Kreis Segeberg. Was Norderstedter & Co stattdessen am bundesweiten Warntag erwartet und wie sie sich auf einen Blackout vorbereiten sollten.
Fühlen wir uns in Deutschland zu sicher? Der Ukraine-Krieg und die Energiekrise, die Corona-Pandemie, Unwetter und diverse Cyber-Attacken auf die Infrastruktur haben uns gelehrt – sicher geglaubte Strukturen können von jetzt auf gleich zerbrechen.
Katastrophenschutz rückt mehr und mehr in den Fokus. Nicht nur die Behörden müssen sich die Frage stellen, ob sie die Bevölkerung im Ernstfall ausreichend versorgen und vor allem warnen können. Auch die Bürgerinnen und Bürger sollten sich fragen, wie sie für den Krisenfall vorsorgen können.
Alarm in Deutschland: Warum im Kreis Segeberg keine Sirenen heulen
Beim bundesweiten zweiten Warntag am Donnerstag, 8. Dezember, sollen „Schwachstellen im Warnsystem erkannt, diese im Nachgang korrigiert und das System damit für den Ernstfall stabiler und effektiver gemacht werden“, teilt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK) mit.
Der Kreis Segeberg nimmt mit seinen Städten und Kommunen daran teil. Wobei: Weder in Norderstedt noch im Rest des Kreises werden – wie in vielen anderen Kommunen des Landes – gegen 11 Uhr, zum Start des Warntages, die Sirenen heulen. Die Kreisverwaltung teilt mit, dass die vorhandenen Sirenen erst im kommenden Jahr an das neue Alarmierungsnetz angeschlossen werden – dann sollen sie heulen. 217 Sirenen gibt es im Kreisgebiet, davon sind 19 außer Betrieb. In zehn Gemeinden gibt es keine oder keine funktionstüchtigen Sirenen mehr.
Norderstedt hat das beste Sirenensystem im Kreis Segeberg
Norderstedt ist hingegen sowas wie der Klassenprimus bei der Alarmierung. Die Stadt hat seit 2013 wieder ein modernes, flächendeckendes Sirenensystem. Für 300.000 Euro wurden 14 Sirenen modernen Typs in Norderstedt montiert. Aber auch sie werden am Donnerstag nicht heulen: „Wir haben diese erst Ende September getestet“, sagt Stadtsprecherin Nina Wrage. Und damals liefen sie allesamt einwandfrei.
Weil es eben bei der flächendeckenden Sirenen-Alarmierung Nachholbedarf gibt (im Kreis Segeberg müssten dafür etwa 300 neue Sirenen installiert werden), prüft das BKK am Donnerstag einen möglicherweise effektiveren Alarmierungsweg.
„CellBroadcast“: Warnmeldung auf jedes Smartphone
Bei vielen Smartphone-Besitzern im Kreis Segeberg wird am Donnerstag eine Test-Warn-Nachricht auf dem Handy-Display erscheinen. Das BBK arbeitet an der Einführung des Warnkanals „CellBroadcast“ mit. Ein anonymes Warnverfahren, das an alle in einer Funkzelle des Mobilfunknetzes registrierten Handys die Warnmeldung verteilt.
Wirklich alle Geräte im Bereich eines Gefahrengebietes können so erreicht werden – ganz ohne vorherige Registrierung oder Angabe von personenbezogenen Daten durch die Handybesitzer. Wer am Donnerstag sicher gehen möchte, dass er die Warnmeldung bekommt, sollte sein Handy-Betriebssystem updaten und es nicht im Flugmodus betreiben. Außerdem ist nicht jedes betagte Gerät in der Lage, über „CellBroadcast“ erreicht zu werden. Welche Voraussetzungen gegeben sein müssen und welche notwendigen Einstellungen man vornehmen muss, das wird unter bbk.bund.de/cellbroadcast erklärt.
Bundeseiter Warntag: Alte Handys können die Meldung nicht anzeigen
Für den Einsatz von „CellBroadcast“ fehlten in Deutschland bislang die technischen und rechtlichen Voraussetzungen. Der Warnkanal ist derzeit in der Einführungsphase, soll aber Ende Februar 2023 in den Echtzeit-Betrieb gehen. Jede Behörde, auch der Kreis Segeberg, kann dann Warnmeldungen für ihren Bereich verbreiten. Natürlich stehen dafür nach wie vor auch Radio und Fernsehen bereit und die Warn-App NINA (Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes).
Das Thema Blackout ist derzeit unter den Befürchtungen der Deutschen das Top-Thema. Was passiert, wenn der Strom im Kreis Segeberg länger ausfällt? Telefon und Fernseher sind tot, die Heizung springt nicht an, Leitungswasser fehlt, der Computer streikt, das Licht ist weg, der Kühlschrank aus, die Supermarktkassen stehen still, und innerhalb kurzer Zeit bricht auch das Mobilfunknetz zusammen.
Notvorräte, eine Hausapotheke und Akkus sollte jeder im Haus haben
„Ist ein Notfall erst eingetreten, ist es für Vorsorgemaßnahmen meist zu spät“, sagt Landrat Jan Peter Schröder. „Für den Fall, dass der Strom für mehrere Stunden oder Tage ausfällt, sollten Bürgerinnen und Bürger einen Notvorrat im Haus haben, denn Helferinnen und Helfer werden nicht sofort da und auch nicht überall sein können. Mit dieser Vorbereitung kann man die Zeit gut überbrücken, bis der Strom wieder da ist.“
Das BKK empfiehlt, sich für zehn Tage mit allem Lebensnotwendigen einzudecken. Grundsätzlich aber gilt: Auch ein bisschen Vorrat, zum Beispiel für drei Tage, ist besser als kein Vorrat. Jeder sollte pro Tag zwei Liter Flüssigkeit und Nahrung mit einem Kalorienwert von 2200 vorrätig haben (Tipps unter bbk.bund.de).
Was noch zum perfekten Vorrat zählt: Eine gut ausgestattete Hausapotheke, Feucht- und Desinfektionstücher zur Reinigung, Toilettenpapier, Haushaltstücher, Nahrung, Einstreu, Medikamente und weitere Produkte für Haustiere, Kerzen, Feuerzeug, Taschenlampe, Reservebatterien, Camping- oder Spirituskocher mit Brennmaterial, ein Batterie betriebenes Radio oder ein Kurbelradio.
Blackout: Für kranke Menschen kann es ohne Storm lebensgefährlich werden
Lebensgefährlich wird ein Stromausfall für Patientinnen und Patienten, die in den eigenen vier Wänden auf lebensnotwendige medizinische Geräte angewiesen sind, die per Strom oder Akku versorgt werden. „Um diesen Menschen im Ernstfall so schnell wie möglich helfen zu können, müssen wir für unsere Planungen wissen, wie viele von ihnen es wo im Kreis gibt“, sagt der Landrat.
Daher bittet er alle, die beispielsweise zu Hause beatmet, mit Sauerstoff versorgt oder abgepumpt werden, sich beim Kreis zu melden: unter segeberg.de/abfrageUKB oder per Post an Kreis Segeberg, Fachdienst 38.00, Hamburger Straße 30, 23795 Bad Segeberg. Notwendige Angaben seien Vor- und Zuname, Adresse, Geburtsdatum,Telefonnummer, Grunderkrankung, Art des medizinischen Gerätes sowie die Information, ob es eine Pflegedienstbetreuung gibt.
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Der Kreis bereitet sich auf ein mögliches Blackout-Szenario vor. Daran beteiligt sind neben den Mitarbeitenden der Kreisverwaltung auch Feuerwehr, Deutsches Rotes Kreuz (DRK), die Rettungsdienst-Kooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH), das Technische Hilfswerk (THW), Polizei, Bundeswehr, Kommunen und der Netzbetreiber SH Netz. Treibstoffversorgung und Kommunikation der Rettungskräfte untereinander sowie die Einsatzplanung sind hier die Themen.
Und gegen den Blackout kann jeder Mensch im Kreis vorsorgen. Mindestens zwei voll funktionsfähige Akkus sollte man für den Ernstfall vorhalten. „Wir können uns nicht auf jede Unwägbarkeit vorbereiten, wollen aber im Fall der Fälle auch nichts dem Zufall überlassen“, sagt Landrat Jan Peter Schröder.