Henstedt-Ulzburg. Die Blues- und Rocksängerin begeisterte mit Lesung, Stimme und Gitarrenspiel im Ulzburger Bürgerhaus.

Ausverkauft! Davon träumen heute viele Veranstalter. Rockröhre Inga Rumpf sorgte mit ihrem Konzert beim Kultur-Forum Henstedt-Ulzburg für ein volles Haus. Mehr noch: Das Publikum hörte der Hamburger Musikerin, Autorin und Vorleserin intensiv zu und umjubelte die Künstlerin, die mit ihren 76 Jahren eine treue Wegbegleiterin vieler Anwesenden war und ist.

„Ich habe ihre Stimme seit 50 Jahren im Ohr, und ich bin seit 50 Jahren hinter ihr her“, sagte Gerd Feyerabend, der Inga Rumpf für das Kultur-Forum endlich nach fünf Jahren auf die Bürgerhaus-Bühne locken konnte.

Gerd Feyerabend vom Veranstalter Kultur-Forum Henstedt-Ulzburg ist seit 50 Jahren Inga-Rumpf-Fan.
Gerd Feyerabend vom Veranstalter Kultur-Forum Henstedt-Ulzburg ist seit 50 Jahren Inga-Rumpf-Fan. © Heike Linde-Lembke | Heike Linde-Lembke

Henstedt-Ulzburg: Inga Rumpf – die Stimme!

Und dann kam sie – die Frau, die sie alle hatte, die Rolling Stones und Udo Lindenberg, Peter Maffay und Joja Wendt. Tina Turner coverte sogar ihren Song „I Wrote A Letter“. Den hat Hamburgs Evergreen-Lady jetzt neu arrangiert. Ihre Bands waren „Atlantis“, mit der sie durch die USA tourte, „The City Preachers“ bis zu „Frumpy“, und für ihre neuste CD „Inga – Die Stimme“ nahm sie sogar Songs mit den „Stones“ Keith Richards und Ron Wood auf.

Nun also Henstedt-Ulzburg. Was macht sie da? Musik! Nur die zählt. Und dafür braucht Inga Rumpf weder Background-Amseln noch Bass dröhnende Verstärker. Sie setzt sich einfach auf einen Hocker, liest einige Absätze aus ihrer gerade im Verlag Ellert und Richter erschienener Biografie „Darf ich was vorsingen?“ und – singt. Was sonst. Ehrlich und erdig, ohne Tand, Tinnef und Tamtam, aber mit viel Herz und Hirn.

Inga Rumpf bastelte ihre erste Gitarre aus Pappe und Gummibändern

Inga Rumpf muss nicht gefallen. Es muss ihr gefallen. Beispielsweise das Publikum im Bürgerhaus, das ihr gespannt zuhörte, nachdem sie fragte: „Darf ich etwas vorlesen?“.Inga Rumpf geht 65 Jahre zurück. 1956: „Da war ich gerade zehn Jahre alt, Elvis kam, und ich bastelte mir aus Gummibändern und Pappe meine erste Gitarre.“ Weihnachten lag dann endlich eine richtige Gitarre unterm Baum, und sie spielte sich nachmittags ihren Schulfrust weg.

Sie wurde zum Vorbild der Nachbarskinder, die sich ebenfalls mit Gitarren eindeckten. „Aber vor dem Spielenkönnen steht das Üben, und so standen die meisten Gitarren bald in der Ecke“. Nur nicht die von Inga Rumpf, die als Tochter eines Seemanns und einer Schneiderin aus Ostpreußen in St. Pauli aufwuchs. „Bei uns wurden nur Halbsätze gesprochen, das musste reichen“, sagte sie trocken.

Als Peter Kraus in Inga Rumpfs Schulklasse kam

Bald wurde sie „Troubadourine“ genannt. Als Peter Kraus in ihre Schulklasse kam und sich neben sie setzte, kam die spätere Rockröhre aber erst einmal ins Stottern vor lauter Staunen. „Ich habe vor diesem Konzert geträumt, ich müsste für euch kochen – vielleicht beim nächsten Mal“, plauderte sie munter, griff in die Saiten ihrer Slide-Gitarre und stimmte ihren Song „Universe Of Dreams“ an.

Vor „Hold On – Slow Down“ erzählte sie von ihrem Landleben in der Wesermarsch: „Da ist das Leben wirklich anders, Hamburg ist auch schön, aber dort ist es einfach anders.“Die Frau, die neun Jahre lang für ein „Ausverkauft“ bei den Neujahrskonzerten im „Michel“ sorgte, interpretiert ihre Songs souverän mit ihrer sonor fundierten, klaren und prägnanten Altstimme, als Ballade, als Blues, als Rock, unaufgeregt und in sich ruhend – eine Geschichten-Erzählerin, eine Menschenfreundin, die es nicht nötig hat, ihre Musik mit zugemischten Sounds aufzumotzen, wie es von vielen Bluesern zu hören ist.

Ein Hauch Country sorgt für eine unerwartete Nuance

Faszinierend ist auch ihr straightes Spiel auf der Slide-Gitarre, die ihren balladesken Liedern einmal mit dem Steel-Charakter und zum zweiten mit einem Hauch Country eine oft unerwartete Nuance liefert, beispielsweise in „Lazy Day“, in dem sie den Blues rau über die Saiten und aus der Kehle schiebt.

„About You“ kündigte sie mit „Wir werden ja auch alle miteinander älter“ an, wobei ein zustimmendes Raunen durch den Bürgersaal ging, und interpretierte den Song ruhig und überlegen. Immer aber ließ Inga Rumpf ihren Musikern Joe Dinekelbach am Piano und Thomas Biller am Kontrabass Raum für ihre hörenswerten Soli. Zurück ins Jahr 1986 ging es mit „I Am I“, das sie als „Stück aus der wilden alten Zeit“ beschrieb.

Henstedt-Ulzburg: „Inga Rumpf begleitet uns schon seit unserer Jugend“

Für Karin (67) und Jürgen Thrun (71) aus Stuvenborn ist Inga Rumpf ein Star aus ihrer Jugend.
Für Karin (67) und Jürgen Thrun (71) aus Stuvenborn ist Inga Rumpf ein Star aus ihrer Jugend. © Heike Linde-Lembke | Heike Linde-Lembke

„Inga Rumpf begleitet uns schon seit unserer Jugend“, sagten Karin (67) und Jürgen Thrun (71), die aus Stuvenborn zum Konzert gekommen waren, und ergänzten: „Wir haben sie schon mit Frumpy gehört und hier im Bürgerhaus mit Joja Wendt, als der noch unbekannt war. Sie ist immer professioneller geworden und sich selbst und ihrem Stil treu geblieben.“