenden Entwicklung gewesen.
„Ein harter Schlag“, so beschreibt Björn Sumpf – er ist der kaufmännische Leiter für die zehn kommunalen Kindertagesstätten – den Abgang von Thimo Lindner im vergangenen März. Dieser war Schmelings Vorgänger, wurde im Januar 2022 vorgestellt, kündigte aber während der Probezeit. „Es passte aus privaten Belangen nicht“, so Sumpf. „Einige Aufgaben blieben liegen, Ideen mussten auf Eis gelegt werden.“ Er selbst ist für den Eigenbetrieb tätig, seitdem dieser 2019 startete, um die Organisation der Kitas neu – und effizienter – zu strukturieren. Damals hatte er für den pädagogischen Bereich Mathias Schilling an seiner Seite, der sich aber 2021 verabschiedete.
Henstedt-Ulzburg: Neuer Kita-Chef – „Mein erstes Vorstellungsgespräch seit 14 Jahren“
Nun also Jan Schmeling. Der 41 Jahre alte verheiratete Vater von zwei Töchtern (2 und 6) stammt aus Flensburg, wohnt mit seiner Familie in Kaltenkirchen. Zuletzt leitete er in Hamburg-Eidelstedt für die Elbkinder – der größte Träger in der Hansestadt – eine Kita mit über 200 Kindern. Er ist gelernter Heilerziehungspfleger, studierte später dann berufsbegleitend Soziale Arbeit.
„Ich war gar nicht auf der Suche“, sagt er. Doch als Schmeling die Stellenanzeige aus Henstedt-Ulzburg sah, fühlte er sich angesprochen. „Das Assessment-Center war anstrengend, hat aber auch Spaß gebracht. Es war mein erstes Vorstellungsgespräch seit 14 Jahren.“
Henstedt-Ulzburg: In den zehn kommunalen Kitas werden 1270 Kinder betreut
In den Kitas werden, inklusive Hort, 1270 Kinder vom Krippenalter bis zur vierten Klasse betreut. Der Eigenbetrieb hat 250 Angestellte, die meisten sind Erzieherinnen und Erzieher. „Aber nicht alle Gruppen, für die wir eine Betriebserlaubnis haben, können wir öffnen – weil wir nicht genug Personal haben“, so Björn Sumpf. Zwar gibt es einige Ausnahmegenehmigungen, sodass mehr als 20 Kinder (Elementarbereich) oder zehn Kinder (Krippe) betreut werden können. Aber dann erhält die Gemeinde weniger Fördermittel. Und für die Fachkräfte steigt die Belastung.
„Die Belastung war immer hoch“, sagt Schmeling. „Wir haben veränderte Betreuungszeiten, auch veränderte Ansprüche der Eltern.“ Deutlich geht der Trend in Richtung einer Ganztagsbetreuung, also teilweise bis 17 Uhr. Die Frühbetreuung beginnt um 7 Uhr. Parallel gibt es mittlerweile so viele neue Kitas in der Region, dass sich Bewerber wohnortnah eine Stelle aussuchen können. „Junge Kollegen bleiben nicht mehr 40 Jahre bei einem Arbeitgeber.“
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Der Eigenbetrieb fördert flexible Arbeitsmodelle
Die Einrichtungen in Henstedt-Ulzburg haben unterschiedliche Konzepte – an der Schulstraße gibt es zum Beispiel eine Bewegungskita, die Theodor-Storm-Straße hat einen offenen Ansatz, am Beckersberg ist die Sprachförderung im Fokus. Der Eigenbetrieb unterstützt Wünsche von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sich intern versetzen zu lassen zwischen den Standorten.
Sumpf: „Da sind wir flexibel aufgestellt. Viele wollen mal etwas anderes sehen, wenn sie aus der Elternzeit kommen oder von Vollzeit zu Teilzeit gehen.“ Auch Fortbildungen, gesundheitsfördernde Maßnahmen und bald auch Bike-Leasing gehören dazu. Für ein Qualitätsmanagement können Fachkräfte freigestellt werden. Bei den Gehältern ist der Eigenbetrieb hingegen an den Tarif gebunden.
Henstedt-Ulzburg: Unterstützung für Forderung nach Erzieherfachschule in Norderstedt
Bewährt hat sich die Praxisintegrierte Ausbildung, kurz „PiA“. Derzeit läuft wieder eine Bewerbungsfrist, „wir würden gerne sieben Stellen belegen“. Das sei aber nicht mehr so einfach wie 2019, da heute viele Kommunen dieses Modell anbieten und auch die Zugangsvoraussetzungen vereinfacht worden, da keine Qualifikation als SPA (Sozialpädagogische Assistenz) mehr nötig ist. Es ist die einzige Möglichkeit für angehende Erzieherinnen und Erzieher, während der Ausbildung eine Vergütung zu erhalten. Die Finanzierung trägt zum Teil die Gemeinde, der Rest kommt aus Landesmitteln.
Die PiA-Kräfte gehen in Norderstedt und Bad Segeberg zur Schule. Die Forderung aus Norderstedt, dass es eine zweite Erzieherfachschule geben sollte, und zwar in der größten Stadt des Kreises, stößt bei Jan Schmeling auf offene Ohren. „Das wäre allgemein positiv, es wäre wünschenswert, in diesem Bereich eine Fachschule zu haben.“