Tangstedt. Petra Hausfeldt betreibt eine private Auffangstation für Mini-Stachler. Sie sucht Tierliebhaber, die sie unterstützen.
Eigentlich sollten sie alle nicht hier sein, die zehn Baby- und Teenager-Igel, die Petra Hausfeldt in ihrem Wintergarten im Tangstedter Ortsteil Wilstedt-Siedlung untergebracht hat. „Doch in der freien Natur hätte keiner von ihnen den Winter überlebt“, sagt die 54-Jährige.
So wie das wenige Wochen alte Igel-Mädchen Layla, das sie Anfang Oktober von einer Tierarztpraxis übernommen hat. Gerade einmal 96 Gramm hat der handtellergroße Mini-Stachler auf die Waage gebracht – weniger als eine Clementine.
Tierschutz: Mit Milch und viel Liebe – sie macht Baby-Igel wieder munter
Mit spezieller Aufzuchtmilch aus einer Pipette und ganz viel Liebe ist die Kleine nun über den Berg, wiegt inzwischen 270 Gramm und guckt putzmunter aus den schwarzen Knopfaugen – obwohl Igel allerspätestens Mitte Oktober Winterschlaf halten sollten.
„Manche Igelmütter gebären noch im September ihren Nachwuchs und wenn der nicht genügend zulegt, bleibt er auf der Strecke“, erklärt Petra Hausfeldt, die vor sieben Jahren ihren ersten Zögling bei sich aufnahm.
Vom Auto angefahren, vom Rasenmäher erwischt, vom Hund gebissen
Seitdem haben es ihr die stacheligen Gesellen angetan. Etwa 70 Tiere umsorgt sie über das Jahr verteilt. Vom Frühjahr bis zum Herbst sind es oft Unfallopfer, die von Mährobotern schwer verletzt, von Rasentrimmern zerfleischt, von Hunden gebissen oder von Autos angefahren wurden; im Winter sind es schwache, unterernährte Tiere. Einige Wunden kann die Tangstedterin mittlerweile selbst versorgen – durch Praktika und Seminare ist sie zum Profi geworden und hat sich sogar ein kleines Labor im Büro eingerichtet.
Doch nicht alle Patienten schaffen es. „Pro Jahr kommt etwa für zehn Tiere jede Hilfe zu spät und mir bricht jedes Mal das Herz“, sagt die empathische Tierfreundin. Um jedes einzelne zauberhafte Geschöpf trauert sie, zumal der Igel eines der ältesten Säugetiere ist und bereits vor 60 Millionen Jahren gelebt haben soll.
„Igel sind bedroht und haben keine Lobby“
Doch nun steht er seit einigen Jahren auf der Roten Liste bedrohter Tierarten und findet aufgrund des Insektenschwundes immer weniger Nahrung. „Igel haben keine Lobby und werden oft unterschätzt und übersehen, auch weil sie nachtaktiv sind, dabei brauchen sie unseren Schutz“, bekräftigt Hausfeldt.
Die stacheligen Patienten werden ihr von nah und fern gebracht – von Hamburg bis Bad Bramstedt. Es hat sich in den Jahren herumgesprochen, dass Petra Hausfeldt ein professionelles Händchen für Igel hat. „Doch es geht zunehmend an meine Substanz“, erklärt die Igel-Kümmererin. Vor zwei Jahren versorgte sie im Winter über 50 Tiere. Die Boxen standen überall, sogar im Wohnzimmer.
Helfer für das Aufpäppeln werden dringend gesucht
Viereinhalb Stunden nahmen jeden Tag Fütterung und Versorgung in Anspruch – und das neben einem Vollzeitjob im Vertrieb; Privatleben Fehlanzeige. „Ich habe zum Glück einen toleranten Ehemann, der auch mal mithilft, aber so konnte und sollte es nicht weitergehen“, erklärt die Tangstedterin und beschloss, im Winter maximal zehn Tiere aufzunehmen. „Doch dann klingelt wieder das Telefon und jemand meldet einen weiteren Notfall. Und ich kann doch einfach nicht wegsehen.“
Um Extremsituationen zu vermeiden, sucht Hausfeldt daher aktuell Päppelstellen für Igelkinder, die zunächst im Haus auf Gewicht gebracht werden müssen. Dafür reicht eine Ikea-Box, ein kleines Nagerhaus sowie getreidefreies Katzennass- und Trockenfutter mit hohem Fleischanteil. „Igel sind laktoseintolerant, daher niemals Milch geben; auch Haferflocken sind tabu, da sie tödlichen Darmverschluss auslösen“, warnt die Expertin.
Tierschutz: 5000 Euro investiert Hausfeldt im Jahr in die Igelliebe
Bringt der vierbeinige Gast mindestens 700 Gramm auf die Waage, darf er im strohgefüllten Holzhäuschen in einem gesicherten Außengehege seinen Winterschlaf antreten. „Die Igel-Paten erhalten genaue Informationen zu Unterbringung und Futter; außerdem bin ich bei Fragen immer ansprechbar“, versichert die Igel-Retterin.
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Ihre Tierliebe geht ins Geld. Rund 5000 Euro kommen pro Jahr für Medikamente, Futter und Ausstattung zusammen – alles finanziert aus eigener Tasche. Manchmal wünscht sich Hausfeldt, dass Menschen, die Igel bei ihr abgeben, eine Kleinigkeit spenden. Aber darum bitten, mag sie nicht. „Ich mache das alles ja nicht für mich, sondern allein für die Tiere.“
Bei Fragen und für Informationen für Igelkinder-Päppelstellen ist Petra Hausfeldt unter 0172/545 66 60 zu erreichen. Wer die Igelhilfe unterstützen möchte, kann an die PayPal-Adresse phausfeldt@web.de spenden.