Kreis Segeberg. Diebstähle häufen sich deutschlandweit. Doch wer eine Regelung beachtet, darf in Schleswig-Holstein ohne Risiko sammeln.
Wer einen Kamin oder Ofen besitzt, kann beim Heizen mit Holz Öl oder Gas sparen. Brennholz ist das Zauberwort – aber: Weil die Nachfrage so groß ist, haben sich die Preise für einen Kubikmeter gehacktes Brennholz seit dem vergangenen Jahr verdoppelt – von 90 auf 180 Euro. In vielen Bundesländern steigen deshalb die Anzeigen wegen Holzdiebstahls, in Schleswig-Holstein allerdings nicht. Die Förster sind trotzdem wachsam: Das Landeskriminalamt erwartet einen Anstieg in den nächsten Wochen.
Viele Medienberichte über Holzdiebstähle in den Wäldern haben die Förstereien aufgeschreckt. Natürlich sind Holzdiebe auch in Wäldern Schleswig-Holsteins unterwegs, aber noch herrscht keine Alarmstimmung. „Wir sind weitgehend verschont geblieben“, sagt Ionut Huma, Sprecher der schleswig-holsteinischen Landesforsten. „In zwei Fällen allerdings wurden Diebstähle aufgedeckt und zur Anzeige gebracht.“
Schleswig-Holstein: So kommen Sie an günstiges Brennholz aus dem Wald
Die Nachfrage bei einzelnen Förstereien im Kreis Segeberg bestätigen die Aussage Humas. „Uns wurde ein kleinerer Diebstahl von aufgearbeitetem Holz gemeldet“, sagt Katrin Grefe von der Försterei Heidmühlen. „Das war das erste Mal überhaupt in dieser Försterei.“
In den vergangenen beiden Jahren haben die schleswig-holsteinischen Landesforsten mit GPS-Trackern gearbeitet: Sie wurden im Holz verborgen, um so im Falle eines illegalen Abtransports den Weg der Bäume verfolgen zu können. Tatsächlich konnten auf diese Weise Holzdiebstähle aufgeklärt werden.
Energiekrise: GPS-Tracker sind vorhanden, werden zurzeit aber noch nicht eingesetzt
„Das hat Wirkung gezeigt“, sagt Ionut Huma. Diese Tracker seien vorhanden – die genaue Anzahl wird nicht bekanntgegeben-, würden aber zurzeit nicht eingesetzt. „Wir haben den Einsatz bis jetzt nicht angedacht.“
Etwa 28 Prozent des Waldbestandes in Schleswig-Holstein, rund 50.000 Hektar, sind in öffentlicher Hand, für den größten Teil des privaten Besitzes ist der Waldbesitzerverband zuständig. Auch der hat bisher wenig Auffälliges bemerkt. „Holzdiebstahl ist zurzeit kein generelles Problem“, sagt Hans-Caspar Graf zu Rantzau, Waldbesitzer im Raum Pronstorf und Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes.
Energiekrise: Mit einem Holzsammelschein in den Wald
Wer heruntergefallenes Holz im Wald sammeln will, muss im Besitz eines Sammelscheines sein. Den gibt es gegen eine Gebühr von bis zu 30 Euro bei den Forstbetriebsstellen oder vereinzelt auch bei Gemeindeverwaltungen. Wer diesen Schein nicht hat, darf aus einem Wald nichts mit nach Hause nehmen – weder Holzstücke, noch Reisig, auch keine Steine.
Im landwirtschaftlichen Nachrichtenportal „Agrarheute“ wird beschrieben, wie das Sammeln per Sammelschein funktioniert: Der jeweilige Revierförster gibt Sammelmenge und Sammelgebiete vor. Es dürfen nur Holzstücke mitgenommen werden, die am Boden liegen, wobei eine kleine Handholzsäge mitgeführt werden darf. Der Förster nimmt die gesammelte Holzmenge anschließend ab und kassiert den vorher festgelegten Preis. Die Menge wird im Sammelschein notiert.
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Sind Waldbesitzer, die Holzsammeln verbieten, asozial?
Normalerweise sollte es kein Problem sein, einen Holzsammelschein zu bekommen, der Waldbesitzerverband kennt aber auch Waldbesitzer, die diese Scheine verweigern und das Sammeln verbieten.
Hans-Caspar Graf zu Rantzau fällt dazu dieses Wort ein: „Wer das Sammeln verweigert, verhält sich gerade in diesen besonderen Zeiten asozial.“ Dabei verweist er auf den größten Waldbesitzer in Schleswig-Holstein: Der Stadt Lübeck gehören 4500 Hektar Wald, verweigert aber die Zustimmung zum Holzsammeln – dafür hat der Graf kein Verständnis.
Günstiges Brennholz: Ein Motorsägenschein ist von Vorteil
Viele Förstereien bieten eine weitere Möglichkeit, an günstiges Brennholz zu gelangen: Sie verkaufen Hölzer, die am Wege gelagert wurden. Also geschlagene Bäume, die nicht abtransportiert worden sind. Sebastian Bohne von der Försterei Tangstedt verkauft dieses Holz – zum Beispiel Buche und Eiche – für 45 Euro pro Raummeter. Die Hürden sind allerdings hoch: Wer die etwa drei Meter langen Stämme kaufen möchte, muss entweder eine geeignete Transportmöglichkeit mitbringen – oder den Nachweis, dass ein Motorsägenlehrgang absolviert wurde.