Kaltenkirchen/Bad Bramstedt. In Kaltenkirchen stehen 100 Kinder auf der Warteliste, in Bad Bramstedt sind es 227. Beide Kommunen investieren Millionen.

Vor wenigen Tagen hat die Bertelsmann-Stiftung dramatische Zahlen veröffentlicht: Im Jahr 2023 fehlen in Deutschland 384.000 Plätze in Kindertagesstätten, die meisten davon in den westlichen Bundesländern. Hinzu kommt ein Mangel von 120.000 Erziehern. Die Zahlen fürs ganze Land spiegeln sich auch in der Region wieder. Auch in Kaltenkirchen und Bad Bramstedt kann der Bedarf nicht gedeckt werden, obwohl jedes Kind nach seinem ersten Geburtstag in Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz hat.

„Es befinden sich zurzeit circa 100 Kinder auf der Warteliste“, sagt der Sprecher der Stadtverwaltung in Kaltenkirchen, Ralf Köhler. Doch es ist eine Entspannung in Sicht: Mit dem Bau von drei neuen Einrichtungen werden bis zum Ende dieses Jahres 100 neue Plätze entstehen. Außerdem plant die Stadt den Bau einer neuen Kita an der Hamburger Straße mit weiteren 100 Plätzen, die in etwa zwei Jahren in Betrieb gehen soll. Die Kosten belaufen sich auf etwa vier Millionen Euro.

Kita-Misere: Land schreibt Verkleinerung der Gruppen vor – jetzt fehlt Personal

Der Bedarf ist nicht nur wegen des Zuzugs von Familien und der Geburtenrate gestiegen, sondern auch wegen der Vorgaben des Landes. Das Kita-Reformgesetz schreibe mit Wirkung ab dem Jahresbeginn 2021 eine reduzierte Regelgröße für Gruppen im Elementarbereich von 20 Kindern vor, zuvor waren es 22.

„Allein aus dieser Gesetzesänderung ergab sich für die Stadt Kaltenkirchen die Notwendigkeit, 66 zusätzliche Kita-Elementarplätze zu schaffen“, teilte die Stadtverwaltung mit. Darüber hinaus sei in Kaltenkirchen entgegen der demografischen Vorhersagen weiterhin ein starker Zuzug auch außerhalb von Neubaugebieten feststellbar.

In den Kitas der Stadt werden derzeit 879 Kinder betreut. In den Krippen sind es 320, in den Horten etwa 400. Doch selbst wenn es genug Plätze gäbe, würden Erzieherinnen fehlen, um die Kinder zu betreuen.

Es müsse generell mehr Ausbildungsplätze geben, bessere Arbeitsbedingungen durch kleinere Kindergartengruppen mit jeweils 15 Jungen und Mädchen sowie „helfende Hände“, die Assistenzaufgaben übernehmen, fordert Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause. Er hat sich mehrfach wie seine Bramstedter Kollegin Verena Jeske dafür eingesetzt, den Beruf der Erzieherin und des Erziehers attraktiver zu machen und zum Beispiel gegen den Fachkräftemangel vorzugehen, in dem die Ausbildung bezahlt werde.

Bad Bramstedt hat Container für die Kitas angeschafft

In Bad Bramstedt sind die Probleme noch größer als in Kaltenkirchen. „Auf der Warteliste für den Zeitraum 1. August 2022 bis zum 31. Juli 2024 befinden sich insgesamt 227 Kinder“, sagte Jeske. Im Ü3-Bereich sind es 63, im U3-Bereich 162. „Es besteht für Krippenplätze und Elementarplätze ein Nachholbedarf“, sagte die Bürgermeisterin. Um die gröbsten Engpässe zu beseitigen, hat die Stadt Container für 30 Krippenplätze aufgestellt. Diese Plätze sollen durch einen Neubau einer Kindertagesstätte dort eingegliedert werden, kündigte Jeske an.

Der Neubau der Kindertagesstätte soll bis Ende 2024 abgeschlossen sein. Dort entstehen fünf Krippengruppen mit 50 Plätzen und vier Elementargruppen mit 80. Bedarf für eine weitere Kita wird entstehen, wenn die geplanten neuen Wohngebiet bebaut werden.

Auch in Bad Bramstedt ist der Fachkräftemangel deutlich spürbar

In der Stadt arbeiten neun Kindertageseinrichtungen unterschiedlicher Träger mit 729 Plätzen. Darin sind 16 Krippengruppen mit 160 Plätzen enthalten. Hinzu kommt eine Kindertagespflege für zehn Jungen und Mädchen.

Auch Jeske sagt: „Der Fachkräftemangel ist im Kita-Bereich deutlich erkennbar, das gilt für den Bereich der Erzieherinnen, aber auch der Sozialpädagogischen Assistentinnen.“ Es komme immer wieder zu Gruppenschließungen bei Krankheitsfällen oder zu Einschränkungen bei den Betreuungszeiten, weil es an Fachkräften fehle.

Kita-Misere: Bürgermeisterin kritisiert Landesregierung

Und die Situation wird nach Jeskes Einschätzung nicht besser: „Da die Kommunen laufend neue Kindertagesplätze schaffen, wird der Bedarf an Fachkräften ständig größer. Die Situation wird sich noch verschärfen, wenn die Verpflichtung zur Sicherstellung des offenen Ganztags an den Schulen kommt.“

Sie könne bislang keine Strategie des Landes gegen den Fachkräftemangel erkennen, der sich 2026 mit der Verpflichtung zur Ganztagsschule eintreten werde.