Kreis Segeberg. Was Städte und Kommunen im Kreis Segeberg nun ausgeben müssen, damit sie im Notfall die Bevölkerung alarmieren können.

In Schleswig-Holstein gibt es viel zu wenig funktionierende Sirenen für den Bevölkerungsschutz. Die Landesregierung möchte nachbessern, aber Sirenen sind ausverkauft: Nach den vielen Katastrophenfällen in den vergangenen Jahren wollen viele Bundesländer und Landkreise nachrüsten, die Sirenenproduzenten können die Aufträge kaum abarbeiten. Der Kreis Segeberg hält sich noch zurück: Für die Instandsetzung vorhandener, aber defekter Sirenen und für die Neuanschaffung wird noch kein Geld bereitgestellt.

Die meisten der in Schleswig-Holstein noch vorhandenen Sirenen stammen aus der Zeit des Kalten Krieges. Feuerwehrleute werden heute fast überall per Funk alarmiert, nur noch in wenigen Orten wird dafür die Sirene eingesetzt. Es gibt aber zunehmend andere Gründe, um die Bevölkerung zu alarmieren: Waldbrände, Pandemien, Hitzewellen, Sturmfluten, Hochwasser- und Starkregenereignisse, aber auch Bedrohungen aus dem Cyberraum treffen Deutschland vermehrt und rücken auch an Schleswig-Holstein heran.

Katastrophenschutz: 300 Geräte müssten her: Zu wenige Sirenen im Kreis Segeberg

Schleswig-Holstein will sich mit einem Zehn-Punkte-Plan besser auf Katastrophen vorbereiten. Er soll laut Innenministerium im wesentlichen bis 2030 umgesetzt werden. Er sieht vor, die Bevölkerung besser zu informieren und auch ein neues Sirenensystem aufzubauen. Dafür will die Landesregierung 5000 neue Sirenen montieren. Aktuell ist man von diesem Ziel noch weit entfernt: Zurzeit gibt es rund 2800 Sirenenstandorte im Land.

Mit 2,9 Millionen Euro will die Landesregierung den flächendeckenden Sirenenbau bis 2030 pro Jahr fördern. Aber das Land erwartet eine Beteiligung der Kreise und kreisfreien Städte in gleicher Höhe. Das sorgt im Kreis Segeberg noch für etwas Kopfschmerzen bei den Kreispolitikern. Zwar sehen sie ein, dass auch hier etwas getan werden muss, aber Geld wird dafür noch nicht bereitgestellt.

217 Sirenen gibt es schon – aber nicht alle funktionieren auch

Eine Abfrage aus Mai 2021 hat ergeben, dass es 217 Sirenen im Kreisgebiet gibt, davon 19 außer Betrieb. In zehn Gemeinden gibt es keine oder keine funktionstüchtigen Sirenen mehr. Norderstedt hat hingegen seit 2013 wieder ein modernes, flächendeckendes Sirenensystem in der Stadt: Für 300.000 Euro wurden 14 Sirenen modernen Typs in Norderstedt verteilt montiert.

In den 1970er-Jahren, also während der Hochzeit des Kalten Krieges, gab es rund 250 Sirenen im Kreisgebiet. Abgesehen von den zunehmenden Alarmierungsfällen geht der Katastrophenschutz des Kreises Segeberg davon aus, dass aufgrund gestiegener Einwohnerzahlen, der Erschließung weiterer Wohngebiete sowie einer dichteren Bebauung eine höhere Anzahl von Sirenen notwendig sein wird. Das ist kostspielig: Dach- oder Mastsirenen kosten 15.000 bis 20.000 Euro pro Stück. Im Kreis Segeberg leben 9,64 Prozent der Gesamteinwohner von Schleswig-Holstein. Die vom Land angesetzten 2,9 Millionen Euro pro Jahr würden zu einer jährlichen Beteiligung von 280.000 Euro für den Kreis Segeberg führen.

Katastrophenschutz: Kreispolitiker wollen Vorgaben des Landes abwarten

Wenn im Kreis Segeberg 300 Sirenen benötigt werden und eine Sirene kostet im Schnitt 20.000 Euro, dann müsste der Kreis in den acht Jahren drei Millionen Euro oder 375.000 Euro pro Jahr aufwenden. Über diese Investition wurde noch kein Beschluss gefasst. Die Kreispolitiker wollen zunächst die näheren Vorgaben des Landes abwarten, um dann möglicherweise im kommenden Haushaltsjahr eine außerplanmäßige Ausgabe zu beschließen.

Die Bundesregierung ist an einem Ausbau des Sirenennetzes interessiert. Knapp drei Millionen Euro Bundesmittel sind deshalb in den vergangenen Jahren bereits nach Schleswig-Holstein geflossen, um die Sireneninfrastruktur zu verbessern. Das Innenministerium fordert allerdings noch mehr Bundesmittel dafür ein.